Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Kurioser Wechsel am Weingartener Lehrerseminar
Bisherige Leiter tauschen Arbeitsplätze
WEINGARTEN - Das staatliche Seminar für Didaktik und Lehrerbildung Weingarten (Berufliche Schulen und Gymnasium) hat seit dem 1. August eine neue Leiterin. Die 60-jährige Veronika Gulde tritt die Nachfolge von Harald Görlich an, der fortan das Stuttgarter Lehrerseminar leitet. Kurios ist der ganze Fall nicht nur, weil damit Gulde und Görlich ihre Posten tauschen. In den vergangenen Monaten hatte es jede Menge Unruhe am Stuttgarter Lehrerseminar gegeben, sodass sich letztlich sogar Kultusministerin Susanne Eisenmann persönlich in den Fall einschaltete. Während ihr Ministerium kaum Antworten auf die wichtigsten Fragen geben möchte, beklagt Gulde auf SZ-Nachfrage das Vorgehen der Stuttgarter Medien.
Konkret geht es um Berichterstattung, die sich teilweise auf anonyme Schreiben von Mitarbeitern des Lehrerseminars in Stuttgart an die Kultusministerin berufen hatte. In den Schreiben wurde vor allem Guldes Führungsstil scharf kritisiert. „Es gab sicherlich zwei, drei Leute, die mir Böses wollten“, sagt Gulde mit Blick auf ihr ehemaliges Seminar. Das habe, so vermutet sie, etwas mit Frust bei einigen Mitarbeitern zu tun, wenn diese bei Neubesetzungen nicht entsprechend zum Zuge gekommen seien. Solch scharfe Kritik an ihrem Führungsstil kann Gulde aber dennoch nicht nachvollziehen. „Offenheit, Transparenz und Kommunikation sind mir sehr wichtig“, sagt die 60-Jährige. „Das, was in der Zeitung stand, bin ich nicht.“Sie hätte sich gewünscht, dass die Mitarbeiter auf sie zugegangen wären, anstatt anonyme Briefe zu schreiben.
Ministerin schaltet sich ein
Für noch mehr Unruhe sorgte dann ein Urteil des Verwaltungsgerichtshofs Baden-Württemberg (VGH). Dieser rügte die Besetzung einer Bereichsleiterstelle am Lehrerseminar. Da ein Bewerber eventuell bevorzugt worden sein soll, musste die Stelle noch einmal neu ausgeschrieben werden. Daraufhin schaltete sich Susanne Eisenmann persönlich ein. „Frau Kultusministerin Dr. Eisenmann war und ist es ein besonderes Anliegen, dass an beiden Seminaren im Interesse der angehenden Lehrkräfte eine auf die zweite Phase der Lehrerbildung fokussierte Arbeit geleistet werden kann. Um diese Rahmenbedingungen sicherzustellen, hat sie sich persönlich stark eingebracht“, erklärte die Pressestelle des Kultusministeriums auf Nachfrage. Zu den genauen Hintergründen für das Eingreifen wollte sich das Ministerium mit dem Verweis auf die Vertraulichkeit von Personalangelegenheiten nicht äußern.
Doch nach all den Querelen scheint der Wechsel auch von allen Seiten gewünscht worden zu sein. Schließlich stammt Gulde aus der Region, ist in Scheer geboren, in Mengen und Sigmaringen zur Schule gegangen und hat bereits von 1986 bis 1990 in Tettnang als Berufschullehrerin gearbeitet. Danach zog es sie ins Kultusministerium nach Stuttgart, wo sie zunächst als Referentin, später als Referatsleiterin arbeitete. 2004 folgte dann der Wechsel zum Stuttgarter Lehrerseminar.
Wechsel stand schon im Raum
Doch der Wunsch, zurück in die Region zu kehren, sei schon damals vorhanden gewesen, versichert Gulde und verweist auf die Nähe zu ihren betagten Eltern, die immer noch in der Region wohnen. Daher sei sie stets mit Harald Görlich in Kontakt gewesen. „Das Seminar Weingarten hat schon immer gelockt. Es war schon angedacht, dass der Wechsel kommt“, sagt sie. Schon im Jahr 2010 hätte der Wechsel stattfinden sollen, sei dann aber sehr kurzfristig gescheitert. Daher sei sie jetzt auch sehr zufrieden, dem Weingartener Seminar vorzustehen, das hervorragende Arbeit leiste und wo sie sehr herzlich empfangen worden sei.