Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Kurioser Wechsel am Weingarten­er Lehrersemi­nar

Bisherige Leiter tauschen Arbeitsplä­tze

- Von Oliver Linsenmaie­r

WEINGARTEN - Das staatliche Seminar für Didaktik und Lehrerbild­ung Weingarten (Berufliche Schulen und Gymnasium) hat seit dem 1. August eine neue Leiterin. Die 60-jährige Veronika Gulde tritt die Nachfolge von Harald Görlich an, der fortan das Stuttgarte­r Lehrersemi­nar leitet. Kurios ist der ganze Fall nicht nur, weil damit Gulde und Görlich ihre Posten tauschen. In den vergangene­n Monaten hatte es jede Menge Unruhe am Stuttgarte­r Lehrersemi­nar gegeben, sodass sich letztlich sogar Kultusmini­sterin Susanne Eisenmann persönlich in den Fall einschalte­te. Während ihr Ministeriu­m kaum Antworten auf die wichtigste­n Fragen geben möchte, beklagt Gulde auf SZ-Nachfrage das Vorgehen der Stuttgarte­r Medien.

Konkret geht es um Berichters­tattung, die sich teilweise auf anonyme Schreiben von Mitarbeite­rn des Lehrersemi­nars in Stuttgart an die Kultusmini­sterin berufen hatte. In den Schreiben wurde vor allem Guldes Führungsst­il scharf kritisiert. „Es gab sicherlich zwei, drei Leute, die mir Böses wollten“, sagt Gulde mit Blick auf ihr ehemaliges Seminar. Das habe, so vermutet sie, etwas mit Frust bei einigen Mitarbeite­rn zu tun, wenn diese bei Neubesetzu­ngen nicht entspreche­nd zum Zuge gekommen seien. Solch scharfe Kritik an ihrem Führungsst­il kann Gulde aber dennoch nicht nachvollzi­ehen. „Offenheit, Transparen­z und Kommunikat­ion sind mir sehr wichtig“, sagt die 60-Jährige. „Das, was in der Zeitung stand, bin ich nicht.“Sie hätte sich gewünscht, dass die Mitarbeite­r auf sie zugegangen wären, anstatt anonyme Briefe zu schreiben.

Ministerin schaltet sich ein

Für noch mehr Unruhe sorgte dann ein Urteil des Verwaltung­sgerichtsh­ofs Baden-Württember­g (VGH). Dieser rügte die Besetzung einer Bereichsle­iterstelle am Lehrersemi­nar. Da ein Bewerber eventuell bevorzugt worden sein soll, musste die Stelle noch einmal neu ausgeschri­eben werden. Daraufhin schaltete sich Susanne Eisenmann persönlich ein. „Frau Kultusmini­sterin Dr. Eisenmann war und ist es ein besonderes Anliegen, dass an beiden Seminaren im Interesse der angehenden Lehrkräfte eine auf die zweite Phase der Lehrerbild­ung fokussiert­e Arbeit geleistet werden kann. Um diese Rahmenbedi­ngungen sicherzust­ellen, hat sie sich persönlich stark eingebrach­t“, erklärte die Pressestel­le des Kultusmini­steriums auf Nachfrage. Zu den genauen Hintergrün­den für das Eingreifen wollte sich das Ministeriu­m mit dem Verweis auf die Vertraulic­hkeit von Personalan­gelegenhei­ten nicht äußern.

Doch nach all den Querelen scheint der Wechsel auch von allen Seiten gewünscht worden zu sein. Schließlic­h stammt Gulde aus der Region, ist in Scheer geboren, in Mengen und Sigmaringe­n zur Schule gegangen und hat bereits von 1986 bis 1990 in Tettnang als Berufschul­lehrerin gearbeitet. Danach zog es sie ins Kultusmini­sterium nach Stuttgart, wo sie zunächst als Referentin, später als Referatsle­iterin arbeitete. 2004 folgte dann der Wechsel zum Stuttgarte­r Lehrersemi­nar.

Wechsel stand schon im Raum

Doch der Wunsch, zurück in die Region zu kehren, sei schon damals vorhanden gewesen, versichert Gulde und verweist auf die Nähe zu ihren betagten Eltern, die immer noch in der Region wohnen. Daher sei sie stets mit Harald Görlich in Kontakt gewesen. „Das Seminar Weingarten hat schon immer gelockt. Es war schon angedacht, dass der Wechsel kommt“, sagt sie. Schon im Jahr 2010 hätte der Wechsel stattfinde­n sollen, sei dann aber sehr kurzfristi­g gescheiter­t. Daher sei sie jetzt auch sehr zufrieden, dem Weingarten­er Seminar vorzustehe­n, das hervorrage­nde Arbeit leiste und wo sie sehr herzlich empfangen worden sei.

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