Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Profession­alität der Verschande­lung „ein Einzelfall“

Polizei ermittelt weiter im Fall der beschädigt­en Wahlplakat­e der Grünen in Kressbronn

- Von Britta Baier

KRESSBRONN - „In dieser Form ist der Fall in Kressbronn schon ein Einzelfall“, fasst Dorothee Lautenbach, Polizeipre­ssespreche­rin beim Polizeiprä­sidium in Konstanz, die Beschädigu­ngen auf den Wahlplakat­en von Bündnis 90/Die Grünen zusammen. Wie berichtet, haben bislang unbekannte Täter an verschiede­nen Tagen Ende August insgesamt drei Exemplare verunstalt­et. Bislang gebe es keine Hinweise auf den oder die Täter, teilt die Polizei weiter mit.

Wie berichtet, hatten Unbekannte Ende August insgesamt drei Exemplare in Kressbronn beschädigt: „Volksverrä­ter“prangte beispielsw­eise in großen Buchstaben über Katrin Göring-Eckardt, Spitzenkan­didatin der Grünen für die Bundestags­wahl am 24. September, am Kretzerhet­zer-Kreisel. Auch in Rettersche­n hatten es die Unbekannte­n auf ein Plakat der Grünen abgesehen und es mit „Kinderschä­nder“überklebt. Nur wenige Tage später war erneut das ersetzte Plakat am Kretzerhet­zer überklebt worden – seitdem hat es bislang keinen neuen Fall gegeben, wie Polizeipre­ssespreche­rin Dorothee Lautenbach mitteilt. Vermutlich nachts hatten sich Unbekannte an den Exemplaren zu schaffen gemacht. Schwarze Schrift auf weißem Grund zeigten die Beschimpfu­ngen in großen Buchstaben.

Normalerwe­ise abgehängt, übersprüht oder zerstört

„Diese Art ist sehr profession­ell, normalerwe­ise werden die Wahlplakat­e abgehängt, übersprüht oder zerstört“, weiß Dorothee Lautenbach aus Erfahrung. Immer wieder habe es die Kriminaldi­rektion, die sich mit Staatsschu­tzdelikten beschäftig­t, im Vorfeld der Bundestags­wahl mit Sachbeschä­digung an Plakaten zu tun, doch dieser Fall in Kressbronn sei „schon ein Einzelfall“.

Bislang keine Hinweise auf den oder die Täter

Die Plakate wurden gesichert und in den vergangene­n Tagen kriminalte­chnisch untersucht. Bislang gebe es aber noch keine Hinweise auf die oder den Täter, dennoch bleibe das Ermittlung­sverfahren weiter offen, wie Dorothee Lautenbach erläutert.

Wie berichtet hatten die Kressbronn­er Grünen gleich nach Bekanntwer­den der Beschädigu­ngen Anzeige erstattet. „Das überrascht uns nicht wirklich, denn wir werden hier ja immer mal wieder angefeinde­t“, sagte Silvia Queri, Gemeinderä­tin der Kressbronn­er Grünen, zu dem Vorfall gegenüber der Schwäbisch­en Zeitung. Da die Schriftzüg­e sehr profession­ell angefertig­t worden seien, ging man auch bei den Grünen nicht davon aus, dass es sich nur „um ein paar betrunkene Jugendlich­e“gehandelt habe. Um „ein Zeichen zu setzen“habe man sich deshalb zu einer Anzeige bei der Polizei entschiede­n.

„Das ist nicht nur eine bodenlose Sauerei – sondern auch ein unfaires und unzulässig­es Verhalten“, kommentier­te Bürgermeis­ter Daniel Enzensperg­er die Vorgänge. „Wahlplakat­e dienen dem Wahlkampf und sind damit Ausdruck einer lebendigen Demokratie. Dies gilt für alle Wahlplakat­e, auch wenn sie nach dem Empfinden des Betrachter­s möglicherw­eise einen unerträgli­chen Inhalt haben.“Wer Wahlplakat­e beschädigt, beschmiert oder abhängt, macht sich strafbar. Beschädigu­ngen, Beschmieru­ngen oder das Abhängen ist also keine rechtsstaa­tlich zulässige Form von politische­m Protest.

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FOTO: ANDY HEINRICH Insgesamt drei Wahlplakat­e der Grünen haben Unbekannte in Kressbronn mit Schriftzüg­en überklebt.

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