Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Bürgerbus: Betroffene sollen sich äußern
Zwei Konzepte stehen zur Auswahl: ein taktgebundenes und ein Rufsystem.
LAIMNAU - Bürgerbus oder sozialer Fahrdienst: Bei einer Informationsveranstaltung, moderiert vom Langnauer Ortsvorsteher Peter Bentele, im gut gefüllten Foyer der Argentalhalle in Laimnau ist das jetzt die große Frage gewesen. Eine Antwort, welches Modell das richtige für die Region ist, gibt es noch nicht, aber Ingo Kitzmann, ein Experte für Bürgermobilität, hat wieder etwas mehr Klarheit in das Thema gebracht.
Zur Entscheidungsfindung soll jetzt eine Befragung der Bürger aller Altersgruppen beitragen. Ingo Kitzmann ist ehemaliger Lehrbeauftragter an der Dualen Hochschule in Ravensburg. Mit Studenten hat er immer wieder Projekte dieser Art begleitet. Er ermunterte dazu, solche Teams aus der Bürgerschaft herauszubilden und wird für die Interviews einen Leitfaden entwickeln.
Beide Systeme haben jeweils andere Stärken. Bei der letzten Informationsveranstaltung im Juli hatte Hans Roman vom Verein „BürgerMobilität Amtzell“das Modell des sozialen Fahrdienstes vorgestellt. Engelbert Sachs berichtete damals von den Erfahrungen mit dem Meckenbeurer Bürgermobil. Für das neu zu schaffende Modell schlug Kitzmann in Anlehnung an das Meckenbeurer Emma-Mobil schon mal den Namen „Lisa (Leben im schönen Argental)“vor.
Während beim nicht an einen Fahrplan gebundenen, sozialen Fahrdienst zwei Drittel der beförderten Fahrgäste förderwürdig sein müssen – in diese Gruppe fallen etwa Jugendliche, Alte oder Behinderte – ist der Bürgerbus mit festem Takt eine Ergänzung der Linienbusse. Das Hauptproblem in letzterem Fall ist laut Kitzmann die sinnvolle Verknüpfung mit bestehenden Linien.
Die Anforderungen, die erfragt werden sollen, können ebenfalls sehr unterschiedlich sein. So seien Senioren eher vormittags unterwegs, während Jugendliche so ein Angebot eben eher am Nachmittag nach der Schule brauchten, so Kitzmann. Zu klären sei auch: „Was ist am Wochenende oder am Abend?“Schließlich werden beide Modelle von ehrenamtlichen Helfern betreut. Offen sei vor dem Hintergrund auch die Frage, was man aus eigener Kraft schaffe und wo man Untersützung von anderen bräuchte, wie etwa vom Verkehrsverbund bodo, den Gemeinden oder von Busunternehmen.
Positive Rückmeldungen, aber auch kritische Töne
Die Rückmeldungen der Zuhörer waren hier durchaus positiv. Es gab praktische Fragen, etwa wie die Interviews der Betroffenen laufen sollen, bis hin zu Überlegungen, welches Fahrzeugmodell besonders gut für Rollstuhlfahrer geeignet sei.
Kritische Töne gab es aber auch: So sagte Georg Dittus vom Stadtseniorenrat, dass es hier ja durchaus schon eine Festlegung des Gremiums auf das Strauss-Rufbusmodell gegeben habe, das im Gemeinderat vorgestellt worden sei. Als wichtig erachte er ein Modell mit einem festen Taktfahrplan, gerade aufgrund der Größe des Gebiets. Peter Bentele warf ein, dass das Strauss-Modell zum damaligen Zeitpunkt ja das einzige gewesen sei, das zur Disposition gestanden habe. Das bestätigte auch Ramona Müller von der Stadt Tettnang, die das Projekt betreut: „Die Idee Ehrenamtlicher gab es am Anfang noch gar nicht.“
Einspruch gab es von Neukirchs Bürgermeister Reinhold Schnell und seinem Vize, Adrian Strauß. „Unerwartet und unkoordiniert“sei das Ganze, sagte Strauß in Bezug darauf, dass Neukirch ja scheinbar schon als fester Partner im Projekt hinterlegt sei. Mit Blick auf die ausliegenden Listen, in die sich Interessierte eintragen konnten, sagte er: „Wir sind nicht in der Lage und auch nicht gewillt, jetzt Listen auszufüllen.“Schnell und Strauß möchten erst die Neukircher über die Möglichkeiten informieren, so Schnell.
Die Meckenbeurer Willi König und Karl-Heinz Heyse, die beim dortigen Bürgermobil aktiv sind, ermunterten die Anwesenden, sich nicht zu verkopfen. Heyse sagte stimmgewaltig und emotional: „Gründet erst den Verein, dann kommt das schon ins Laufen. Bringt das Ding erst mal auf die Beine.“