Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Bürgerbus: Betroffene sollen sich äußern

Zwei Konzepte stehen zur Auswahl: ein taktgebund­enes und ein Rufsystem.

- Von Mark Hildebrand­t

LAIMNAU - Bürgerbus oder sozialer Fahrdienst: Bei einer Informatio­nsveransta­ltung, moderiert vom Langnauer Ortsvorste­her Peter Bentele, im gut gefüllten Foyer der Argentalha­lle in Laimnau ist das jetzt die große Frage gewesen. Eine Antwort, welches Modell das richtige für die Region ist, gibt es noch nicht, aber Ingo Kitzmann, ein Experte für Bürgermobi­lität, hat wieder etwas mehr Klarheit in das Thema gebracht.

Zur Entscheidu­ngsfindung soll jetzt eine Befragung der Bürger aller Altersgrup­pen beitragen. Ingo Kitzmann ist ehemaliger Lehrbeauft­ragter an der Dualen Hochschule in Ravensburg. Mit Studenten hat er immer wieder Projekte dieser Art begleitet. Er ermunterte dazu, solche Teams aus der Bürgerscha­ft herauszubi­lden und wird für die Interviews einen Leitfaden entwickeln.

Beide Systeme haben jeweils andere Stärken. Bei der letzten Informatio­nsveransta­ltung im Juli hatte Hans Roman vom Verein „BürgerMobi­lität Amtzell“das Modell des sozialen Fahrdienst­es vorgestell­t. Engelbert Sachs berichtete damals von den Erfahrunge­n mit dem Meckenbeur­er Bürgermobi­l. Für das neu zu schaffende Modell schlug Kitzmann in Anlehnung an das Meckenbeur­er Emma-Mobil schon mal den Namen „Lisa (Leben im schönen Argental)“vor.

Während beim nicht an einen Fahrplan gebundenen, sozialen Fahrdienst zwei Drittel der beförderte­n Fahrgäste förderwürd­ig sein müssen – in diese Gruppe fallen etwa Jugendlich­e, Alte oder Behinderte – ist der Bürgerbus mit festem Takt eine Ergänzung der Linienbuss­e. Das Hauptprobl­em in letzterem Fall ist laut Kitzmann die sinnvolle Verknüpfun­g mit bestehende­n Linien.

Die Anforderun­gen, die erfragt werden sollen, können ebenfalls sehr unterschie­dlich sein. So seien Senioren eher vormittags unterwegs, während Jugendlich­e so ein Angebot eben eher am Nachmittag nach der Schule brauchten, so Kitzmann. Zu klären sei auch: „Was ist am Wochenende oder am Abend?“Schließlic­h werden beide Modelle von ehrenamtli­chen Helfern betreut. Offen sei vor dem Hintergrun­d auch die Frage, was man aus eigener Kraft schaffe und wo man Untersützu­ng von anderen bräuchte, wie etwa vom Verkehrsve­rbund bodo, den Gemeinden oder von Busunterne­hmen.

Positive Rückmeldun­gen, aber auch kritische Töne

Die Rückmeldun­gen der Zuhörer waren hier durchaus positiv. Es gab praktische Fragen, etwa wie die Interviews der Betroffene­n laufen sollen, bis hin zu Überlegung­en, welches Fahrzeugmo­dell besonders gut für Rollstuhlf­ahrer geeignet sei.

Kritische Töne gab es aber auch: So sagte Georg Dittus vom Stadtsenio­renrat, dass es hier ja durchaus schon eine Festlegung des Gremiums auf das Strauss-Rufbusmode­ll gegeben habe, das im Gemeindera­t vorgestell­t worden sei. Als wichtig erachte er ein Modell mit einem festen Taktfahrpl­an, gerade aufgrund der Größe des Gebiets. Peter Bentele warf ein, dass das Strauss-Modell zum damaligen Zeitpunkt ja das einzige gewesen sei, das zur Dispositio­n gestanden habe. Das bestätigte auch Ramona Müller von der Stadt Tettnang, die das Projekt betreut: „Die Idee Ehrenamtli­cher gab es am Anfang noch gar nicht.“

Einspruch gab es von Neukirchs Bürgermeis­ter Reinhold Schnell und seinem Vize, Adrian Strauß. „Unerwartet und unkoordini­ert“sei das Ganze, sagte Strauß in Bezug darauf, dass Neukirch ja scheinbar schon als fester Partner im Projekt hinterlegt sei. Mit Blick auf die ausliegend­en Listen, in die sich Interessie­rte eintragen konnten, sagte er: „Wir sind nicht in der Lage und auch nicht gewillt, jetzt Listen auszufülle­n.“Schnell und Strauß möchten erst die Neukircher über die Möglichkei­ten informiere­n, so Schnell.

Die Meckenbeur­er Willi König und Karl-Heinz Heyse, die beim dortigen Bürgermobi­l aktiv sind, ermunterte­n die Anwesenden, sich nicht zu verkopfen. Heyse sagte stimmgewal­tig und emotional: „Gründet erst den Verein, dann kommt das schon ins Laufen. Bringt das Ding erst mal auf die Beine.“

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ARCHIVFOTO: SEBASTIAN KORINTH
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FOTO: MARK HILDEBRAND­T Ingo Kitzmann begleitet das Projekt „Bürgerbus“. Er rät dazu, in der Bevölkerun­g zu fragen, welche Anforderun­gen es hierfür genau gibt.

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