Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Unterreitnau bekommt schnelles Internet
Mit Zuschüssen des Freistaats soll jeder Haushalt einen Breitbandanschluss erhalten
LINDAU - In etwa einem Jahr soll jeder Haushalt in Unterreitnau eine schnelle Internetverbindung haben. Mit Zuschüssen des Freistaats Bayern wird die Telekommunikation Lindau (TKLi) der Stadtwerke Glasfaserkabel nicht nur in Unterreitnau und den Weilern, sondern auch zu einzelnen Höfen verlegen. Bis die Arbeiten abgeschlossen sind, wird es noch etwa ein Jahr dauern.
Der Stadtrat hat in seiner jüngsten Sitzung den letzten Beschluss getroffen, der noch nötig war. Mit dem Grundsatzbeschluss erklärten sich die Räte auch einverstanden, dass die Stadt Lindau etwa 70 000 Euro zahlt. Etwa 160 000 Euro soll der Freistaat tragen. Gemeinsam zahlen Stadt und Freistaat damit den Betrag, der laut TKLi fehlt, damit sie das Breitbandnetz in dem dünn besiedelten Bereich wirtschaftlich betreiben kann.
Claus Bihl, der in der Stadtverwaltung für die Versorgung der Bürger mit schnellem Internet verantwortlich ist, erläutert auf Anfrage der Lindauer Zeitung, warum der Stadtratsbeschluss immer noch nicht den Startschuss für die Bauarbeiten gibt. Zwar habe die Stadt inzwischen die Genehmigung der Regierung von Schwaben, dass die Arbeiten beginnen dürften, ohne dass Lindau Gefahr laufen würde, den Zuschuss zu verlieren. Aber es fehlt noch der Bescheid über das Geld. Und ohne diesen Bescheid werden die Stadtwerke keine Aufträge vergeben. Denn sollte wider Erwarten doch noch was dazwischenkommen, bliebe die TKLi auf den Kosten sitzen. Das aber kann sich das Unternehmen nicht leisten, das gerade auf dem Weg heraus aus den roten Zahlen ist. „Da waren viele Dinge zu klären“, fasst Bihl zusammen, warum das Verfahren so lange dauert. Immerhin ist es mehr als anderthalb Jahre her, dass der Finanzausschuss grundsätzlich den Breitbandausbau in Unterreitnau beschlossen und die Verwaltung beauftragt hat, Zuschüsse vom Freistaat zu holen. Das habe sich aber als nicht so einfach herausgestellt.
Laut Bihl musste die Verwaltung zunächst nachweisen, dass Unterreitnau ein sogenannter weißer Fleck im Breitbandatlas ist, dass es also tatsächlich keinen Anbieter gibt, der dort schnelles Internet anbietet. Nachdem dieser Nachweis erbracht war, musste die Stadt die möglichen Anbieter anfragen, wer denn Interesse hätte, die Haushalte zu versorgen. Wobei es in diesem Fall nicht nur um Unterreitnau selbst und die größeren Weiler geht, wie Bihl hinzufügt: „Da muss wirklich jeder Hof erschlossen werden.“
Neben der TKLi habe auch die Deutsche Telekom ein Angebot abgegeben. Die wurden dann hinsichtlich Preis und anderer Kriterien nach einem Punktesystem verglichen, wobei die TKLi am besten abgeschnitten habe. Stadt und Stadtwerke hätten daraufhin alle geforderten Unterlagen zusammengestellt und diese im Mai an die Regierung von Schwaben geschickt. Vor den Sommerferien habe die Behörde darauf hingewiesen, dass der Stadtrat noch den letzten Beschluss treffen muss. Jetzt hofft Bihl auf den formellen Förderbescheid. Denn angesichts der Baukonjunktur ist es unsicher, wie schnell die Stadtwerke dann Firmen finden, welche die Arbeiten übernehmen. Stadtwerkechef Thomas Gläßer rechnet deshalb damit, dass es etwa ein Jahr dauern wird, bis die Glasfaserkabel wirklich auf alle Höfe gelegt sind. Das hänge natürlich auch vom Wetter und vor allem vom bevorstehenden Winter ab.
Bis zu 100 Megabit pro Sekunde
Betroffen sind laut Gläßer 200 Haushalte in Unterreitnau, Rickatshofen, Bechtersweiler, Dürren, Eggatsweiler, Hörbolz, Hörbolzmühle und Rengersweiler. In manchen Siedlungen werde die TKLi künftig bis zu 100 Megabit pro Sekunde anbieten können, grundsätzlich sollte jeder Haushalt aber nach dem Ausbau über mindestens 30 Megabit pro Sekunde verfügen können.
Gläßer kündigt zudem an, dass die Stadtwerke einen Großteil der Kabel mittels Pflugtechnik etwa 80 Zentimeter tief durch Wiesen verlegen wollen. Vorher seien Verträge mit den Eigentümern nötig, wobei Gläßer nicht mit Problemen rechnet, denn es kommen bereits viele Nachfragen aus Unterreitnau, wann das schnelle Internet denn komme.