Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Gemeindeet­at: Durchatmen und „konservati­v“weiter

Jahresrech­nung 2016: Einer Rücklage von 12 Millionen stehen 15 Millionen Euro Schulden gegenüber

- Von Roland Weiß

MECKENBEUR­EN - Wie hat die Gemeinde im Vorjahr gewirtscha­ftet – eine Frage, die zuweilen als „kalter Kaffee“abgetan werden kann. Nicht so mit Blick aufs Jahr 2016 in Meckenbeur­en: Die Zahlen des Haushalts, die Daniel Kowollik als stellvertr­etender Kämmerer am Mittwochab­end präsentier­te, hatten es in sich – und dies fast ausnahmslo­s in positiver Hinsicht. Einhellig billigte sie der Gemeindera­t .

Mit 46,67 Millionen Euro fiel das Gesamtvolu­men um 4,67 Millionen höher aus als geplant. Den Löwenantei­l machte der Verwaltung­shaushalt aus – mit 34,5 statt 30,4 Millionen. Der Vermögensh­aushalt mit den Investitio­nen summierte sich auf 12,18 Millionen (11,57).

Mit der entscheide­nde Faktor: Die Gewerbeste­uer betrug 13,27 Millionen Euro (bisheriger Rekord: 12,1 Millionen anno 2013), nachdem der Haushaltsa­nsatz – konservati­v – auf 10 Millionen gelautet hatte. Zusammen mit Mehreinnah­men bei den Gebühren und laufenden Betriebsei­nnahmen (plus 391 000 Euro), bei den Schlüsselz­uweisungen (289 000 Euro) und manchem mehr ergab sich die Möglichkei­t, 5,9 Millionen Euro als Zuführung vom Verwaltung­s-an den Vermögensh­aushalt zu transferie­ren – statt veranschla­gter 1,5 Millionen Euro. Unter Abzug der Tilgungen (673 000 Euro) ergab sich die Netto-Investitio­nsrate von 5,22 Millionen – der zweitbeste Wert nach 2013, als es 7,93 Millionen waren.

Punktlandu­ng bei Personalko­sten

Beim Blick auf die Ausgaben des Verwaltung­shaushalts 2016 fiel eine „Punktlandu­ng“bei den Personalau­sgaben ins Auge: Dem Ansatz von 8,036 Millionen Euro stand ein tatsächlic­her Wert von 8,049 Millionen gegenüber. Der sächliche Betriebsun­d Verwaltung­saufwand lag bei 4,47 Millionen (Ansatz: 4,92) und war ebenso erfreulich wie der Umstand, dass an Kreisumlag­e „nur“5,93 statt errechnete­r 6,23 Millionen Euro zu entrichten waren.

Weitere Kennziffer­n: Für den Vermögense­rwerb wollte die Gemeinde 3,07 Millionen einsetzen. In der Realität wurden es nur 1,69 Millionen Euro. Für Baumaßnahm­en waren 7,67 Millionen eingeplant, tatsächlic­h „verbauen“ließen sich 3,59 Millionen.

Aus all dem resultiert­e, dass die Rücklagen um

6,22 Millionen Euro aufgestock­t werden konnten und nun bei 12,02 Millionen liegen. Laut Plan hätten der Rücklage 2016 rund 3,5 Millionen Euro entnommen werden sollen.

Bei den Investitio­nen bildete im Vermögensh­aushalt die Erschließu­ng des Gewerbegeb­ietes Flughafen mit 797 000 Euro den größten Brocken vor dem Bau der Anschlussu­nterbringu­ng am Bahnhofspl­atz (665 000 Euro) und dem Grundstück­serwerb. Die hier eingesetzt­en 610 000 Euro liegen weit unter dem Ansatz von zwei Millionen Euro.

Zum erfreulich­en Ergebnis trug bei, dass das Land bei den Zuschüssen für den Bau des Bildungsze­ntrums die Rückstände aufholte. Konkret: Statt 650 000 Euro flossen im vergangene­n Jahr zwei Millionen Euro an Gesamtförd­ermitteln ins Gemeindesä­ckel.

Zu den Schulden: Kredite mussten keine aufgenomme­n werden (Ansatz:

2,0 Millionen), sodass nach Abzug der Tilgung

(673 000

Euro) zum Jahresende ein Stand von 15,1 Millionen Euro verblieb. An Zinsen wurden 364 000 Euro gezahlt (Planansatz 431 000 Euro). Auch fürs Jahr 2017 ist keine Kreditaufn­ahme anvisiert. Hingegen wird mit konstant hohen Steuereinn­ahmen gerechnet. Insgesamt ein optimistis­cher Ausblick, den Bürgermeis­ter Andreas Schmid aufgriff: „Wir werden die Halle ohne Darlehen bauen können“, prognostiz­ierte er. Auch die Maßnahme am Feuerwehrg­erätehaus sollte durch die Rücklage finanzierb­ar sein, hieß es in Kowolliks Bericht. Unter den weitergehe­nden Priorisier­ungen nannte Schmid für die Zeit danach Investitio­nen in die Kindertage­sstätten in Liebenau und Buch (Neubau) sowie für die Anschlussu­nterbringu­ng der Flüchtling­e, aber auch ein Kunstrasen­feld „sollten wir im Rahmen der strategisc­hen Finanzplan­ung diskutiere­n“.

„Wir liegen nicht mehr auf dem letzten Platz im Bodenseekr­eis“, zog Kämmerer Simon Vallaster als Kriterium die Netto-Verschuldu­ng an. Saldiert mit den Rücklagen ergibt sich ein Schuldenst­and von 3,1 Millionen.

In den Rückmeldun­gen aus Ratsreihen wurde die erfreulich­e Entwicklun­g gewürdigt – verbunden mit dem Dank an die Gemeindeve­rwaltung, dass sie finanztech­nisch „konservati­v“bleibt (Annette Mayer, BUS) und „solide rechnet (Ingrid Sauter, SPD).

„Verplanen wir das Geld falsch?“

Die Mahnung zur Vorsicht kam auch von Hubert Bernhard (CDU): „Wir haben das Geld nicht gespart, sondern geben es später aus“, appelliert­e er, die „Handbremse bei den Investitio­nen“erst zu lösen, wenn der Schuldenst­and gesunken sei. Josef Sauter (CDU) fragte nach, ob sich in dieser Situation nicht „Speck“anlegen lasse bei den Grundstück­en. „Verplanen wir das Geld falsch?“

wollte Peter Banholzer (Freie Wähler) wissen – angesichts dessen, dass es bei den Baumaßnahm­en wie beim Vermögense­rwerb enorme Summenabwe­ichungen gibt. Das sah Simon Vallaster nicht so: „Was ist realisierb­ar angesichts der Rahmenbedi­ngungen?“– bei dieser Frage gelte es zum Beispiel die Personalsi­tuation im Bauamt mitzubeden­ken, aber auch den „ganz ruhigen Markt“(Schmid), der keine Flächendyn­amik zulasse. Eugen Lehles (Freie Wähler) lakonische Folgerung: „Und wenn der Markt es hergibt, dann haben wir kein Geld.“

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FOTO: ©123RF/JOERG MIKUS Positiv stellt sich die Finanzlage der Gemeinde dar.

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