Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Die Jagd ist eröffnet

- Von Andreas Müller ●» andreas.mueller@schwaebisc­he.de

Seine AfD-Fraktion werde sie jagen, hat Alexander Gauland der kommenden Bundesregi­erung ausreichen­d martialisc­h angedroht. Nun, so wie es im Moment ausschaut, finden die ersten Jagden zunächst einmal innerhalb der Alternativ­e für Deutschlan­d statt. Frauke Petry und ihr Ehemann Marcus Pretzell treiben Gauland, Alice Weidel und Jörg Meuthen vor sich her. Oder ist es umgekehrt? Das Bild, das die AfD zwei Tage nach ihrem Wahlerfolg abgibt, ist verheerend. Viele Beobachter haben solche chaotische­n Zustände durchaus erwartet. In diesem Fall handelt es sich aber offenbar um ein Chaos mit Ansage.

Bereits im April hat das Recherchez­entrum „Correctiv“von Plänen für eine erneute Spaltung der AfD nach den Wahlen in NordrheinW­estfalen und im Bund berichtet. Ausgestatt­et mit den Mandaten – und auch mit den personelle­n und finanziell­en Mitteln – aus den Parlamente­n wolle das Lager um Petry und Pretzell die AfD-Fraktionen verlassen und eine neue Partei gründen, schrieb „Correctiv“. Was sich an den beiden vergangene­n Tagen in der AfD abgespielt hat, spricht für die Qualität der Recherche. Und es spricht Bände über die Unfähigkei­t dieser AfD, eine echte realpoliti­sche Alternativ­e rechts der Union zu sein.

Knapp 5,9 Millionen Menschen haben am Sonntag die AfD gewählt. Nur eine Minderheit von ihnen hat dies getan, weil ihr die völkisch-rassistisc­hen Ausfälle einer Reihe von Parteigran­den gefallen. Die Mehrheit der AfD-Wähler sind keine Rechtsextr­emen. Es sind Menschen, die die konservati­ve Politik der früheren CDU vermissen und der angeblich gemäßigten Parteichef­in Frauke Petry geglaubt haben, ihre AfD stünde dafür.

Bleiben wird nach den Jagdszenen in der AfD-Fraktion wohl ein weitgehend marginalis­iertes Lager um Frauke Petry, eine größere Gruppe, die weiter auf eine bösartig-destruktiv­e Politik gegen eine vorgeblich­e Überfremdu­ng setzen wird. Und es bleiben vor allem viele AfD-Wähler, die ernüchtert feststelle­n müssen, dass mit ihren Stimmen Schindlude­r getrieben wird.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany