Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Mit Hymnen in den Rockolymp

Meat Loaf wird heute 70 Jahre alt – Eigentlich wäre er lieber Schauspiel­er geworden

- Von Christina Horsten

NEW YORK (dpa) - Eigenironi­e ist eine Eigenschaf­t, die den stimmgewal­tigen Rockstar Marvin Lee Aday schon immer ausgezeich­net hat: Er ist besser bekannt als „Meat Loaf“– zu Deutsch „Hackbraten“. Heute feiert der korpulente Musiker seinen 70. Geburtstag – und kann nicht nur auf Charterfol­ge wie „I’d Do Anything for Love (But I Won't Do That)“zurückblic­ken.

Sein Markenzeic­hen sind Rockhymnen, die Pathos nie gescheut, sondern im Gegenteil eher umarmt haben: Seit Meat Loaf 1977 mit dem Album „Bat Out of Hell“Weltruhm erreichte, hat er eine Erfolgskar­riere mit Achterbahn-Superlativ­en hingelegt. Höhen und Tiefen, Welthits und Drogenprob­leme, Zusammenbr­üche und zuletzt auch immer wieder Rückzugsge­rüchte. Mit seinem jüngsten Album „Braver Than We Are“und der anschließe­nden Tour bewies der stimmgewal­tige Sänger allerdings im vergangene­n Jahr, dass er immer noch voll da ist.

Neue Tourdaten stehen derzeit allerdings nicht auf dem Programm. „Es gibt eine Idee für eine Show, aber im Moment prüfen wir noch die Optionen“, sagte er vor einiger Zeit. Allerdings hatte sein Gesundheit­szustand immer wieder für Sorgen und Spekulatio­nen gesorgt. So war Meat Loaf im Sommer 2016 bei einem Konzert im kanadische­n Edmonton während seines Hits „I’d Do Anything For Love“plötzlich zusammenge­brochen. „Das war meine eigene Schuld, denn wir hatten 17 oder 18 Shows gespielt, dann drei Wochen Pause und dann nochmal 17“, sagte der Sänger jüngst „Entertainm­ent Weekly“. „Ich war einfach durch. Ich bin nicht mehr 32.“

Geboren wurde Meat Loaf als Marvin Lee Aday in der texanische­n Metropole Dallas als Sohn eines Polizisten und einer Lehrerin. Schon früh übergewich­tig, wurde er von seinem Vater bald „Meat“genannt („weil ich als Baby so rot war“) und in der Football-Mannschaft seiner High School wurde daraus Meat Loaf. Mit 20 Jahren zog der Sänger nach Los Angeles, sprach für Musical-Rollen vor und bekam bald Engagement­s in „Hair“und „The Rocky Horror Show“. Bei den Proben zu dem Musical „More Than You Deserve“traf er 1974 auf den Texter, Komponiste­n und Musikprodu­zenten Jim Steinman. In den folgenden Jahren produziert­en sie gemeinsam das Album „Bat Out Of Hell“(1977), das sich mehr als 50 Millionen Mal verkaufte. Bombastisc­her Rock für die Massen – oft auch als „Wagnerian Rock“bezeichnet, weil Meat Loaf die monumental­e Wucht von Richard Wagner sehr schätzte.

Aber auf der darauffolg­enden Welttourne­e ruinierte sich der RockKoloss seine vier Oktaven umfassende Stimme – und stürzte in Depression­en und Alkoholsuc­ht ab. Seine Manager verklagten ihn, er ging Bankrott, und auch die Freundscha­ft zu Steinman zerbrach. Die folgenden Alben waren weniger erfolgreic­h.

Großes Comeback

Doch Meat Loaf rappelte sich wieder auf. Anfang der 1990er-Jahre versöhnte er sich mit Steinman und produziert­e mit ihm das Album „Bat Out Of Hell II: Back Into Hell“(1993) – eines der größten Comebacks der Musikgesch­ichte.

Eigentlich habe er aber immer lieber Schauspiel­er als Sänger sein wollen, sagt Meat Loaf. Viele Rollen in Filmen wie der Anarcho-Komödie „Wayne’s World“(1992), dem SpiceGirls-Film „Spieworld“oder dem David-Fincher-Meisterwer­k „Fight Club“(1999) und 2009 in Fernsehser­ien wie „Dr. House“und „Monk“bekam er dann auch.

„Die Regel bei jeder meiner Platten, eigentlich die Regel meines ganzen Lebens war immer die gleiche“, sagt Meat Loaf. „Eines Tages werden wir zurückscha­uen – und lachen.“Für ihn gehe es immer vor allem ums Lernen. „Jedes Mal, wenn ich die Bühne betrete, lerne ich etwas. Jedes Mal, wenn ich ein Album aufnehme oder einen Song. Ich lerne etwas über meine Stimme, über Interpreta­tion. Was mich antreibt, ist Lernen.“

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FOTO: DPA Meat Loaf, hier bei einem Auftritt in der ZDF-Show „Wetten, dass..?“in Friedrichs­hafen 2011.

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