Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Die Karawane zieht weiter
Ich bin ein ungeduldiger Autofahrer. Ja, das habe ich an dieser Stelle auch bereits mehrfach zugeben müssen. An diesem Morgen wäre mir auf dem Weg zur Arbeit auch beinahe wieder der Geduldsfaden gerissen, wäre nicht etwas Witziges passiert. Aber von vorne: Es ist wie fast an jedem Werktag. Ich steige ins Auto – meist, sagen wir, rund fünf Minuten zu spät – und fahre los. Spätestens auf der Bundesstraße geht dann das Grauen los. Ein ewig langer Lkw oder auch der Rentner in seiner A-Klasse hält den kompletten Verkehr auf und es bildet sich eine ewig lange Kolonne, die sich durch die Dörfer schlängelt. Mir geht in dieser Situation häufig das Lied der kölschen Band „De Höhner“„Die Karawane zieht weiter“durch den Kopf. Während ich den Karnevalssong mitsumme, beruhige ich mich meistens wieder.
An diesem Morgen wollte aber auch das nicht so richtig gelingen. Die Fahrerin der A-Klasse hatte ihre ganz eigenen Geschwindigkeitsregeln: Innerhalb der Ortschaft 30, bei Tempo 70 fuhr sie 50, und bei Tempo 100 waren es immerhin 60. Doch kurz vor dem Ziel dann die aufheiternden Erlebnisse.
Auf einmal standen ständig irgendwelche Hindernisse auf der Straße, die es zu umfahren galt: Ein Lkw mitten auf der Straße, ein Fahrzeug des Bauhofs oder ein Gabelstapler, der von links kam. Ein bisschen habe ich mich in dem Moment gefühlt, als sei ich Teil des Nintendo Klassikers „Mario Kart“. Auch die Kollegin im Rückspiegel wurde in dem kurzen Gedankenspiel auf einmal zur Konkurrentin. Kurz habe ich überlegt, wie es bei der Rennsimulation so üblich ist, eine Banane aus dem Fenster zu werfen, um die nachfolgende Konkurrentin außer Gefecht zu setzen. Doch auch ohne diese List habe ich den Sieg errungen – und was noch viel wichtiger ist: Meine Ungeduld am Steuer vergessen.