Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Natterer verpasst Einzug in den Bundestag
Wangener CDU-Landeslistenkandidat ist nun zweiter Nachrücker – „Bundespolitische Orientierung bleibt“
WANGEN - Der Wangener Christian Natterer hat trotz eines aussichtsreichen CDU-Landeslistenplatzes den Einzug in den Deutschen Bundestag verpasst. Hauptgrund war das vergleichsweise schlechte Abschneiden der Christdemokraten in BadenWürttemberg. „Damit war der Kittel geflickt“, so der 36-jährige Stadtverbandsvorsitzende.
Nein, besonders unruhig geschlafen hat Christian Natterer nach eigener Aussage nicht. Denn die Tatsache, dass er den Sprung nach Berlin nicht schafft, war bereits am Sonntagabend so gut wie gefallen. „Das hat sich schon im Vorfeld der Wahl angedeutet und dann am Sonntagabend nach den ersten Zahlen im Prinzip bestätigt“, sagt Natterer. Er saß mit einigen Parteifreunden bei der CDU-Wahlparty in der Weinstube zum Kornhausmeister-Rimmele und verfolgte ungläubig die Entwicklungen parallel auf dem TV-Bildschirm und auf seinem Laptop. Und nach einmal Schlafen sieht der Wangener die ganze Sache recht nüchtern: „Natürlich hätte ich mich gefreut, aber die Enttäuschung ist jetzt bei mir nicht riesig. Es kam ja letztlich auch nicht überraschend.“
Die CDU hat im Land zwar alle 38 Wahlkreise gewonnen, also alle Direktmandate geholt. Doch in erster Linie das schlechte Ergebnis bei den Zweitstimmen mit gerade einmal gut 34 Prozent hat verhindert, dass auch Kandidaten von der BW-Landesliste in den Bundestag einziehen. Mit diesem Schicksal ist Christian Natterer nicht alleine: Nur 15 Listenkandidaten der CDU bundesweit schafften dies – vor allem im Nordwesten. „Wir hatten einfach zu viele Überhangmandate, die Ausgleichsmandate gingen wo anders hin.“
Der Wangener ist nun hinter Nina Warken aus Tauberbischofsheim der zweite Nachrücker bei der CDU in Baden-Württemberg. Heißt: Sollten in der kommenden Legislaturperiode zwei Abgeordnete der Christdemokraten aus dem Land – aus welchen Gründen auch immer – ausscheiden, würde Natterer verspätet doch noch in den Bundestag einziehen. „Zweiter Nachrücker ist bestimmt kein schlechter Platz“, sagt er. Und Nachrücker habe es in der Vergangenheit immer wieder gegeben: Franz Romer, Claus Jäger oder zuletzt Waldemar Westermayer. „Da muss man jetzt mal abwarten, das werden spannende vier Jahre“, so Christian Natterer.
Er sieht trotz verpassten Einzugs seine Zukunft weiter in Berlin. „Meine bundespolitische Orientierung bleibt auf jeden Fall“, sagt der frühere, stellvertretende Bundesvorsitzende der Jungen Union. „Bei so einem guten Listenplatz und der Chance als Nachrücker ist klar, dass ich dabei bleibe.“Langweilig werde es ihm angesichts seiner Ämter und Aufgaben in der Kommunalpolitik nicht, und profitieren dürfte nach den Bundestagswahlen wenigstens die Familie: „Meine kleine Tochter freut sich jetzt umso mehr, dass ich mehr Zeit für sie habe.“
Gefreut über einen Einzug des 36Jährigen in den Bundestag hätte sich übrigens ein hiesiger Kommunalpolitiker von der „Konkurrenz“. „Falls der Christian Natterer noch reinkommt: Ich würde es ihm gönnen“, sagte das SPD-Urgestein Gerhard Lang am Sonntagabend. Und: „Es wird mal wieder Zeit, dass ein Wangener im Bundestag sitzt.“