Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Tropfen für Tropfen zum Apfelbaum
Robert Kathan vertreibt Obst-Beregnungsanlagen – Wasserversorgung ist oft ein Problem beim Frostschutz
KRESSBRONN - Wenn der Regen im Sommer ausbleibt oder – wie in diesem Jahr geschehen – eine späte Frostwelle im Frühling die Blüten der Obstbäume trifft, kann das für die Obsternte fatale Folgen haben. Immer mehr Landwirte helfen deshalb künstlich nach und installieren Bewässerungsanlagen in ihren Plantagen. Robert Kathan aus Poppis vertreibt solche Anlagen – am Bodensee, aber auch in Kasachstan und in der Ukraine.
Vor 25 Jahren hat sich Robert Kathan selbständig gemacht und sich auf den Vertrieb von Bewässerungsanlagen für Obstplantagen spezialisiert. In Erdbeerfeldern, Apfelgärten, zwischen Kirschbäumen oder in Aprikosenplantagen kann man die schwarzen Schläuche finden, die die Pflanzen mittels der sogenannten Tropfbewässerung in trockenen Phasen mit Wasser versorgen. Besonders auf kiesigen, trockenen Untergründen ist der Anbau ohne Bewässerung kaum möglich. War sein Tätigkeitsgebiet anfangs vor allem auf den Bodenseeraum und später Norddeutschland beschränkt, ist Robert Kathan mit seiner Firma mittlerweile auch viel im Ausland unterwegs.
Obst wächst nur mit Bewässerung
Vor 13 Jahren habe er sein erstes Projekt in Kasachstan umgesetzt, erzählt der gelernte Landmaschinenmechaniker. Nur 300 Kilometer von der chinesischen Grenze entfernt, hat er auch vor Kurzem wieder eine große Bewässerungsanlage installiert. Vorarbeiten, wie etwa Gräben legen, müssen die Betriebe vor Ort selbst erledigen, zum Einbau der Anlage reist Robert Kathan dann in der Regel mit einem Team von vier Leuten für knapp zwei Wochen auf die Baustelle.
Etwa zwei solcher Projekte realisiert er mit seiner kleinen Firma pro Jahr in Kasachstan, zusätzlich ist er auch in der Ukraine tätig – „Erst vor Kurzem hatten wir außerdem eine Anfrage aus Turkmenistan“, erzählt er. Während er am Bodensee viele kleine Aufträge mit
Robert Kathan
zwei, fünf oder auch mal 15 Hektar bekommt, beginnen die Projekte in Kasachstan bei 50 Hektar und mehr. „Viele Investoren dort kommen aus der Ölbranche und haben von der Landwirtschaft keine Ahnung, das sind reine Geldgeber“, sagt er.
Meist sei es Brachland, auf dem mithilfe der Bewässerung Obstbau betrieben werden soll. „Der Boden dort ist sandig und steinig, das Klima sehr heiß – ohne Zusatz ist Obstanbau quasi nicht möglich.“Eine Herausforderung, die ihm Spaß macht: „Für mich ist es hochinteressant, ich bin gerne in Ländern, wo es sehr einfach zugeht“, sagt der Nebenerwerbslandwirt.
Ein Problem, mit dem die Bauern in Kasachstan weniger zu kämpfen haben, ist Frost. Am Bodensee jedoch haben Minusgrade im Frühling in zahlreichen Obstplantagen große Schäden angerichtet, die sich nun in einer kleineren Ernte und Frostmalen an den Früchten niederschlagen.
Frostschutz scheitert an der benötigten Wassermenge
Abhilfe können Frostschutz-Beregnungsanlagen schaffen, die Robert Kathan ebenfalls vertreibt. Mittels der Sprühbewässerung legt sich ein dünner Eismantel um die Obstblüten, der wiederum eine isolierende Wirkung hat. Im Gegensatz zur Tropfbewässerung kommt das Wasser hierbei von oben, als sogenannte Überkronenberegnung. Das Problem: Der Wasserverbrauch ist hier etwa viermal so hoch wie bei der Tropfbewässerung – „und so viel Wasser ist meist nicht vorhanden“, so Kathan. Auch die Kosten seien deutlich höher, erklärt der Fachmann. Allein für die Anlage müssen Bauern bei der Tropfberegnung mit 3000 bis 4000 Euro pro Hektar rechnen, eine Anlage zur Frostschutzberegnung koste etwa doppelt so viel.
Für die Tropfbewässerung kommt das Wasser meist aus Brunnen, hin und wieder aus dem öffentlichen Netz. Für den Frostschutz reicht die Kapazität daraus jedoch nicht aus. „Aus diesem Grund sind die meisten Anfragen, die wir für diese Anlagen bekommen, nicht realisierbar“, stellt Kathan fest. Auch eine Förderung für die Frostschutzanlagen gebe es bislang noch nicht, das sei jedoch in Arbeit, weiß Robert Kathan.
Um an die erforderliche Wassermenge zu kommen, wären eigens für die Bewässerung angelegte Teiche notwendig, die jedoch häufig an der Genehmigung scheitern. „Naheliegend wäre hier bei uns natürlich auch, dass man das Wasser aus dem Bodensee bezieht“, merkt Kathan an. Diese Möglichkeit hält er allerdings für kaum machbar, zu groß seien der Aufwand und die Kosten.
„Für mich ist es hochinteressant, ich bin gerne in Ländern, wo es sehr einfach zugeht.“