Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Dirk Nowitzki enttäuscht über „Zeit der Spaltung“
DALLAS (SID/dpa) - Dirk Nowitzki lebt nun seit beinahe zwei Jahrzehnten in den USA, doch Tage wie diese hat er dort noch nicht erlebt. „Es sind enttäuschende Zeiten“, sagte er beim Medientag der Basketball-Profiliga NBA über das Thema, das den Sport in seiner Wahlheimat beherrscht: Donald Trump und dessen Tiraden gegen protestierende Sportler. „Es ist eine Zeit der Spaltung, man muss zusammenhalten und die Liebe fördern“, so Nowitzki weiter.
Besonders deutlich wurde wieder mal LeBron James. Er hat Trump schon als „sogenannten Präsidenten“bezeichnet, ihn einen „Penner“geheißen, jetzt sagte er nur: „dieser Kerl“. Seine Botschaft an den Mann, dessen Namen er nicht mehr in den Mund nimmt, war klar. „Die Menschen regieren dieses Land. Nicht ein Einzelner. Und ganz bestimmt nicht er“, sagte der beste Basketballer der Welt.
Seit Freitag, seit Trump erst die Spieler der Football-Profiliga NFL, die während der Nationalhymne gegen Rassendiskriminierung und Polizeigewalt protestierten, als „Hurensöhne“beleidigte und dann Basketballstar Stephen Curry von Meister Golden State Warriors vom Besuch im Weißen Haus ausgeladen hat, vergeht kein Tag ohne Angriffe auf ihn. Athleten, Trainer und Clubbesitzer quer durch den US-Sport werfen ihm vor, das Land zu spalten.
Gregg Popovich, allseits respektierter Coach des NBA-Clubs San Antonio Spurs und der US-Nationalmannschaft, nannte Trumps Verhalten gegenüber den Warriors „widerlich“. Trump benehme sich „wie ein Sechstklässler, der in seinem Hinterhof eine Party veranstalten will und feststellt, dass jemand nicht kommen will und ihn deshalb wieder auslädt“, sagte Popovich voller Häme und ergänzte bissig: „Unser Land ist eine Peinlichkeit für die Welt.“
Bemerkenswert war auch die Reaktion von Jerry Jones, dem einflussreichen Besitzer der Dallas Cowboys aus der National Football League, die sich als „America’s Team“verstehen. Jones, der Trump im Wahlkampf mit einer Million Dollar unterstützt hatte, ging vor dem Spiel gegen die Arizona Cardinals gemeinsam mit seinen Spielern in der Mitte des Spielfeldes auf die Knie – anschließend standen alle gemeinsam bei der Nationalhymne untergehakt am Spielfeldrand.
James ergänzte beim Medientag der NBA, „es frustriert und pisst mich an, dass er (Trump) den Sport als Plattform für seinen Versuch benutzt, uns zu spalten“. Trump begreife nicht, welche Macht er als Anführer dieses „wunderbaren Landes“habe, er begreife nicht, dass Kinder, egal welcher Rasse, zum US-Präsidenten aufschauten. „Es macht mich mehr als alles andere krank, dass er das nicht versteht.“
Wie sich die Dallas Mavericks in der Debatte weiter verhalten, will Dirk Nowitzki mit seinen Teamkollegen in Ruhe besprechen: „Wir werden uns treffen und ein bisschen besser kennenlernen – wir haben viele neue Gesichter in der Umkleidekabine –, aber wir werden jeden anhören.“