Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Langenargen steckt im Investitionsstau
Jahresrechnung 2016 weist 5 Millionen Euro an Gewerbesteuereinnahmen aus – Viele Projekte warten auf Umsetzung
LANGENARGEN - „Eine Jahresrechnung mit sehr vielen Rekordzahlen“hat Kämmerer Josef Benz für das Jahr 2016 in der Gemeinderatssitzung am Montagabend vorgestellt. Eine durchaus beeindruckende Kennzahl: Die Gemeinde hat im vergangenen Jahr 5 Millionen Euro an Gewerbesteuereinnahmen verbucht, der Haushaltsplan ging lediglich von 2,9 Millionen Euro aus. Mit dem gleichen Betrag rechnet der Kämmerer 2017. Fazit: Bei den Langenargener Betrieben läuft’s.
„Das sind die mit Abstand höchsten Gewerbesteuereinnahmen, die wir je hatten“, betonte Josef Benz. Die extreme Steigerung sei zu Beginn des Jahres 2016 nicht voraussehbar gewesen. Der Gemeinderat segnete die Jahresrechnung verständlicherweise trotzdem ab, und zwar einstimmig. Einige Rahmendaten: Das Volumen des Verwaltungshaushaltes betrug 19,6 Millionen Euro, 2015 waren es 17,6 Millionen. Auf der Einnahmeseite standen 17,9 Millionen Euro, ausgegeben wurden 15,2 Millionen. Der Einkommenssteueranteil lag bei 4,7 Millionen Euro (2015: 4,5 Millionen) – und damit dem Kämmerer zufolge ebenfalls auf einem Rekordniveau. Die Gewerbesteuereinnahmen stiegen auf die eingangs erwähnten 5 Millionen Euro, was im Vergleich zum Vorjahr eine Steigerung von satten 51,6 Prozent beziehungsweise 1,7 Millionen Euro ausmacht.
Stand der Rücklagen Ende 2016: 3,1 Millionen Euro, dem standen Schulden in Höhe von 5,2 Millionen Euro gegenüber. Die Nettoinvestitionsrate, die für Josef Benz wichtigste Zahl, weil sie zeigt, wie finanzstark die Gemeinde ist, betrug 2,7 Millionen Euro. Der Haushaltsplan 2016 war noch davon ausgegangen, dass am Ende des Jahres 123 00 Euro fehlen würden.
Projekte in Wartestellung
Weniger erfreulich: Viele Vorhaben wurden nicht umgesetzt, weshalb mehr als 6 Millionen Euro an sogenannten Haushaltsausgaberesten ins Jahr 2017 übertragen wurden, Stichwort: Investitionsstau. Die größten Posten: 1,9 Millionen für Grunderwerb (siehe Kasten) und 1,2 Millionen Neubau Bauhof. „Wir sterben im Moment in Schönheit, weil wir viele Projekte nicht abgearbeitet bekommen“, sagte Rainer Terwart. Wesentlich besser gefielen dem CDU-Gemeinderat „die vielen Rekordeinnahmen“und die Tatsache, dass die Gemeinde die Kosten im Griff habe.
Joachim Zodel, Fraktionsvorsitzender der Freien Wähler, sprach von einem „weiteren Jahr mit hervorragendem Ergebnis“. Der Dank gehe angesichts der Gewerbesteuereinnahmen in Höhe von 5 Millionen Euro an die Gewerbetreibenden und deren Mitarbeiter. Langenargen werde jedoch auch Kapital brauchen, um bereits beschlossene Projekte, wiezum Beispiel die Sanierung des Strandbades, zu realisieren. Auch Grünen-Fraktionschef Ulrich Ziebart sprach dem Gewerbe seinen Dank aus, „denn das hat im Wesentlichen zur Zunahme der Ertragslage beigetragen“. Er mahnte an, bei allen Rekordzahlen, stets die Ausgaben im Auge zu behalten.
SPD-Gemeinderätin Gertrud Reiß stimmte ebenfalls ins Loblied ein, ihr Aber: „Wir haben viel in der Pipeline.“Bürgermeister Achim Krafft versicherte, dass Verzögerungen bei der Umsetzung von verschiedenen Projekten, oft nicht in der Hand der Gemeinde liegen würden. Er wollte keine Beschwerden im Bezug auf die „sehr gute wirtschaftliche Basis“hören, denn: „Das Geld werden wir brauchen.“