Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Bauhof ächzt unter der Belastung
Leiter Bastian Eberl: zu wenig Personal, defekte Maschinen, immer mehr Aufgaben
TETTNANG - Der Geschäftsbericht des städtischen Bauhofs für das Jahr 2016 ist im Verwaltungsausschuss am Donnerstag beinahe einem Hilferuf gleich gekommen. Immer mehr Aufgaben, nicht besetzte Stellen, veraltete Maschinen: Das sind die Knackpunkte, die Bauhofleiter Bastian Eberl in seinem Geschäftsbericht genannt hat.
Insgesamt 53 399,75 Stunden haben die 29 Mitarbeiter – das ist die reine Kopfzahl – im letzten Jahr geleistet, hauptsächlich in der Grünpflege, dem Straßenunterhalt oder bei Festivitäten. Letztere fielen oft aufs Wochenende, sagte Eberl. Und regte an, Veranstaltungen zumindest nicht parallel laufen zu lassen. Als Beispiel nannte er die Ferienbetreuung Hopfenau und den Hopfenwandertag. Durch den daraus resultierenden Überstundenausgleich könnten die Mitarbeiter Grundaufgaben nicht in ihrer Arbeitszeit erledigen – diese müssten dann nachgeholt werden. Der Bauhofleiter verwies auch auf den zeitlich anspruchsvollen Winterdienst. Enthalten ist auch ein Krankenstand von 7414 Stunden, das sind fast 14 Prozent.
Zum einen sei die Zahl der bebauten Fläche größer geworden. Hier verwies Eberl unter anderem auf die Baugebiete Leimgrube III oder Bürgermoos West. In der Sitzungsunterlage hatte er folgende Aufgabenbereiche aufgeschlüsselt, die mit solchen Flächen einhergehen: „Grünanlagenpflege, Straßenkontrollen, Kanalkontrollen, Spielplatzkontrollen sowie die Reinigung der Flächen“. Zum anderen gibt es wegen strengerer gesetzlicher Vorgaben eine stärkere Dokumentationspflicht, auch im Bereich Betriebssicherheit.
„Pflichtaufgaben nicht durchgeführt“
Unter dem Punkt „Defizite/Probleme“liest sich das nüchtern: „Teilweise werden Pflichtaufgaben nicht durchgeführt, da hierfür die Kapazitäten nicht ausreichen. Arbeiten können nicht konstant durchgeführt werden, da immer wieder anderweitige Aufträge kurzfristig abgearbeitet werden müssen.“
Der Maschinenpark scheint nach Darstellung von Eberl zudem wenigstens in Teilen veraltet. So wird der Radbagger von 1995 so beschrieben: „Das Getriebe ist defekt und sollte dementsprechend erneuert werden ... Des weiteren sind die Gelenke am Arm sehr ausgeschlagen ...“Hier möchte der Bauhof als Ersatz einen Kompaktbagger für 82 000 Euro haben, zumal der alte Bagger für seinen Einsatzbereich zu groß ist. Auch bei anderen Fahrzeugen spricht Eberl vom Alter und Mängeln.
Ein zusätzlicher Unimog für 157 000 Euro, so der Antrag, soll dabei helfen, Ausspülungen von Straßen und Banketten Herr zu werden. Und eine Kompaktkehrmaschine für 170 000 Euro soll häufigeres Kehren ermöglichen. Hier zahlt die Stadt jährlich etwa 32 000 Euro an Fremdfirmen. „Jeder Bezirk kommt alle acht Wochen dran“, sagte Eberl in der späteren Diskussion. Und nannte Eriskirch zum Vergleich mit einem einwöchigen Turnus.
Ein Businessplan, der noch erstellt werden muss, soll helfen, den Zeitaufwand für Maßnahmen festzusetzen. Darin sollen Pflichtaufgaben und „Zeitansätze für die Erfüllung“hinterlegt werden, ebenso Anschaffungen und Ziele. Zu letzteren gehört, die offenen Stellen möglichst zeitnah zu besetzen.
Manfred Ehrle (CDU) fragte, ob man in der Situation mit einer externen Firma nicht doch besser fahre als mit einer neuen Kehrmaschine. Hermann König (SPD) verwies auf die 14 Prozent Krankenstand und fragte, ob man bei Festen und Veranstaltungen nicht einsparen könne. Wichtig sei es, Prioritäten festzulegen. Kämmerin Claudia Schubert sagte, eine Prioritätenliste gebe es bereits.
In Bezug auf die Nachbesetzung der Stellen verwies Bürgermeiter Bruno Walter auf die Lohndifferenz zur freien Wirtschaft: „Wir sind da nicht wettbewerbsfähig. Das ist eine zusätzliche Hürde.“Hauptamtsleiter Gerd Schwarz hatte im Vorfeld ebenfalls auf diese Schwierigkeit hingewiesen und als Ziel genannt, etwa die Folgekosten bei Neubaugebieten stärker zu berücksichtigen. Thomas Bentele (CDU) fragte, ob es – obwohl es zwei „Töpfe“seien – nicht möglich sei, die ursprünglichen Personalkosten für neue Geräte auszugeben – schließlich sei das Geld ja eingespart worden. Hauptamtsleiter Schwarz sagte mit Blick auf die buchhalterischen Schwierigkeiten dieser Abrechnung, hierfür brauche es „viel Kreativität“– zumal nicht sicher sei, ob die Maschinen noch so schnell beschafft werden könnten. Bürgermeister Walter warf die Frage der zukünftigen Ausrichtung auf, ob die Verwaltung diese Freiheit prinzipiell haben dürfe oder nicht.