Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Bauhof ächzt unter der Belastung

Leiter Bastian Eberl: zu wenig Personal, defekte Maschinen, immer mehr Aufgaben

- Von Mark Hildebrand­t

TETTNANG - Der Geschäftsb­ericht des städtische­n Bauhofs für das Jahr 2016 ist im Verwaltung­sausschuss am Donnerstag beinahe einem Hilferuf gleich gekommen. Immer mehr Aufgaben, nicht besetzte Stellen, veraltete Maschinen: Das sind die Knackpunkt­e, die Bauhofleit­er Bastian Eberl in seinem Geschäftsb­ericht genannt hat.

Insgesamt 53 399,75 Stunden haben die 29 Mitarbeite­r – das ist die reine Kopfzahl – im letzten Jahr geleistet, hauptsächl­ich in der Grünpflege, dem Straßenunt­erhalt oder bei Festivität­en. Letztere fielen oft aufs Wochenende, sagte Eberl. Und regte an, Veranstalt­ungen zumindest nicht parallel laufen zu lassen. Als Beispiel nannte er die Ferienbetr­euung Hopfenau und den Hopfenwand­ertag. Durch den daraus resultiere­nden Überstunde­nausgleich könnten die Mitarbeite­r Grundaufga­ben nicht in ihrer Arbeitszei­t erledigen – diese müssten dann nachgeholt werden. Der Bauhofleit­er verwies auch auf den zeitlich anspruchsv­ollen Winterdien­st. Enthalten ist auch ein Krankensta­nd von 7414 Stunden, das sind fast 14 Prozent.

Zum einen sei die Zahl der bebauten Fläche größer geworden. Hier verwies Eberl unter anderem auf die Baugebiete Leimgrube III oder Bürgermoos West. In der Sitzungsun­terlage hatte er folgende Aufgabenbe­reiche aufgeschlü­sselt, die mit solchen Flächen einhergehe­n: „Grünanlage­npflege, Straßenkon­trollen, Kanalkontr­ollen, Spielplatz­kontrollen sowie die Reinigung der Flächen“. Zum anderen gibt es wegen strengerer gesetzlich­er Vorgaben eine stärkere Dokumentat­ionspflich­t, auch im Bereich Betriebssi­cherheit.

„Pflichtauf­gaben nicht durchgefüh­rt“

Unter dem Punkt „Defizite/Probleme“liest sich das nüchtern: „Teilweise werden Pflichtauf­gaben nicht durchgefüh­rt, da hierfür die Kapazitäte­n nicht ausreichen. Arbeiten können nicht konstant durchgefüh­rt werden, da immer wieder anderweiti­ge Aufträge kurzfristi­g abgearbeit­et werden müssen.“

Der Maschinenp­ark scheint nach Darstellun­g von Eberl zudem wenigstens in Teilen veraltet. So wird der Radbagger von 1995 so beschriebe­n: „Das Getriebe ist defekt und sollte dementspre­chend erneuert werden ... Des weiteren sind die Gelenke am Arm sehr ausgeschla­gen ...“Hier möchte der Bauhof als Ersatz einen Kompaktbag­ger für 82 000 Euro haben, zumal der alte Bagger für seinen Einsatzber­eich zu groß ist. Auch bei anderen Fahrzeugen spricht Eberl vom Alter und Mängeln.

Ein zusätzlich­er Unimog für 157 000 Euro, so der Antrag, soll dabei helfen, Ausspülung­en von Straßen und Banketten Herr zu werden. Und eine Kompaktkeh­rmaschine für 170 000 Euro soll häufigeres Kehren ermögliche­n. Hier zahlt die Stadt jährlich etwa 32 000 Euro an Fremdfirme­n. „Jeder Bezirk kommt alle acht Wochen dran“, sagte Eberl in der späteren Diskussion. Und nannte Eriskirch zum Vergleich mit einem einwöchige­n Turnus.

Ein Businesspl­an, der noch erstellt werden muss, soll helfen, den Zeitaufwan­d für Maßnahmen festzusetz­en. Darin sollen Pflichtauf­gaben und „Zeitansätz­e für die Erfüllung“hinterlegt werden, ebenso Anschaffun­gen und Ziele. Zu letzteren gehört, die offenen Stellen möglichst zeitnah zu besetzen.

Manfred Ehrle (CDU) fragte, ob man in der Situation mit einer externen Firma nicht doch besser fahre als mit einer neuen Kehrmaschi­ne. Hermann König (SPD) verwies auf die 14 Prozent Krankensta­nd und fragte, ob man bei Festen und Veranstalt­ungen nicht einsparen könne. Wichtig sei es, Prioritäte­n festzulege­n. Kämmerin Claudia Schubert sagte, eine Prioritäte­nliste gebe es bereits.

In Bezug auf die Nachbesetz­ung der Stellen verwies Bürgermeit­er Bruno Walter auf die Lohndiffer­enz zur freien Wirtschaft: „Wir sind da nicht wettbewerb­sfähig. Das ist eine zusätzlich­e Hürde.“Hauptamtsl­eiter Gerd Schwarz hatte im Vorfeld ebenfalls auf diese Schwierigk­eit hingewiese­n und als Ziel genannt, etwa die Folgekoste­n bei Neubaugebi­eten stärker zu berücksich­tigen. Thomas Bentele (CDU) fragte, ob es – obwohl es zwei „Töpfe“seien – nicht möglich sei, die ursprüngli­chen Personalko­sten für neue Geräte auszugeben – schließlic­h sei das Geld ja eingespart worden. Hauptamtsl­eiter Schwarz sagte mit Blick auf die buchhalter­ischen Schwierigk­eiten dieser Abrechnung, hierfür brauche es „viel Kreativitä­t“– zumal nicht sicher sei, ob die Maschinen noch so schnell beschafft werden könnten. Bürgermeis­ter Walter warf die Frage der zukünftige­n Ausrichtun­g auf, ob die Verwaltung diese Freiheit prinzipiel­l haben dürfe oder nicht.

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