Schwäbische Zeitung (Tettnang)
„Frau der ersten Stunde“verlässt Familientreff
Angela Müller-Stoiber verabschiedet sich in vorzeitigen Ruhestand – Nachfolgerin ist Bettina Kumpfert-Moore
MECKENBEUREN - Zäsur im Familientreff: Mit Angela Müller-Stoiber verabschiedet sich die „Frau der ersten Stunde“und langjährige Leiterin (seit Dezember 1995) in den vorzeitigen Ruhestand. Auf sie folgt in der Führungsposition Dr. Bettina Kumpfert-Moore (Friedrichshafen). Mehrsprachigkeit und Sprachförderung sind Teil ihrer Kompetenzen, die sie in Vorträgen auch schon im hiesigen Familientreff unter Beweis stellte.
An der Seite von Angela MüllerStoiber hat Bettina Kumpfert-Moore die vergangenen 14 Tage erlebt – und weiß um die „großen Fußstapfen“, in die sie ab 2. Oktober in Meckenbeuren tritt. Schließlich hatte ihre Vorgängerin bereits bei der Gründung des Familientreffs am Ort mitgewirkt, der seit Beginn vom Jugendamt im Landratsamt und der Gemeinde getragen wird.
Rückblick: Nach der Familienphase startet die Fachwirtin Angela Müller-Stoiber als „Quereinsteigerin“in der sozialpädagogischen Familienhilfe mit Stationen im Jugendamt des Landkreises ins Berufsleben, baut unter anderem den Familientreff 21 in Friedrichshafen mit auf.
Als klar ist, dass ein Familientreff in Meckenbeuren eröffnet wird, bewirbt sich die damals 41-Jährige auf Rat von Marianne Dreßler hin auf die halbe Stelle (heute 60 Prozent). Ein Glücksfall für die Menschen an der Schussen, aber auch für Angela Müller-Stoiber, die sagt: „Ich habe es immer als eine schöne, sozialpädagogische Arbeit empfunden, mit vielerlei Gestaltungsmöglichkeiten.“
Was in einer der demografisch jüngsten Gemeinden im Kreis die Entwicklung zu einem beliebten Anlaufpunkt mit sich bringt: Drei Vormittage, zwei Nachmittage, ein Abend – damit beginnt alles und wächst sich zur heutigen Angebotsvielfalt aus, die allein am Donnerstagvormittag drei Babytreffs in die Räume am Bahnhofsplatz führt. Eine Ausweitung, die bedingt, dass seit mehreren Jahren Räume in der Berblingerstraße genutzt werden.
Eine Erfolgsgeschichte seit 1995
Stets gefragt: Angela Müller-Stoiber. Wie es ihre Art ist, hält sie ihren Anteil an der „Erfolgsgeschichte“klein, weist lieber auf die vielfältigen Vernetzungen hin, die ein Kennzeichen sind. Im Oktober beginnt erneut ein Schwimmkurs mit der DLRG, doch auch sonst sind es viele Partner, mit denen der Familientreff zusammenarbeitet – von Volkshochschule und DRK über Vereine und Verbände bis zu den Soroptimisten, mit denen seit Jahren die Weihnachtsbaumaktion auf die Beine gestellt wird.
Und zugleich sind aus dem Familientreff natürlich auch eigenständig zahlreiche Angebote entstanden – Stichwort Wahloma-Projekt, die „frühen Hilfen“mit Familiencafé, Babytreffs, Kinder willkommen, die Familienbesucherinnen, Treffs für türkische Frauen oder für Migrantinnen, um nur einige zu nennen.
„Die Bandbreite an Angeboten und Menschen hat mich immer fasziniert“, sagt Angela Müller-Stoiber, deren Arbeit natürlich fortwährend von den Themen der Familienpolitik beeinflusst war. „Was brauchen Familien – das war immer unsere Kernfrage“, blickt sie zurück – auch auf einen Wandel: „Die familiären Netze sind dünner geworden“, ist nicht zu übersehen, aber auch, dass die frühe Berufstätigkeit beider Elternteile zugenommen hat. Nicht zu vergessen: Der Migrationsbereich wurde ausgeweitet, und „die Wohnraumsituation ist schwieriger geworden.“
Die Umstände wandeln sich, der Familientreff aber schreibt seine Erfolgsgeschichte fort. Wie geht das? Für Angela Müller-Stoiber sind „sichere Rahmenbedingungen“ein Garant dafür, zu denen geeignete Räume und ein gut erreichbarer Standort gehören. Punkt 2: „Familien, die gerne hierher kommen und sich einbringen.“Unterstützt werden sie von „langjährig Tätigen, die sich engagieren“, sodass ein gemeinsames Planen und Handeln daraus entsteht.
Und dann ist da noch die gute Zusammenarbeit mit der Gemeinde, für die Angela Müller-Stoiber herzlich dankt. „Immer ein offenes Ohr“habe sie vorgefunden – so sagen es dankend auch all jene, die im Familientreff mit ihr zu tun hatten.