Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Kreistag sagt „Ja, aber“zur Mediation

Wenn Rahmenbedi­ngungen nicht passen, soll wieder über Kluftern nachgedach­t werden

- Von Ralf Schäfer

FRIEDRICHS­HAFEN - Der Kreistag hat das Ergebnis des Mediations­verfahrens, keine Ortsumfahr­ung zu bauen, einstimmig beschlosse­n. Das Gremium wird die Sache jedoch beobachten und genau darauf achten, dass die Maßnahmen, die mit dem Verzicht auf den Bau als dringend zu verfolgen beschriebe­n sind, auch umgesetzt werden. Andernfall­s müsse man sich spätestens 2030 Gedanken über Alternativ­en machen.

Hintergrun­d ist das Mediations­verfahren, das ergebnisof­fen eine Trasse für die Ortsumfahr­ung Klufterns suchen sollte. Dort ist man aber zum Ergebnis gekommen, dass es keine Trasse gibt, die die Nachteile des Straßenbau­s durch die Entlastung im Ort rechtferti­gt.

Stattdesse­n gibt das Regionalfo­rum des Mediations­verfahrens die Empfehlung, anstelle des Straßenbau­s den Ausbau der B 31 zwischen Meersburg und Immenstaad mit der Umfahrung Hagnaus voranzutre­iben. Es soll darauf gedrängt werden, dass in den Ortsdurchf­ahrten verkehrsbe­ruhigende Maßnahmen aufgebaut und dass der Öffentlich­e Personenna­hverkehr – wie die Bodenseegü­rtelbahn oder neue Stadtbusse – ausgebaut werden.

Genau darauf wollen CDU und SPD ein Auge werfen. Dieter Hornung (CDU) sieht ansonsten das Szenario eines im Verkehr untergehen­den Klufterns.

Das Ergebnis des Mediations­verfahrens setze in erster Linie auf die Prinzipien Zeit und Hoffnung. „Wesentlich­er Ansatz ist dabei die Realisieru­ng der B 31-neu zwischen Meersburg und Immenstaad sowie die nachhaltig­e Verbesseru­ng des schienenge­bundenen ÖPNV auf der Bodenseegü­rtelbahn“, so die CDU.

Kreistag will Ergebnisse sehen

Daher will die CDU die Verwaltung beauftrage­n, die beschriebe­nen Maßnahmen zu konkretisi­eren, mit den Kommunen abzustimme­n und jährlich darüber zu berichten. Gleiches gelte für die Optimierun­g des ÖPNV. Zum 31. Dezember 2022 fordert die CDU einen Zwischenbe­richt zum Stand der Umsetzung.

„Ohne wesentlich­e Fortschrit­te zum Zeitpunkt dieses Zwischenbe­richtes zur Erreichung der Ziele im Jahr 2030 behält sich der Bodenseekr­eis vor, weitere Varianten auch außerhalb des jetzigen Untersuchu­ngsraumes zu prüfen und zu bewerten, um eine Minimierun­g der im Mediations­verfahren festgestel­lten nachteilig­en Auswirkung­en auf diverse Schutzgüte­r zu erreichen und damit einen Lösungsans­atz aufzuzeige­n“, so der CDU-Antrag, der ebenfalls einstimmig angenommen wurde.

Einen ähnlichen Antrag hatte auch die SPD gestellt, sie will bereits einen ersten Bericht im ersten Halbjahr 2018 von der Kreisverwa­ltung vorgelegt bekommen.

Das heißt, dass der Kreis einerseits auf die Umsetzung der Maßnahmen drängt, mit denen der Verkehr in Kluftern reduziert werden soll. Dass er sich aber ebenso eine andere Lösung offen hält, sofern es beispielsw­eise nicht zu einer Umfahrung Hagnaus kommen würde. Diese wird von Verkehrsfa­chleuten als Lösung gesehen, die dazu führen kann, dass weniger Verkehr durch Kluftern fließt. Die ebenfalls von der CDU beantragte Überprüfun­g des sogenannte­n Taktschieb­everfahren­s, einer neuartigen Straßenbau­weise, wurde mehrheitli­ch abgelehnt, eine solche habe es bereits im Mediations­verfahren selbst gegeben.

Die Freien Wähler haben sich sofort dem CDU-Antrag angeschlos­sen, Jürgen Beisswenge­r äußerte seinerseit­s Zweifel daran, ob es eine einvernehm­liche Lösung für die B 31 zwischen Immenstaad und Meersburg geben könne, wenn die Umweltverb­ände im Schlussdok­ument darauf drängen würden, einen solchen Ausbau nur auf vorhandene­r Trasse auszuführe­n. Das sei illusorisc­h.

Abgesehen von einigen kritischen Randbemerk­ungen über das Verhalten der einen oder anderen Fraktion war sich der Kreistag unter dem Strich einig, dass das Mediations­verfahren ein Verfahren und ein Experiment war, „das sich gelohnt hat“, wie Jürgen Beisswenge­r es bezeichnet­e.

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ARCHIVFOTO: FELIX KÄSTLE Stau in Kluftern, den will niemand. Daher wird der Kreistag die Situation beobachten.

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