Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Schlagabtausch ums „Negerbad“
Name für Strand löst Debatte aus – Google entfernt Bezeichnung – Neuer Name gesucht
FRIEDRICHSHAFEN - Bei Facebook ist eine Debatte um den Namen „Negerbad“in Friedrichshafen entbrannt. Auf Google zeigt das schon Auswirkungen – während Schwäbische.de nach einem Namensnachfolger für den beliebten Naturbadestrand sucht.
Ursprünglich hatte ein Nutzer im Portal „Sag’s doch“in Friedrichshafen gefordert, den Namen “Negerbad“wegen der rassistischen Bedeutung des Namens offiziell abzuschaffen. Schwäbische.de hat darüber in der vergangenen Woche berichtet – und eine heftige Debatte im Internet ausgelöst. Zwar erwies sich die Stadt Friedrichshafen praktisch als falscher Ansprechpartner, hatte sie das Gelände doch seit geraumer Zeit als „Freizeitgelände Manzell“betitelt – trotzdem geistert der Begriff „Negerbad“im Volksmund weiter durch die Region.
Nach dem Bericht sind 931 Kommentare allein auf der Facebookseite von Schwäbische.de am Bodensee eingegangen. Dazu kommen weitere Nutzerbeiträge auf Schwäbische.de und per Mail an die Redaktion. Die Frage, ob das „Negerbad“wegen des rassistischen Begriffs „Neger“weiter im Volksmund so heißen darf lässt dort die Gemüter hochkochen.
„Negerbad ist Negerbad“
Viele Teilnehmer der Internetdebatten wollen auf keinen Fall, dass sich der Name ändert. „Im Volksmund wird es weiterhin Negerbad heißen. Wer stört sich denn daran?! Ein „Reingeschmeckter“, schreibt etwa Facebook-Nutzer “Yve Eder“. Auch „Monika Blatt“sieht das so: „Da habe ich auch schon lange drauf gewartet! Quatsch, Negerbad ist Negerbad. Und so soll es auch bleiben. Es wird ja immer schlimmer! Mit den Negerküssen fing es an! Und wo hört es auf ? !!!!! “, schreibt sie auf Facebook.
Per E-Mail äußert sich auch Leser Martin Loch aus Meckenbeuren: „Ich bin der Meinung, hier versucht wieder jemand seine persönliche Meinung wieder allen anderen aufzwingen zu wollen. Ich benutze das Wort Negerbad so lang ich denken kann und finde nichts Diskriminierendes dabei. Zudem sind mir solche Menschen sehr suspekt, die die anderen unter dem Label „Political Corectness“stets bevormunden wollen. Übrigens: Meine Frau ist eine Farbige mit Migrationshintergrund.“
„Auf eine Stufe mit den Tieren“
Viele Nutzer wollen vor allem das Argument „das war schon immer so“nicht recht akzeptieren. So formiert sich auf der Facebook-Seite heftiger Widerstand gegen die Bezeichnung „Negerbad“. Nutzerin „Dina Cerisier“schreibt: „Ich denke es ist eine Auseinandersetzung und Diskussion wert. Wer als Argument schreibt, „war immer so, ist so und wird so bleiben“ist daran nicht interessiert. Mittlerweile gibt es Rassismus ganz öffentlich. Schon alleine das rechtfertigt die Diskussion und erfordert etwas mehr, als zu schreien, man will „alte Zöpfe“behalten.“
Nutzer „Jimmy McBimmy“gerät richtig in Fahrt: „Es gibt im deutschen Sprachgebrauch viele Wörter die rassistisch (konnotiert) sind. Das Wort „konnotiert“ist an der Stelle wichtig, weil es klarstellt, dass eine Beleidigung nicht immer beabsichtigt sein muss, sondern auch beiläufig passieren kann. Neger ist eins dieser Worte. Es ist zwar korrekt, dass die Wurzel irgendwo im lateinischromanischen bei „negro“für schwarz liegt. Jahrhunderte lang wurde dieses Wort aber weltweit in verschiedenen Sprachen gebraucht, um Menschen als minderwertig und auf eine Stufe mit Tieren zu stellen.“
Unisono meldet sich „Gesine Hopstein“: „Das Argument, es sei halt unsere Geschichte, finde ich ziemlich faul und undifferenziert. ,Heißt halt so’ gilt ja auch nicht für einen Hess-Platz, weil wir uns öffentlich von der Ehrung bestimmter Figuren distanzieren. Umgekehrt müssen wir uns doch auch fragen, ob diskriminierende Begriffe das ausdrücken, was wir durch Namen öffentlicher Orte über unsere Gesellschaft und ihre Leitbilder ausdrücken wollen.“
Egal welcher Seite man anhängt, die Debatte um den Begriff hat mittlerweile schon Folgen gezeitigt. So findet man unter dem Kartendienst Google-Maps zwar derzeit mit dem Begriff „Negerbad“noch das „Freizeitgelände Manzell“. Doch am vergangenen Freitag war auf der Karte selbst noch ein „Negerbad“verzeichnet. Das ist seit spätestens Montag komplett verschwunden. Wie eine Sprecherin der Stadt Friedrichshafen mitteilt, könnte die Änderung auch an einem Änderungsantrag liegen, den die Stadt vor geraumer Zeit an Google geschickt hatte.