Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Deshalb heißt der Strandabsc­hnitt „Negerbad“

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FRIEDRICHS­HAFEN (hb) - Im „Freizeitge­lände Manzell“liegt einer der schönsten Naturbades­trände in Friedrichs­hafen - im Volksmund „Negerbad“genannt. Woher der Name wirklich kommt, ist umstritten: Viele Theorien sind im Umlauf, fast keine davon lässt sich wirklich beweisen.

Die wohl bekanntest­e Theorie zum Namen „Negerbad“ist, dass französisc­he Soldaten nach dem Zweiten Weltkrieg in Friedrichs­hafen stationier­t waren, die gerne den kostenlose­n Strand am Bodensee genutzt haben. Da einige von ihnen schwarz waren, soll so der Name zustande gekommen sein. Allerdings spricht einiges gegen diese Theorie: Paul Maurer, zweitältes­ter Bürger in Manzell, erinnert sich an seine Kindheit vor dem Krieg. „Wir hatten damals kein Geld für das Freibad, deshalb sind wir schon immer ins „Negerbad“gegangen. Das heißt aber schon so, seit ich denken kann.“, sagt der 90-jährige.

Eine Erklärung für den Namen hat er allerdings nicht, ist selbst schon seit Jahren auf der Suche danach. Auch die Stadt Friedrichs­hafen teilt seine Meinung. Laut Stadtarchi­v sei der Name nach dem ersten Weltkrieg entstanden. „Wir gehen davon aus, dass die Theorie mit den Soldaten nicht stimmen kann“, so Sprecherin Monika Blank.

Nahtlos braun?

Es kursieren noch andere Geschichte­n, wie der Strand zu seinem Namen gekommen sein könnte: Früher war der Strand offenbar ein morastiger Schilfgras­gürtel, weshalb auch das Wasser im Bodensee viel dunkler gewesen sein soll. Die Badegäste seien daher moorbraun aus dem Wasser gestiegen. So sei irgendwann der Name „Negerbad“entstanden. Außerdem erzählt man sich, dass dieser Strand früher der einzige FKKStrand gewesen sei. Wer dort badete, wurde also fast nahtlos braun – ebenfalls eine denkbare, aber unbelegte Erklärung für den Namen „Negerbad“.

Noch eine weitere Geschichte über die Herkunft des Namens ist der Schwäbisch­en Zeitung berichtet worden. So erzählen sich einige Häfler, der Begriff „Negerbad“stamme von der Tatsache, dass man dort schwarz – also ohne Eintrittsg­eld – baden könnte, während das Bad im Freibad Fischbach direkt nebenan Eintritt kostet.

Auf jeden Fall diskrimini­erend

Die Stadt Friedrichs­hafen hält den Namen auf jeden Fall für diskrimini­erend. Offiziell heißt der Strandabsc­hnitt deshalb „Freizeitge­lände Manzell“, lediglich im Volksmund wird er noch „Negerbad“genannt. „Aber wir können natürlich schlecht den Volksmund verbieten“, sagt Monika Blank. Was den Namen „Negerbad“nun geprägt hat, ist heute wohl nicht mehr zurückzuve­rfolgen. Über Generation­en hinweg wurde der Name im Volksmund weitergege­ben, an den Ursprung erinnert sich heute keiner mehr.

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