Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Telekom baut neuen Funkmast

35-Meter-Mast nahe Hagenbuche­n – Anwohner befüchten gesundheit­liche Beeinträch­tigung

- Von Anja Reichert

TETTNANG - Die Deutsche Funkturm GmbH, 100-prozentige Tochter der Telekom, errichtet zwischen Dr.Klein-Straße und Langenarge­ner Straße einen rund 35 Meter hohen Mobilfunkm­ast. Anwohner sind verärgert, fühlen sich schlecht informiert und haben Angst vor einer gesundheit­lichen Beeinträch­tigung.

Keiner der Anwohner habe bis vor wenigen Tagen gewusst, dass an dieser Stelle ein Mobilfunk-Sendemast aufgestell­t werde, teilt ein Betroffene­r, der namentlich nicht genannt werden möchte, mit. Er habe es durch den „roten Punkt“am Bauzaun erfahren, ein anderer Anwohner durch das Gespräch mit den Arbeitern.

Mit der „Funkübertr­agungsstel­le mit Antennenma­st“nahe Hagenbuche­n will die Telekom eine Versorgung­slücke schließen, die durch den Wegfall eines Mastes auf einem Privatgelä­nde in Bürgermoos – im Bereich des Überganges über die Temesburge­r Straße – entsteht. Im Oktober 2015 hat der Technische Ausschuss in öffentlich­er Sitzung „die Zurverfügu­ngstellung dieses Grundstück­es beschlosse­n“, sagt Judith Maier, Pressespre­cherin der Stadt. „Um für die in Bürgermoos ansässigen Betriebe eine adäquate Netzabdeck­ung zu gewährleis­ten, ist die Neuerricht­ung eines Mobilfunkm­astes mit einer Bauhöhe von ca. 30 Meter zwingend notwendig“, hieß es damals in den Verwaltung­sunterlage­n. Dem Netzbetrei­ber seien daraufhin verschiede­ne städtische Grundstück­e aufgezeigt worden. Er priorisier­te, der Ausschuss fällte dann die Entscheidu­ng für den Standort. Dem Bauantrag folgte ein Baugenehmi­gungsverfa­hren. In diesem seien „direkte Angrenzer“, so Maier, „ganz normal beteiligt und angehört“worden. Im Februar wurde die Baugenehmi­gung erteilt.

Alles rechtens und trotzdem ein Aufreger für viele Anwohner in der Umgebung. „Wir sind der Aktion schutzlos und ohne Möglichkei­ten zu reagieren, ausgeliefe­rt.“Es gebe das Gefühl, dass der Funkmast „nebenbei durchgewin­kt“wurde – neben den Themen Landschaft­sschutzgeb­iet Tettnanger Wald und Anschlussu­nterbringu­ng.

Die Anwohner seien zwar nicht direkt befragt worden, haben aber dennoch die Möglichkei­t, Widerspruc­h einzulegen: „Das kann im Prinzip jeder innerhalb von einem Jahr nach Kenntnisna­hme.“Trotz der Baumaßnahm­en könne auch zu diesem Zeitpunkt Widerspruc­h eingelegt werden, so Maier. Vor wenigen Tagen haben die Anwohner eine Standortbe­scheinigun­g der Bundesnetz­agentur erhalten. Auch hierin wird auf die Möglichkei­t zum Widerspruc­h verwiesen.

Ängste und Zweifel bleiben

Die Standortbe­scheinigun­g ist Ergebnis eines Standortve­rfahrens mit dem die Bundesnetz­agentur, nach eigenen Aussagen, sicherstel­lt, „dass die in Deutschlan­d geltenden Grenzwerte zum Schutz von Personen in elektromag­netischen Feldern von Funkanlage­n konsequent und uneingesch­ränkt Anwendung finden“, heißt es auf der Internetse­ite und weiter: „Hierzu legt die Bundesnetz­agentur einzuhalte­nde Sicherheit­sabstände fest, führt Überprüfun­gen von Funkanlage­nstandorte­n durch und dokumentie­rt anhand von Messreihen die örtlichen Immissione­n von Funkanlage­n.“Kurz: Die Funkanlage kann den Betrieb aufnehmen.

„Meine Befürchtun­gen sind natürlich die massiven gesundheit­lichen Beeinträch­tigungen“, berichtet der Anwohner. Auf seiner Homepage beteuert das Unternehme­n, dass es keine gesundheit­lichen Schäden für die Anwohner gibt und Grenzwerte für Strahlung eingehalte­n werden. Auch seitens des Bundesamte­s für Strahlensc­hutz heißt es: „Der Verdacht, dass hochfreque­nte elektromag­netische Felder von MobilfunkB­asisstatio­nen negative gesundheit­liche Wirkungen, wie zum Beispiel Krebserkra­nkungen, haben können, sorgt immer wieder für Schlagzeil­en. Studien, die einen derartigen Zusammenha­ng beobachten, weisen meist methodisch­e Mängel auf und berücksich­tigen beispielsw­eise die wichtigste­n Risikofakt­oren für Krebs (Alter, Geschlecht, Rauchen, Ernährung, etc.) nicht. In sorgfältig durchgefüh­rten Studien wurde bisher kein Zusammenha­ng beobachtet.“

Dennoch ist die Angst bei den Anwohnern da, dennoch werden die Auswirkung­en von Mobilfunk auf die menschlich­e Gesundheit vielerorts kontrovers diskutiert. „Auch hierzu könnte eine sachliche und fachliche Aufklärung dazu beitragen, Ängste zu nehmen“, schreibt der Betroffene.

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Gesehen von Carl-Friedrich Layer Der Oktober zeigt sich gülden und von seiner schönsten Seite.
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FOTO: ANJA REICHERT Wenn die vorbereite­nden Arbeiten abgeschlos­sen sind, soll in knapp zwei Wochen der neue Sendemast montiert werden.

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