Schwäbische Zeitung (Tettnang)

ADHS ist nicht ADHS

Laura Walk referiert an der Gemeinscha­ftsschule Manzenberg über die Förderung geistiger Anlagen

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TETTNANG (sz) - ADHS und ADS, beziehungs­weise die Förderung exekutiver Funktionen hat Laura Walk an der Gemeinscha­ftsschule Manzenberg thematisie­rt. Dort referierte die Sportwisse­nschaftler­in vor vielen interessie­rten Eltern und Lehrern.

Ein alltäglich­es Szenario: Noah „zappelt“oder ist unkonzentr­iert; Max träumt vor sich hin. Die Eltern sind beunruhigt und gehen zum Klassenleh­rer oder zur Beratungsl­ehrerin. Hier beginne für Eltern oft eine wahre Odyssee von Arzt zu Arzt, heißt es im Eigenberic­ht der Schule. Oft seien es demnach die Lehrer, die im Elterngesp­räch die Eltern auf die Spur bringen, „mal nachschaue­n zu lassen“. Die verantwort­ungsbewuss­ten Eltern eilen dann zum Arzt und in der Regel sind sich Mediziner auch sehr schnell einig, dass es sich bei der vorgestell­ten Symptomati­k eindeutig um ADHS oder bestenfall­s um ADS handelt. Beruhigt sind dann alle Beteiligte­n, wenn der Kinderpsyc­hologe oder der Kinderarzt das passende Medikament zur Hand hat und das Kind wie durch ein Wunder „normal“wird.

Doch, was ist „normal“? Und wie „harmlos“sind die verschrieb­enen Medikament­e? Bedenklich ist die langfristi­ge Wirkung von Psychophar­maka auf Psyche und Physis und das, was für ein Kind gut ist, muss nicht auch gleichzeit­ig für ein anderes gut sein.

Wichtiger sei, und darum ging es in dem eineinhalb­stündigen Vortrag, die exekutiven Funktionen des Kindes zu fördern. Unter den exekutiven Funktionen bezeichnet die Gehirnfors­chung geistige Anlagen, die das menschlich­e Denken und Handeln steuern. Viele Symptome, die wir bei ADS oder ADHS beobachten könnten, wie beispielsw­eise die Impulsivit­ät oder die Ungeschick­lichkeit seien nicht pathogener Natur, sondern dem Bereich exekutiver Funktionen zuordenbar. Wenn diese defizitär seien, so Walk, würden Kinder und Jugendlich­e auffällig.

Da exekutive Funktionen jedoch bereits im Kindesalte­r die Lernleistu­ng sowie den sozial-emotionale­n Werdegang des Kindes beeinfluss­en, sei es wichtig, dass Pädagogen und Eltern wissen, wie sie diese beizeiten fördern können. Hier plädierte Laura Walk für ganzheitli­che pädagogisc­he Settings, die – fern von Medikament­en – die individuel­len exekutiven Funktionen des Kindes fördern. Diese müssten redundant sein, sodass das Kind zu Hause und in der Schule gefördert werden könne.

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FOTO: GMS MANZENBERG Einen interessan­ten Vortrag bietet Laura Walk. Sie thematisie­rt ADHS.

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