Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Bargeldlos mit Bus und Bahn unterwegs
Die e-Card soll das Fahrkartensystem im bodo-Gebiet revolutionieren
FRIEDRICHSHAFEN - „Innovation ist Zukunft und die beginnt jetzt“– so beschreibt Jürgen Löffler, Geschäftsführer des Verkehrsverbundes bodo, die Einführung der sogenannten „eCard“. Mit dieser elektronischen Karte, die ab sofort erworben werden kann, ist es ab dem 10. Dezember möglich, sich komplett bargeldlos mit Bus und Bahn im Gebiet des bodo zu bewegen. Auch Lothar Wölfle, der Vorsitzende des bodo-Aufsichtsrates, ist vom neuen System überzeugt.
Bisher mussten Busfahrer nicht nur den Bus fahren, sondern auch Tickets verkaufen. Das koste wertvolle Zeit, die nicht unbedingt aufgeholt werden könne, so Löffler bei der gestrigen Einführung des neuen Systems. Dieses Problem soll sich nun ändern: Die e-Card nutzt das System des Check-in-Check-out. Die Fahrgäste müssen ihre Karte beim Ein- und auch beim Aussteigen an die entsprechenden Endgeräte im Bus halten und sich so an- und abmelden.
Monatlich kann die Karte mit einem bestimmten Guthaben aufgeladen werden, mit dem der verbrauchte Betrag dann verrechnet wird. Sinkt das Guthaben unter fünf Euro, wird automatisch ein vom Kunden festgelegter Betrag vom angegebenen Girokonto abgebucht.
Die neue e-Card ist in erster Linie ein Angebot für Gelegenheitsfahrer und soll die bodo-Card ersetzen. Denn mit ihr werden die Fahrscheine zum bodo-Tarif erworben, Monatsoder Ganztagestarife sind im neuen System noch nicht mitinbegriffen. Für Schüler und Nutzer der Zeitkarten soll die e-Card im nächsten Jahr verfügbar gemacht werden, dazu seien aber noch einige Entwicklungen nötig, sagt der technische Berater Klemens Schirk vom bodo-Verbund.
Es gibt aber verschiedene Rabattangebote: Bei ein bis 19 Fahrten gilt ein Rabatt von zehn Prozent, ab der 20. Fahrt erhält der Kunde einen Rabatt von 20 Prozent, der ein Jahr lang gilt. Werden in diesem Jahr wieder mindestens 20 Fahren abgerechnet, bleibt der Rabatt bestehen. Zusammen mit der Aktion, die ersten 500 eCards umsonst und mit einem Startguthaben von fünf Euro anzubieten, soll das die Idee des bargeldlosen Fahrens attraktiv machen. Denn das Ziel steckt Löffler hoch: 5000 Kunden sollen im ersten Jahr für die e-Card gewonnen werden. Schließlich seien sechs Millionen Euro in das Projekt investiert worden.
Dennoch wird das alte System der mit Bargeld zu erwerbenden Karten nicht abgeschafft. Auch das Kundenportal der e-Card, das als erste Version ab heute verfügbar ist, soll möglichst benutzerfreundlich gestaltet werden. Eine Karte kann beispielsweise auch an Familienmitglieder weitergegeben werden, ist also nicht personenbezogen. Bei einem Verlust kann die Karte sofort gesperrt werden, um ungewollte Abbuchungen zu vermeiden. Bis Mitte des Folgemonats erhält der Nutzer eine genaue Auflistung der Einzelfahrten, die von der Karte abgebucht wurden. Gerade in der Anfangszeit solle diese ausgiebig geprüft werden, damit Systemfehler schnell entdeckt und behoben werden könnten, betont Löffler. Auch wenn der Fahrgast beispielsweise vergisst, sich beim Aussteigen abzumelden, solle eine kundenfreundliche Lösung zur Verfügung stehen. Bemerkt der Kunde das Versäumnis schnell genug, kann das dem System gemeldet werden. Falls ihm das aber nicht auffällt, wird der Preis einer Karte zum Linienende abgebucht.
In der Phase bis zum 10. Dezember werden jetzt noch über 500 Busse und 60 Bahnhöfe mit den entsprechenden Endgeräten ausgestattet, damit das Projekt reibungslos starten kann.