Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Das ist unser Wohnzimmer
Kennen Sie das auch? Die Tage werden kürzer, die Luft kühler und plötzlich bekommt man jede Menge ungebetene Besucher ins Wohnzimmer. Neulich abends, gerade ganz erschöpft auf dem Sofa angekommen, sehe ich eine Bewegung im Augenwinkel, die definitiv nicht von einem meiner männlichen Mitbewohner stammte.
Oh nein! Was sich da unter der Ofenbank rumdrückte, dann unter das Sofa sprintete, hatte vier Beine und einen langen Schwanz. Nicht dass ich Angst vor einer Maus hätte, nein, mir bereiten eher die achtbeinigen schwarzen Viecher Unbehagen. Aber man will halt doch nicht mit einer Maus gemeinsam fernsehen. Also die Söhne herzitiert, die die Balkontür in der Dämmerung zu lange aufgelassen hatten und gemeinsam das Sofa in seine Bestandteile zerlegt und umgedreht. In dem allgemeinen Chaos versteckte sich die Maus so gut, dass uns nichts anderes übrigblieb, als eine Mausefalle aufzustellen.
Was soll ich sagen, die Beisetzung fand im engsten Familienkreis statt... Leider war da noch ein ungebetener Gast aus der Mäuseverwandtschaft, der ähnlich neugierig war wie sein eben verblichener Freund und dann auch ein sehr ähnliches Ende fand.
Danach wurde nur noch unter strengsten Sicherheitsvorkehrungen gelüftet, was das Mäuseproblem bis auf weiteres beendete. Nun gestern bei der entspannten Lektüre meiner SZ auf dem Sofa: Wieder eine Bewegung im Augenwinkel, Jungs im Bett, Mann auf Geschäftsreise, das konnte nur eines bedeuten… Aber dieses Mal hatte der Besucher acht Beine, ein riesiges Exemplar seiner Art und war unglaublich flink unterwegs, bis er von meinem reflexartig herabfallenden Hausschlappen erschlagen wurde. Ich will sie wirklich nicht ins Jenseits befördern, habe aber auch keine Idee für eine friedliche Koexistenz. Wenn ich könnte, würde ich in Mäuse-, Spinnen- und Schnakensprache folgendes Schild neben der Balkontür anbringen: „Durchgang auf eigene Gefahr! Das ist unser Wohnzimmer!“