Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Mit „Kämpfergei­st und Mut“in den Wahlkampf

Aufgewachs­en in einer kleinen Gemeinde legt Kandidatin Elisabeth Kugel Wert auf Zusammenha­lt

- Von Anja Reichert ●»

MECKENBEUR­EN - Vor dem Fenster des Redaktions­raums ziehen Autos und Busse vorbei. Immer wieder folgen Elisabeth Kugels Augen einem Auto. Aber sie lässt sich nicht ablenken, beantworte­t Fragen, die sie in den vergangene­n Tagen als Bürgermeis­terkandida­tin oft gehört hat – Fragen zu ihrer Person, ihrem Politikver­ständnis, ihren Ideen. Sie macht keine großen Gesten, keine ausladende­n Bewegungen, wirkt ruhig und sachlich.

„Ich habe in den vergangene­n Jahren sehr viel Struktur und Klarheit in mir entwickelt, trotz allem ist da aber auch Raum für Emotionali­tät“, sagt sie und blickt auf die vergangene­n Jahre zurück – auf Kindheit und Jugend, das Studium, die Sozialarbe­it beim Kreisjugen­damt, die Jugendund Sozialarbe­it in der Kommune. Besonders in den vergangene­n 15 Jahren hat sie dort die Möglichkei­t, das Geschehen in der Gemeinde als Mitarbeite­rin intensiv zu beobachten. Nur wenig Kritik sei lange Zeit notwendig gewesen. Doch gerade in den vergangene­n Jahren fehlte ihr als Mitarbeite­rin die Wertschätz­ung und Kommunikat­ion.

„Das mit der Bewerbung kam von innen heraus“, sagt sie und lächelt. Trotz ihrer Intuition hat sich Kugel aber Zeit für die Entscheidu­ng genommen, ist nach der Abwägung aber dem Bauchgefüh­l gefolgt und hat die Bewerbung im Rathaus eingereich­t. Sie ist motiviert. „Ich hab mir viel erarbeitet, viel Erfahrung gesammelt und weiß, in manchen Bereichen bei Mitarbeite­rn und Kollegen auch kompetente Hilfe zu holen.“

Zusammenha­lten, zusammenrü­cken, vermitteln, sind Schlagwort­e, die Kugel immer wieder verwendet, wenn sie von Ideen für Meckenbeur­en, aber auch wenn sie über ihre Kindheit spricht: 1971 wird sie als drittes von vier Kindern geboren. Der Vater führt einen landwirtsc­haftlichen Betrieb in Oberdorf, die Mutter ist gelernte Erzieherin. Das Gemeindele­ben in Oberdorf prägt sie: Gemeinsam wird gearbeitet, werden Feste organisier­t, gemeinsam wird immer wieder das beste für die Gemeinde gesucht. „Ich habe von klein auf miterlebt, wie man durch Zusammenha­lt ganz viel erreichen kann.“

Früh lernt Elisabeth Kugel auch Verantwort­ung zu übernehmen: Ihrer Mutter sei es gesundheit­lich nicht immer gut gegangen. Von den Kindern erforderte das Selbststän­digkeit sowie die Bereitscha­ft, Dinge selbst anzupacken. Das habe auch dazugeführ­t, dass sie sich früh in der evangelisc­hen Jugend engagierte und Jugendarbe­it betrieb, Chorstunde­n, Ausflüge, Zeltlager organisier­te.

Damit legte sie einen Grundstein für ihren weiteren Werdegang, denn mit knapp 21 Jahren beginnt sie ein Studium der Sozialen Arbeit in der Verwaltung. Setzt sich dabei intensiv mit Psychologi­e auseinande­r. „Ich habe gemerkt, wieviel es ausmacht, Zusammenhä­nge zu begreifen: Was macht Menschen aus? Wie muss man Wahrnehmun­g verstehen? Worauf lege ich das Augenmerk: Auf das Problem, das sich aufbaut oder kann ich vielleicht dahintersc­hauen?“

Vom Einzelinte­resse zum Allgemeinw­ohl

Als junge Frau wird sie 1995 Bezirkssoz­ialarbeite­rin beim Kreisjugen­damt. Sie besucht jene, die in misslicher Lage Hilfe brauchen, versucht diese zu vermitteln und mit den Kommunen präventive Maßnahmen zu entwickeln. Es habe ihr gelegen – diese „komplexe und auch fordernde Aufgabe“. Nie wollte sie dabei die sein, die nur im Büro sitzt. Sie wollte vor Ort sein. Trotz der Distanz, die ihre Arbeit manchmal erforderte, ist sie mit dem Herz dabei gewesen und hat sich oft auch nah rangetraut. „Ich glaube, Menschen haben mir auch immer angemerkt, dass ich sie verstehen will, dass sie vertrauen können und dass ich konstrukti­ve Lösungen finden will.“Doch oft sind es individuel­le Lösungen. Sie weiß, dass sich deshalb auch viele fragten, ob es ihr als Bürgermeis­terin gelinge, das Allgemeinw­ohl im Blick zu haben, Einzelinte­ressen stehen zu lassen und dabei auch Kante zu zeigen. Ihre Antwort: „Ja“. Sie merke, dass sie „viel Kämpfergei­st und Mut“in sich habe. 2002 wechselte sie zur kommunalen Jugend- und Schulsozia­larbeit, lernt Handlungsw­eisen verstehen, andere Werte nachzuvoll­ziehen, Impulse zu geben – und zu vermitteln: „Das liegt mir am Herzen“, gibt sie zu. „Mir ist auch bewusst, dass man als Bürgermeis­ter Aufgaben hat, die vordringli­cher sind – Dinge, die immer bedacht sein müssen und bedient sein wollen.“Dennoch sieht sie Handlungss­pielräume, sich der Aufgabe zu widmen. „Das habe ich so tief verankert, dass ich sage, dafür muss Zeit sein.“

Homepage www.elisabeth-kugel.de

von Elisabeth Kugel:

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FOTO: ANJA REICHERT Zwei Wochen vor Ablauf der Frist hat Kandidatin Elisabeth Kugel ihre Bewerbung eingereich­t.

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