Schwäbische Zeitung (Tettnang)
„Ich gestalte gerne“– die Motivation für weitere acht Jahre
Bürgermeister und Kandidat Andreas Schmid mag Herausforderungen und den Austausch von Argumenten
MECKENBEUREN - Zum Gespräch bittet Andreas Schmid ins Fraktionszimmer. Im Bürgermeisterbüro stapeln sich derzeit auf allen Tischen Papiere. Im Fraktionszimmer nebenan sitzt er in einem der schweren Ledersessel an der Längsseite des Besprechungstischs. Der Bürgermeister und Kandidat bewegt sich viel, beugt sich beim Reden immer wieder nach vorn, unterstreicht seine Aussagen mit Gestik.
„Ich gestalte gerne“, sagt er zu seiner Motivation, wieder für das Amt zu kandidieren, das er derzeit bekleidet. Dass er bei der Wahl unterliegen könnte, daran denke er gar nicht. Er schlägt eine Brücke zum Sport und sagt bildhaft: „Erst kommt der Wettkampf, darauf konzentriere ich mich. Das Ziel ist, zu gewinnen. Wenn man verliert, macht man sich danach Gedanken.“Schmid wird im Lauf der Unterhaltung immer wieder zu solchen Sportmetaphern greifen.
Das Fach hat der seit gestern 51Jährige neben Anglistik studiert, sein Interesse kreiste viele Jahre rund um Volleyball. Hier war er Spieler, ATrainer, B-Schiedsrichter, Funktionär im Landes- und Bundesverband: „Ich war immer leistungsorientiert.“Mit der Regionalliga erreichte er in der Mitte des Studiums seine spielerische Grenze. „Es war klar, dass es nie den Sprung in eine höhere Liga geben würde.“Das habe er auch selbst erkannt. Dadurch verschob sich sein Schwerpunkt in der Folge vom Spieler hin zum Trainer: „Ich habe mich auf anderen Ebenen weiterentwickeln können.“
Etwa sieben Jahre bildete Schmid nach Abschluss des Studiums an der Landessportschule Albstadt Trainer aus und fort, war dort auch in der Lehrerfortbildung tätig. Auch wenn er heute eher zum Gelegenheits-Inliner und -Radfahrer geworden ist, die sportwissenschaftliche Vergangenheit merkt man ihm an: Seine Haltung ist in der Regel kerzengerade, auch im Ledersessel lässt er sich nicht durchsacken.
Schmid ist recht behütet in Kornwestheim aufgewachsen. Der Vater arbeitet damals als Sachbearbeiter im Kultusministerium in Stuttgart, die Mutter ist Hausfrau und verdient nebenbei Geld mit Heimarbeit. Trotzdem: Schmid studiert länger als geplant, weil er eigenes Geld verdienen will. Als Lkw-Fahrer bei einer Spedition verlässt er seine gewohnte Welt. Er erlebt härtere Formen des Umgangs, aber auch einen starken Zusammenhalt. Heute fährt er nicht mehr Motorrad, aber damals kann er sich auf diese Weise eins leisten.
Nach einem kurzen Zwischenspiel beim Turn- und Sportbund Ravensburg landet er als Abteilungsleiter Jugend in der Ravensburger Stadtverwaltung. Bei der Kandidatur ums Bürgermeisteramt in Meckenbeuren im Herbst 2009 setzt er sich dann im Bewerberfeld durch. Auf die Nachfolge von Altbürgermeister Roland Karl Weiß hatte sich damals auch ein Spaßkandidat beworben, der auch mal Papierflieger ins Publikum warf. Das ist diesmal anders.
Über Entscheidungen spricht er fast nur dort, wo sie fallen
Schmid mag Herausforderungen, sagt er. Er mag das Sparring – also den Trainingskampf – und den Austausch von Argumenten in der Verwaltung und im Gemeinderat („das ist ganz positiv gemeint“). Das Wort „Problem“mag er nicht sonderlich: „Ich suche dann schnell nach Lösungen, frage mich: Wie kriegen wir das hin, wie kann man das auflösen?“Auf der anderen Seite brauche er aber auch die Menschen, die „Ja, aber“sagten.
Schmid ist keiner, der nebenher entscheidet. Am Anfang höre er gern zu, höre sich verschiedene Meinungen an, sagt er. Dann verschiebe sich das Ganze eher in Richtung Vermitteln und Erklären. „Es sollte am Ende natürlich die richtige Entscheidung sein“, sagt er und lächelt. Und er wolle die Menschen mitnehmen. Über die Entscheidungen spricht er fast nur dort, wo sie fallen. Nach Hause zu seiner Partnerin Jasmin ben Dallal nehme er selten berufliche Sorgen mit, oder zu Freunden.
Das Amt hat Andreas Schmid in der Form distanzierter gemacht als früher: Er empfindet sich trotzdem als Menschen der Nähe. Im Sport duze man sich, jetzt ist er in den meisten Zusammenhängen beim „Sie“gelandet. In Bezug auf sein Amt habe er sich die Frage gestellt: „Welche Funktion übe ich aus?“Hier stehe das öffentliche Interesse im Zentrum, dem er verpflichtet sei: „Das ist eine bewusste Entscheidung zwischen Nähe und Distanz.“Das sieht er gerade in Bezug auf Entscheidungsträger. Generell aber sei er jemand, der Vertrauen in die Menschen habe und auch jederzeit ansprechbar sein wolle.
Homepage www.andreas-schmid.info
von Andreas Schmid: