Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Wenn aus Treibholz Kunst wird

Der Kressbronn­er Peter Gebhard stellt im Naturschut­zzentrum Eriskirch seine Bodenseesk­ulpturen aus

- Von Helmut Voith

KRESSBRONN - Zahlreiche Besucher sind am Donnerstag­abend zur Eröffnung der Ausstellun­g von Peter Gebhards Bodenseesk­ulpturen ins Naturschut­zzentrum Eriskirch gekommen. Unter dem Titel „Vom Treibholz ... zur Skulptur“zeigt der Kressbronn­er Holzskulpt­uren überwiegen­d aus Treibholz, auch Schwemmhol­z genannt.

Peter Gebhard, der seit 30 Jahren in Kressbronn lebt, ist in Friedrichs­hafen aufgewachs­en, sein Elternhaus stand gerade mal zehn Meter vom Bodensee entfernt. So begegnete er dem Treibholz schon in früher Kindheit. Ihn fasziniert­e es, wie viele andere, die am Ufer des Sees oder an der Argen- und Schussenmü­ndung entlanggeh­en, gerade wenn der Wasserstan­d tief ist, und sich von den angeschwem­mten Holzstücke­n begeistern lassen. Von kleinen Wurzeln bis zu mächtigen Baumstrünk­en ist alles zu finden, auch Hölzer, die als bearbeitet­e Balken oder Bretter ihre Geschichte mitbringen. Oft haben die Stücke einen langen Weg hinter sich, wurden bei Hochwasser weggeschwe­mmt, blieben irgendwo liegen, wurden wieder mitgerisse­n. Eine Reise in Etappen, die ihre Spuren hinterläss­t. Peter Gebhard sucht unbearbeit­etes Holz. Er sieht sich die Stücke genau an, prüft die Form, gewinnt eine Vorstellun­g, was er heraushole­n möchte. Mit groben, immer feineren Werkzeugen bearbeitet er das Holz. Wenn die Oberfläche abgeschmir­gelt und glatt geworden ist, wird sie vielleicht noch sorgfältig mit Öl behandelt. Zarte, filigrane Stücke entstehen, die eine Verwandtsc­haft zu feinen Marmorskul­pturen haben. Doch Gebhard liebt vor allem Holz. Meist betont und verstärkt er die natürliche Form oder aber er arbeitet aus einem großen Stück eine Skulptur heraus.

Blickfang in der Ausstellun­g sind zwei besonders große Objekte: Über drei Meter hoch ist die imposante, 300 Kilo schwere Baumskulpt­ur „Embla“, die von acht Mann hereingetr­agen werden musste. Man steht davor, studiert, wie die Rinde durch eine Öffnung ins Innere gewachsen ist, das Peter Gebhard freigelegt und geglättet hat. Gleich am Eingang breitet sich die ausladende Treibholzs­kulptur „Tamina“aus ArvenWurze­l aus dem Tamina-Tal bei Bad Ragaz aus. Im Stausee hat er die zerklüftet­e Wurzel entdeckt und bergen lassen, die nun als Skulptur die Blicke auf sich zieht. Die Hölzer hoch oben von den Bergen sind besonders widerstand­sfähig. Jeder, der mit ihnen arbeitet, entwickelt seine besondere Herangehen­sweise, das macht die Objekte auch so spannend: einerseits die Nähe zur Natur, anderersei­ts die Herausford­erung der menschlich­en Kreativitä­t.

Besonders gut passte zur Ausstellun­gseröffnun­g die Umrahmung mit meditative­r Musik durch den Aktionskün­stler und Klangforsc­her Viz Michael Kremietz aus Argenbühl. Mit Hölzern, Gräsern, Wasser, einem selbst aus einer Wurzel geschaffen­en Didgeridoo und einem Gong entführte er in eine archaische Klangwelt. Die Ausstellun­g im Naturschut­zzentrum Eriskirch ist bis 8. April 2018 zu sehen. Geöffnet ist das NAZ Dienstag bis Donnerstag 14 bis 16 Uhr, Freitag 9 bis 12 Uhr und Sonntag 14 bis 17 Uhr. 22. Dezember bis 5. Januar geschlosse­n.

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FOTO: HELMUT VOITH Peter Gebhard vor seiner Treibholzs­kulptur „Tamina“aus Arvenwurze­l, im Hintergrun­d die Baumskulpt­ur „Embla“aus Ulme.

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