Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Balsam für die Bauernseele
Baden-Württembergs Agrarminister kündigt eine Überarbeitung der Düngeverordnung an
RAVENSBURG - Er ließ sich nicht lange bitten: Lachend kam Baden-Württembergs Agrarminister Peter Hauk (CDU) auf die Bühne, nahm den Regenschirm in Empfang und hielt ihn schützend über Johannes Kieble und dessen Kollegen von der Landjugend Württemberg-Hohenzollern. „Lieber Herr Hauk, lassen Sie uns Junglandwirte nicht im Regen stehen“, sagte der Schafbauer aus dem oberschwäbischen Bergatreute am Ende seiner Rede, um die kurz zuvor aufgestellten Forderungen noch ein wenig mehr zu unterstreichen.
Forderungen, denen die mehr als 400 Landwirte bei der traditionellen Bauernkundgebung auf der Oberschwabenschau in Ravensburg mit ihrem Applaus noch mehr Nachdruck verliehen. „Wir brauchen Sonderregelungen bei der Düngeverordnung“, erklärte Kieble, der bei der Landjugend der Vorsitzende des Agrargesprächskreises Ravensburg ist, in dem junge Bauern zum Informationsaustausch zusammen kommen. „Die extremen Wetterlagen machen dem Nachwuchs große Sorgen, deshalb brauchen wir eine staatliche Versicherung“, lautete die zweite Forderung der Landjugend. Und im Hinblick auf die zunehmende Unkenntnis der Verbraucher wünscht sich die Landjugend von Hauk, dass er auch künftig das Programm „Lernort Bauernhof in Baden-Württemberg“staatlich fördert.
In seiner Antwort an den Jungbauern sprach der Landwirtschaftsminister dann nicht nur Johannes Kieble sondern auch dessen älteren Kollegen im Festzelt aus der Seele – zumindest als es um die Düngeverordnung ging, deren Neufassung Ende September im Bundesrat gescheitert war. „Das Problem liegt im Norden – und nicht bei uns im Süden. Wir müssen büßen für die Fehler, die in Niedersachsen gemacht werden“, rief Peter Hauk den Landwirten bei der 50. Auflage der Oberschwabenschau zu. „Dort steht ein Stall neben dem anderen, keine Wiesen, keine eigene Futterproduktion – und dann müssen die Bauern dort die Gülle kilometerweit über das Land fahren.“Der CDU-Politiker nannte die Verordnung ein „Bürokratiemonster“und kündigte an, in Berlin eine Überarbeitung anzuregen. „Das werden wir in der kommenden Legislaturperiode in Angriff nehmen – eine Überarbeitung zugunsten der bäuerlichen Familienbetriebe.“
Beim zweiten Wunsch Kiebles war Peter Hauk weniger energisch – auch wenn er grundsätzlich Verständnis signalisierte. Natürlich sei eine Ausfallversicherung für extreme Wetterlagen wünschenswert – „wir müssen aber schauen, wie wir es finanzieren“, erklärte der gebürtige Odenwälder. „Baden-Württemberg allein wird so etwas nicht jedes Jahr finanzieren können.“Bei den Zuschüssen müsse sich in jedem Fall auch der Bund bewegen und Mittel freimachen. In diesem Frühjahr sei zu beobachten gewesen, wie sehr solche Wetterphänomene Landwirten zusetzen können.
Kämpferisch antwortete der Minister auf die Sorgen der Bauern, dass Verbraucher Landwirten zunehmend mit Skepsis und schwerwiegenden Vorbehalten begegneten. „Wir müssen Bauern und ihre Produkte wieder positiv besetzen, und es muss Schluss damit sein, dass Landwirte nur Tierquäler sind“, sagte Hauk. „Bauern tragen eine große Verantwortung, und sie werden dieser Verantwortung in der Regel jeden Tag gerecht.“Vor allem Tierschutz-und Umweltorganisationen warf der 56-Jährige den Fehdehandschuh hin. „Es sind die Petas und die Foodwatches, die die Bauern als Tierquäler verunglimpfen.“Das Muster sei immer das gleiche: Wenn Organisationen wie Greenpeace ihre Artikel oder Filme veröffentlichen, steigen die Spendeneinnahmen. „Daraus zahlen die dann ihre eigenen Gehälter“, wetterte Hauk. „Das ist Geldmacherei auf dem Rücken der bäuerlichen Familienbetriebe.“
Worte, die nicht nur der Jungbauer Johannes Kieble am Sonntag gerne hörte. Probleme lösen sie zwar nicht, aber Mut machen sie allemal.
Eine Bildergalerie mit Impressionen von der Oberschwabenschau unter www.schwaebische.de/ oberschwabenschau