Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Das Schöne am Älter werden erkennen
70 Tettnanger Betriebe und Institutionen mit dem Zertifikat „Seniorenfreundlicher Service“ausgezeichnet
TETTNANG (tab) - Wieder am gewohnten Ort in der gut gefüllten Stadthalle ging der Seniorennachmittag am vergangenen Samstag mit buntem Programm und vielen schönen Begegnungen über die Bühne. Eines der Highlights war die Übergabe der Zertifikate für „Seniorenfreundlichen Service“in Tettnang.
Nach einer kurzen Begrüßung durch den Vorsitzenden des Stadtseniorenrates, Dieter Jung, und der Vorstellung von Zeinab Fakih, die nun für die städtische Seniorenarbeit zuständig ist, unterhielt das Jugendblasorchester unter der Leitung von Ulrike Miller die Besucher mit flotten Melodien wie einem Medley von Brian Adams.
Bürgermeister Bruno Walter skizzierte die aktuelle Situation in Tettnang: Mit dem integrierten Stadtentwicklungskonzept sei ein roter Faden vorhanden, der die Gesamtstrategie für Tettnang bis ins Jahr 2030 umreiße. Wichtiger Faktor sei dabei die Bevölkerungsentwicklung: „Egal, was wir wollen, wir werden wachsen und dabei auch die Marke von 20 000 Einwohnern überschreiten. Gleichzeitig werden wir 2030 auch dreimal so viel Menschen über 80 Jahren als heute haben“, so Walter. Die Anzahl der Arbeitsplätze in Tettnang in den letzten Jahren habe sich auf fast 9000 erhöht, was ebenfalls Auswirkungen auf Verkehr und Wohnsituation habe. Insgesamt fehlten in Tettnang etwa 1300 Wohnungen, darum seien Projekte wie die Realisierung von 127 Mietwohnungen im St. Anna-Quartier sehr wichtige Bausteine für die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum. Die skizzierte Entwicklung habe auch große Auswirkungen auf den Handel, der Umbau der Karlstraße, die nun den „Charme der 60er- und 70er-Jahre“endgültig hinter sich lasse, sei ein wichtiges Projekt, das bald abgeschlossen seine ganze Wirkung entfalten werde. Walter stellte fest: „Nach Fertigstellung des Loretoquartiers und der Mensa haben wir aber noch einige „Einöden“, die nach Erneuerung rufen.“
Walter schloss sein Grußwort mit einem Dank an alle Helfer des Seniorenmittags und gratulierte den Betrieben, die das Zertifikat für „Seniorenfreundlichen Service“bekommen.
70 Einrichtungen ausgezeichnet
Die Zertifizierung hatte der Stadtseniorenrat gemeinsam mit dem Stadtmarketing initiiert und umgesetzt. Aus einer von Martina Weishaupt aufgestellten Liste von 180 Betrieben und Institutionen wurden von April bis Juni 2017 über 80 Örtlichkeiten überprüft. Dabei gingen die 13 beteiligten Mitglieder des Stadtseniorenrats nach dem Fragenkatalog des Landesseniorenrates Baden-Württemberg vor, wie einer der beiden stellvertretenden Vorsitzenden des Stadtseniorenrates, Heinz Och, erklärte. Stellvertreter-Kollegin Marianne Geiling ergänzte: „Das Zertifikat ist drei Jahre gültig und kann dann nach einer erneuten Prüfung verlängert werden.“Beide zeigten sich dankbar, dass das Stadtmarketing alle administrativen Aufgaben rund um die Zertifizierung übernommen hatte.
Für die Kirchengemeinden sprach Pfarrer Thomas Wagner einen schönen Denkanstoß. Mit Beispielen aus seiner seelsorgerischen Praxis stellte er dar, wie wichtig es ist, dankbar für das eigene Leben sein zu können. Er erlebe viele jüngere Leute, die meinten, Älterwerden sei nicht schön und gleichzeitig viele ältere und hochbetagte Menschen, die ihrem Leben sehr viel Schönes abgewinnen könnten. Diese Fähigkeit und diese Freude an jedem Tag wünsche er allen Menschen. Nachmittage wie dieser würden dazu beitragen, dass Menschen Freude empfinden, schöne Begegnungen haben und das Leben genießen, darum würden die Kirchengemeinden diese Anlässe auch sehr gerne unterstützen. Abschließend zitierte Thomas Wagner folgenden Gedanken: „Jeder dahergelaufene Dummkopf kann das Leben mit zehn oder 20 Jahren schätzen, aber wer das mit 100 noch tun kann, muss schon seinen Verstand gebrauchen.“In seinem abschließenden Dank erklärte Dieter Jung, dass er sehr dankbar sei, dass die Stadt im Jahre 2005 die Federführung bei der Organisation des Seniorennachmittags übernommen hatte. Gleichzeitig kündigte er an, den Vorsitz des Stadtseniorenrates im kommenden Frühjahr niederzulegen. Nach seinem Dank an alle Mitwirkenden klang der Nachmittag mit schwungvollen Melodien der Musikkapelle Laimnau unter Leitung von Helmut Brugger aus.