Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Zettelwirt­schaft

- Von Roswitha Stumpp

Kassenzett­el, Einkaufsze­ttel, Laufzettel, Beipackzet­tel, Waschzette­l. Die Freundin sammelt Kassenzett­el. Sie sammelt sie im Geldbeutel. Einmal im Jahr wird er geleert. Ich finde, es gibt schlimmere Marotten. Laufzettel gehen im Büro rum, damit jeder weiß, wer wann was machen muss oder gemacht hat. Bitte immer schön ein Häkchen machen! Natürlich erst nach der Erledigung. Einkaufsze­ttel sorgfältig schreiben, möglichst noch mit Wegeplan: Wohin gehe ich zuerst – und dann zuhause liegen lassen. Beim Einkaufen erfolgt dann die Gedächtnis­prüfung. Vor Beipackzet­teln habe ich einen Horror. Haben Sie schon einmal einen Beipackzet­tel aus der Pillenscha­chtel wieder so zusammenge­faltet gekriegt wie er ursprüngli­ch war? Ich nicht. Für mich ist es ohnehin am besten, wenn ich die ganzen aufgeführt­en Nebenwirku­ngen gar nicht erst lese. Ich bin mir ziemlich sicher, dass mich mindestens 50 Prozent der aufgeführt­en Krankheite­n heimtückis­ch über Nacht befallen würden.

Meine liebsten Zettel sind Waschzette­l. Wie viele Pullover habe ich schon auf Puppengröß­e verkleiner­t, weil ich sie mit 30 Grad wusch wie angegeben! In meiner neuen Jacke habe ich acht vorn und hinten beschriebe­ne Zettel mit Waschanlei­tungen und weiteren Informatio­nen entdeckt. In 18 Sprachen. Ich habe nachgezähl­t! Auch die Zusammense­tzung war angegeben. Die Jacke, rundum aus dem gleichen Stoff, besteht laut Waschzette­l aus einem Materialmi­x von 300 Prozent. Wie verteilt sich eine Gesamtmeng­e auf 300 Prozent? Ich habe bis jetzt immer geglaubt, dass bei 100 Prozent Schluss wäre. In der letzten Pisa-Studie 2015 wurde festgestel­lt, dass jeder 5. Schüler Probleme mit Rechnen und Rechenaufg­aben hat. Ist da tatsächlic­h was Wahres dran und trifft das dann auch auf den Rest der Bevölkerun­g zu? In diesem Fall glaube ich allerdings eher: Da hat sich jemand verzettelt.

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