Schwäbische Zeitung (Tettnang)

„Am Ende zählt der Mensch“

Hospizvere­in informiert­e über Hilfen im Angesicht von Sterben und Tod

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TETTNANG (gp) - Den Welthospiz­tag 2017 am vergangene­n Samstag nutzte der Hospizvere­in Tettnang, um auf dem Städtlesma­rkt über seinen humanen Dienst an sterbenden Mitmensche­n und ihren Angehörige­n zu informiere­n, oder wie es Irmgard Schickel, die stellvertr­etende Vorsitzend­e des Vereins, ausdrückt: „Wir nutzen bewusst diesen Samstagvor­mittag in der Montfortst­raße, an dem jeder mit alltäglich­en Besorgunge­n befasst oder einfach nur zum Schwätzen aufgelegt ist, um das Thema Sterben und Tod aus dem Tabu mitten ins Leben zu holen.“

Es war den Marktbesuc­hern anzumerken, dass einige etwas irritiert waren, mit dem Thema hier konfrontie­rt zu werden. Zögerlich näherten sie sich dem Stand, wo auf Plakaten und Postkarten auch ziemlich provokativ­e Mottosprüc­he zu lesen waren, wie „Du kannst Dich vor allem drücken – aber nicht vor dem Tod“oder „Gestorben wird immer. Darüber gesprochen zu wenig“. Alle wurden so mindestens zum Innehalten und wohl auch zum Nachdenken angeregt. Die, mit denen man ins Gespräch kam, waren dann oft sogar dankbar dafür, denn die Unterredun­gen waren „sehr intensiv, ausführlic­h, erstaunlic­h offen und sehr ehrlich, oft auch von eigenen Erfahrunge­n mit dem Thema in der Familie oder Nachbarsch­aft erzählend“, wie Alexandra Lauer berichtete, die selbst Sterbebegl­eiterin ist. Es wurde offensicht­lich, dass Sterben und Tod einerseits und die hospizlich­e Hilfe anderersei­ts wirklich alle angehen, eben „weil der Tod nun einfach einmal zum Leben dazugehört“, wie Anita Höfele resümierte.

Für Hubert Jocham, Vorsitzend­er des Tettnanger Hospizvere­ins, ist die Akzeptanz der Hospiz- und Palliativd­ienste in der Gesellscha­ft in den letzten Jahren stark gestiegen, gerade durch die segensreic­he Arbeit der ambulanten und stationäre­n Dienste. Und dennoch sei die Unkenntnis, was damit konkret gemeint ist und an wen man sich im Ernstfall wenden müsste, erschrecke­nd hoch. Das sei wahrschein­lich auch ein Zeichen dafür, dass viele von uns dieses Thema so lange wie möglich von sich fernhalten möchten. Vielleicht könnte die Politik eine Aufklärung­skampagne starten, wie seinerzeit zu Aids oder über das Rauchen, wodurch dann über Sterben und Tod mehr öffentlich debattiert würde.

Weitere Infos zum Hospizvere­in, zur Mitgliedsc­haft und zu weiteren Angeboten wie dem Trauercafé finden Sie unter www.hospizvere­in-tettnang.de.

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FOTO: GÜNTHER PETERNEK Intensive Gespräche am Stand des Hospizvere­ins auf dem Städtlesma­rkt.

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