Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Initiatoren für Bürgerbus gesucht
Experte nennt in Neukirch Beispiele und verschiedene Möglichkeiten.
NEUKIRCH - Modell Bürgerbus: Experte Ingo Kitzmann hat vor 25 Teilnehmern im Rudolf-Zacher-Saal eine Übersicht über die Möglichkeiten und Beispiele in der Region gegeben: „Zuallererst gilt, stellen Sie unbedingt den speziellen Bedarf in Ihrer Gemeinde fest.“Kitzmann betonte, erst dann könne man sagen, ob und welche Art von Alternativ-Transportsystem sich anbiete.
Gebraucht werde das flexible, alternative Transportsystem, wenn wie in Neukirch der ÖPNV nicht funktioniere und es genügend Interessenten gebe, die ohne Auto, ohne Fahrerlaubnis oder ohne Mitfahrgelegenheiten unterwegs seien. Das wären dann ältere und gesundheitlich eingeschränkte Menschen sowie Jugendliche und Kinder. Kitzmann schlug auch eine Kooperation Tettnang-Neukirch vor, mit einer Verbindung Tettnang/Argental, Tannau und Obereisenbach-Neukirch-Wangen. Er rief dazu auf, mit den Menschen zu reden – und sich vierwöchentlich zu treffen.
Bürgermobil-Fahrer Willi König aus Meckenbeuren stellte das dortige System vor, das sich am öffentlichen Personen-Nachverkehr ÖPNV orientiert und von der Gemeinde finanziert wird. Daher bestünden auch entsprechende Anforderungen. So müssten die Fahrer einen Personenbeförderungsschein machen – und die Fahrt kostet einen Euro. In Meckenbeuren hat man – ebenso wie in Kressbronn – inzwischen auf das flexible Flächensystem auf Abruf umgestellt. „Man muss halt rechtzeitig vorher die Fahrt anmelden.“Das müsse mindestens eine Stunde sein – aber bei wachsendem Interesse reiche das oft nicht.
Der Soziale Fahrdienst in Amtzell sieht vom Grundsatz her anders aus, wie Hans Roman vortrug. Er basiert auf Gemeinnützigkeit und einem entsprechenden Verein. Dafür entfallen Fahrprüfungen, Steuern – und es können Spendenbescheinigungen ausgestellt werden. Das System ist nur gemeindeunterstützt, ansonsten spendenfinanziert. Andererseits sei die Zahl der Individualtransporte auf „Bedürftige“reduziert. Also Menschen über 75 Jahre oder mit Behindertenausweis. Deren Zahl müsse mindestens zwei Drittel ausmachen.
Kosten bedenken
Wie auch immer das System aussieht, besonders wichtig sei die Rufzentrale. Gerade bei kleineren Einheiten sollte man auch die Kosten bedenken. Ein „Call-Center“, wie es in Meckenbeuren wohl bestens funktioniert, sei nicht für alle sinnvoll. Von Sylvia Zwisler, die als stellvertretende Tettnanger Bürgermeisterin mit Peter Bentele, Ortsvorsteher Langnau, ebenfalls an der Veranstaltung teilgenommen hat, kam das Signal, man könne eventuell auch Tettnanger und Neukircher Ressourcen bündeln, gerade für eine Linie durchs Argental oder bei einem CarSharing-Modell.
Im Saal betonten mehrere Damen gesetzteren Alters, man müsse jetzt vorsorgen und nicht in zehn Jahren, wenn man die Unterstützung plötzlich brauche. Maria Oberhofer, die mit Hockstube und anderen Projekten reichlich Erfahrung hat, argumentierte: „Das mit dem Hilfebedarf kann so schnell gehen.“
Neukirch sucht nun wohl erst einmal Interessenten für Fahrten. Bei den verschiedentlich festgestellten Defiziten beim ÖPNV, die wohl auch in Zukunft keine wesentlichen Verbesserungen erfahren werden (die Schwäbische Zeitung berichtete), sollte der Bedarf eigentlich gegeben sein. Nun müsste das noch konkretisiert werden, um festzustellen, wer in Neukirch wann wo hin muss. Dann sollen mögliche Vereinsmitglieder, Fahrer, jede Menge jung gebliebene Rentner und Ehrenamtliche für ein Engagement beim Bürgertransport gewonnen werden. Bürgermeister Schnell appellierte abschließend an die Anwesenden, unter ihnen auch einige Gemeinderäte, sich hier zu engagieren, Bedarf zu konkretisieren und Mitstreiter zu suchen.