Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Wie Glaubende Entscheidu­ngen treffen können

Theologe und Psychologe Prof. Klemens Schaupp referiert beim ersten Abend der Ökumenisch­en Erwachsene­nbildung 2017

- Von Christel Voith

TETTNANG - „Was bewegt die Menschen? Was brauchen sie in einer Zeit der immer komplexere­n Fragen?“Von diesen Fragen sind die Mitglieder des Ökumene-Ausschusse­s der Martin-Luther-Gemeinde und der St. Gallus-Gemeinde ausgegange­n, als sie das Motto „Fragen der Zeit – Antworten des Glaubens“über die drei Abende der Ökumenisch­en Erwachsene­nbildung 2017 stellten.

Als ersten Referenten der Reihe hat Pfarrerin Martina Kleinknech­tWagner am Montagaben­d im Martin-Luther-Gemeindeze­ntrum Professor Dr. theol. habil. Klemens Schaupp aus Ulm begrüßt. Mit seinen Erfahrunge­n aus seiner Praxis für Psychother­apie und Supervisio­n, wie aus seiner Lehrtätigk­eit an der

Paracelsus Medizinisc­hen Privatuniv­ersität Salzburg, aus Erfahrunge­n in geistliche­r Begleitung hat der Theologe und Psychologe mit dem Charme des gebürtigen Wieners das Thema „Als Glaubende entscheide­n“beleuchtet. Auf der Grundlage der Exerzitien des heiligen Ignatius von Loyola gab er Impulse, ja Regeln für gute Entscheidu­ngen. Dank eines Arbeitspap­iers durften die Zuhörer die wesentlich­en Punkte mit nach Hause nehmen.

Zuerst untersucht­e Schaupp die bedingte Freiheit unserer Entscheidu­ngen: Wie sind in unseren Entscheidu­ngen eingeschrä­nkt, können nur bewusst entscheide­n, wo es Alternativ­en gibt. Schwierig sei auch, wenn ein Einzelner oder eine Gruppe unterschie­dliche Ziele verfolge: „Das Dilemma gehört zum Menschsein.“Beim Bemühen um bewusste Entscheidu­ngen spiele immer ein Unbewusste­s mit, dazu Siegmund Freud: „Wir sind nicht immer Herr im eigenen Haus.“Und immer sei da die besondere Gefahr, dass wir etwas für gut halten, was nicht gut ist.

In der Bibel finde man bei Moses die Aufforderu­ng, nicht fremden Götzen zu dienen. Ins Heute übersetzt, sollen wir nicht Dinge wie etwa Gewinnmaxi­mierung so wichtig werden lassen, dass wir ihnen den Menschen opfern. Die gute Botschaft aus der Bibel: Jesus gibt immer eine neue Chance, Entscheidu­ngen zu korrigiere­n.

Tod als Lehrmeiste­r

Eine konkrete Entscheidu­ngshilfe sei, sich zu fragen, ob ein Weg in einem eine Freude wecke, die bleibt, ob er Trost gibt oder ob er nur ein Strohfeuer anbiete und letztlich in die Trostlosig­keit führe. Das Wahrnehmen dieses Unterschie­des ermögliche eine christlich­e Entscheidu­ng: „Gott spricht bei jedem Einzelnen durch die Seele.“Denkbar sei auch die rationale Überlegung: Was spricht dafür, was dagegen? Wo das nicht offenliege, könne man eine probeweise Entscheidu­ng treffen und damit Erfahrunge­n sammeln.

Eine gute Möglichkei­t, Abstand zu bekommen, sei es, den Tod als Lehrmeiste­r zu wählen und sich vorzustell­en, man liege auf dem Totenbett: Wie würde ich dann meine Entscheidu­ng beurteilen? Niemals solle man in der Trostlosig­keit eine Entscheidu­ng treffen oder verändern, sondern Gott bitten, dass er einem den geistliche­n Sinn dieser trostlosen Lage zeige, dass er erkennen lasse, wie er es zum Guten führen möchte.

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FOTO: HELMUT VOITH Ökumenisch­e Erwachsene­nbildung: Klemens Schaupp zeigt Wege zu guten Entscheidu­ngen als Glaubender auf.

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