Schwäbische Zeitung (Tettnang)
So lebt es sich mit Hornissen im Garten
Familie Dechert aus Meckenbeuren hat ein ganzes Volk als Untermieter
MECKENBEUREN - Hornissen direkt vor der Haustüre? Ein Graus. Oder doch nicht? Familie Dechert aus Meckenbeuren hat seit diesem Sommer ein großes Hornissennest im Garten. Familienvater Frank Dechert berichtet über seine Beobachtungen und Erfahrungen.
„Ende Juni habe ich im Garten zum ersten Mal ein lautes Brummen gehört und daraufhin die Hornissen entdeckt“, blickt Dechert zurück. Zu dieser Zeit waren die Insekten mit ihrem Nestbau beschäftigt. Bei seiner Internetrecherche erfuhr Frank Dechert, dass Hornissen eine besonders geschützte Art darstellten und dass sie entgegen der allgemeinen Meinung überhaupt nicht aggressiv seien. Daraufhin beschloss er, das Volk bauen zu lassen. Bei seinen Freunden und Verwandten traf er mit dieser Entscheidung oft auf Unverständnis, da die Grundangst vor Hornissen allgegenwärtig ist.
Doch tatsächlich berichtet Dechert von einer sehr friedvollen Tiergattung: „Wenn man nicht gerade in der Anflugbahn auf das Nest steht, fliegen die Hornissen der Person mit gewisser Entfernung um die Ohren und beachten sie gar nicht.“Dechert überraschte ebenfalls, dass in diesem Sommer keine Wespen und Schnacken sowie wenige Fliegen und Hummeln im Garten der Familie umherschwirrten. Andreas Moser, ehrenamtlich tätig als Hornissenbeauftragter von Meckenbeuren und Tettnang, erklärt, dass diese Tiere zum Beuteschema der Hornissen gehören. Er führt weiterhin aus, dass ein gesundes Volk von 500 bis 700 Hornissen rund 500 Gramm Futter am Tag benötigt, weshalb sie auch während der Nacht auf Futtersuche sind.
Mittlerweile hat das Nest eine Größe von 55 bis 60 Zentimetern. Die Anzahl an Tieren ist aufgrund des hereinbrechenden Winters allerdings auch stark zurückgegangen. Die Verbliebenen beginnen nun, die Larven zu töten und aus dem Nest zu stoßen. Da das Nest bald leer sein wird, plant Dechert, dieses Ende des Monats aufzuschneiden und zu sezieren.
Die Familie hat diese Zeit ohne einen einzigen Hornissenstich überstanden. „Es sind die bravsten Damen, die aber einen Stachel bekommen haben“, so Hornissenbeauftragter Moser. Rückblickend meint Frank Dechert: „Es war eine sehr interessante und zugleich atemberaubende Erfahrung.“