Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Fast 55 Prozent für Elisabeth Kugel
46-jährige Herausforderin gewinnt Bürgermeisterwahl in Meckenbeuren.
MECKENBEUREN - Mit Elisabeth Kugel an der Spitze geht die Schussengemeinde in die nächsten acht Jahre: Bei der Bürgermeisterwahl am Sonntag gelang der Herausforderin die Überraschung. Mit 54,8 Prozent der Stimmen setzte sie sich gegen Amtsinhaber Andreas Schmid durch, der auf 44,8 Prozent kam. Die Wahlbeteiligung belief sich auf nur 50,2 Prozent, nachdem sie 2009 noch 52,1 Prozent betragen hatte.
Ein bizarres Bild gegen 19 Uhr in einem vollbesetzten Rathaussaal: Nicht einmal drei Meter voneinander entfernt bewegen sich zwei „Menschenschlangen“auf zwei Personen zu. Die eine, um Elisabeth Kugel zu gratulieren, die seit 15 Minuten weiß, dass sie neue Bürgermeisterin von Meckenbeuren wird. Die andere auf Andreas Schmid, der als fairer Verlierer gleich als erster nach Karl Gälle seiner Nachfolgerin die Hand gedrückt hatte.
Gälle hatte als Vorsitzender des Gemeindewahlausschusses zuvor das Endergebnis verkündet: 2946 Stimmen waren auf Elisabeth Kugel entfallen – gleichsam 54,8 Prozent. Alle zehn Wahlbezirke (inklusive Briefwahl) hatte sie gewonnen. Ihren größten Vorsprung „fuhr“die 46-Jährige dort ein, wo sie nebenan im Jugendreferat gearbeitet hatte – im Wahllokal Familientreff. 60,3 zu 39,1 ging es hier nach Prozenten aus. Am zweitgrößten war der Abstand im Kindergarten Brochenzell mit 57,5 zu 42,0, am drittgrößten im Kindergarten Lochbrücke mit 57,5 zu 42,5.
Knapper her ging es an Schmids Wohnort im Oberen Bezirk: Im Wahllokal Kindergarten Liebenau behielt Elisabeth Kugel mit 50,7 zu 48,9 Prozent die Oberhand. Auch in der Karl-Brugger-Halle in Kehlen waren die Verhältnisse mit 51,9 zu 47,5 Prozent nicht so klar wie andernorts.
Schmid: „Werde es setzen lassen“
„Ich kann nicht sagen, wie sehr mich dieser überwältigende Zuspruch berührt“– Elisabeth Kugel nutzte ihre erste Rede nach der Wahl an die große Zuhörerschar (darunter die Abgeordneten Riebsamen und Schuler, aber auch etliche Bürgermeister und Ortsvorsteher) für Dankesworte. Aber auch eine erste Wertung des Wahlausgangs schien durch: „So viel Unzufriedenheit“habe sie in den sechs Wochen des Wahlkampfs mitbekommen – samt dem Wunsch der Bürger, „dass man im Gespräch ist auf Augenhöhe“und dass der „Draht“zwischen Bürgerschaft und Kommunalpolitik „lebt“.
„Es kommen viele Herausforderungen auf uns zu“, wollte die designierte Bürgermeisterin (nach Jacqueline Alberti die Zweite in einer Kommune im Bodenseekreis) nicht verschweigen und setzte in deren Bewältigung auf den „Schulterschluss“. „Es ist mir immer schon gelungen, die Menschen zusammenzubringen“, hob Elisabeth Kugel hervor samt der Hoffnung, die Dinge gemeinsam anzupacken. „Unabhängig und frei mit Herz und Verstand werde ich mich für die Gemeinde einsetzen“, lautete ihr Versprechen an diesem Abend, an das sie einen Wunsch anschloss – „dass Meckenbeuren aufblüht“.
„Tief enttäuscht“zeigte sich Andreas Schmid, der ja auch gegenüber der Schwäbischen Zeitung im Vorfeld erklärt hatte, sich bewusst „keinen Plan B“bei einer Wahlniederlage gemacht zu haben. „Ich werde es setzen lassen und dann die Orientierung finden“, erklärte er gestern auf SZ-Anfrage.
Versteinerte Gesichter hier, Jubelrufe dort – die Stimmungslage im Rathaussaal hatte sich gleich mit der Verkündigung des Wahlergebnisses offen gezeigt. Karl Gälle dankte hierbei den Bewerbern für den „fairen
Wahlkampf “und sah ein „bitteres Ergebnis“für Andreas Schmid: „Wir haben einen guten Bürgermeister nicht wiedergewählt.“Der Applaus für Gälles Dankesworte an Schmids Adresse fiel langanhaltend aus.
Spielte im Gang vor dem Rathaussaal eine Abordnung aus allen drei Kapellen der Gemeinde auf, so bildeten sich im Saal schnell Grüppchen, die das Ergebnis analysierten.
„Das Vertrauen hat mich sehr berührt, das mir hier entgegengebracht wurde.“Elisabeth Kugel
Mit 50,2 Prozent ging die Wahlbeteiligung gegenüber dem Urnengang von 2009 wieder zurück. Damals hatte sie 52,1 Prozent betragen. Die höchsten Werte erreichte sie in der AlbrechtDürer-Schule (54,2 Prozent) und im Familientreff (53,9). Prozentual am geringsten war das Interesse im Kindergarten Liebenau (34,0) und im Wahlbezirk Rathaus (36,0).