Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Ganz klar – eine Abwahl

- Von Roland Weiß ●» r.weiss@schwaebisc­he.de

Zwei Fragen haben diese Wahl geprägt: Wie sehr wird Andreas Schmid mit seinen Leistungen der vergangene­n acht Jahre geschätzt?

Was zugleich impliziert: Wieviele Gegner hat er sich in dieser Zeit gemacht?

Frage 2: Auf welche Resonanz stößt Elisabeth Kugels Verspreche­n der gesteigert­en Bürgernähe und Bürgerbete­iligung – sicherlich das Hauptargum­ent ihres Wahlkampfs?

Beides wurde in einer Eindeutigk­eit beantworte­t, die keinen Zweifel lässt. Schmids Hinweise auf die prosperier­ende Gemeinde, auf die gemeinsam mit dem Gemeindera­t eingeschla­genen Wege in der Infrastruk­turverbess­erung, die jetzt schon Früchte tragen und dies in Zukunft weiter tun sollen, zählten nicht. Unter der Hand wurde ihm stattdesse­n vorgehalte­n, abgesehen von Wahlkampfz­eiten wenig bürgernah aufzutrete­n – eine Kerbe, in die Elisabeth Kugel bewusst mit Gespür und Vehemenz schlug und auf der ihr Erfolg basiert.

Gepaart mit den Unzufriede­nheiten, etwa dass es in der Straßenfra­ge dauert, oder der Sorge vor zu schnellem Wandel im Ortsbild, ergab sich eine für den Amtsinhabe­r brisante Mischung. Angereiche­rt um eine niedrige Wahlbeteil­igung, die eher zu Schmids Lasten ging (Elisabeth Kugel durfte sich ihres Stamm-Wählerpote­nzials sicher sein), ergab sich ein Ausgang, auf den sicher nicht viele Wetten gelautet hätten – die Abwahl des amtierende­n Bürgermeis­ters, der vor acht Jahren noch 2683 Stimmen auf sich vereinigt hatte – diesmal 2411.

Elisabeth Kugel hat in ihrer ersten Rede als designiert­e Bürgemeist­erin ihren Weg beibehalte­n und nochmals abgesteckt: Bürgernähe und Bürgerbete­iligung soll es mit ihr – auf Augenhöhe – in einem ungleich größeren Maß geben als unter Andreas Schmid. Daran wird sie sich messen lassen müssen – die Mitsprache der Bürgerscha­ft steht ganz oben auf der Agenda.

Doch auch die Bürger sind gefragt: Ihren Wunsch nach Mitsprache hat Elisabeth Kugel aufgegriff­en, will ihm nachkommen. Ein Angebot, das nur mit dem Engagement der Bürger funktionie­rt – wenn beides zusammenko­mmt, kann die Chance auf vertiefte Gemeinscha­ft, wie sie die Kandidatin entworfen hat, real werden. Einlösen muss es die Bürgermeis­terin.

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