Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Kontroverse um die Verdichtung
Tettnanger Wohnbauprojekt „Ramsbach Quartier“: Die Bedenken bleiben.
TETTNANG - In seiner Sitzung hat der Technische Ausschuss den vorhabenbezogenen Bebauungsplan „Ramsbach Quartier“gebilligt und die Durchführung der Offenlage beschlossen – mit drei Gegenstimmen. Obwohl sich die Zahl der Wohnungen und Stellplätze reduziert hat, sehen Mitglieder des Ausschusses das Wohnbauprojekt nach wie vor kritisch.
Mehr als Hundert Wohneinheiten in sieben Häusern sollen auf dem ehemaligen Betriebshof Zwisler entstehen. Das städtebauliche Ziel: Die Umnutzung der Gewerbefläche, eine Entwicklung von zentrumsnahen Wohnungen und flächensparendes und energieeffizientes Bauen. „Das bedeutet natürlich, dass man einen gewissen Grad an Verdichtung hat“, erläutert Udo Kienzle vom Planungsbüro Kienzle Vögele Blasberg GmbH.
Begonnen wurden die Planungen für die Entwicklung des Areals und die Fläche des angrenzenden Hopfengartens Anfang 2016. Nach ersten Entwürfen und Planungen hat das Büro den Plan nun noch einmal überarbeitet und ist in die Detailplanung eingestiegen. Architekt Kienzle hat am Mittwochabend dem Technischen Ausschuss die Veränderungen erläutert: So sind statt den ehemals 140 Wohneinheiten noch 124 eingeplant. Damit hat sich auch die Zahl der Stellplätze reduziert: Statt 260 soll es 230 Stellplätze geben – ein Großteil davon in der Tiefgarage.
Die Anbindung der Tiefgarage erfolgt in der Ramsbachstraße – und hier ist auch der erste Bauabschnitt vorgesehen. Der Vorhabenträger habe, so Kienzle, nicht die Absicht das Gebiet in einem zu bebauen. Vielmehr sind fünf Bauabschnitte und ein Realisierungszeitraum von 15 Jahren eingeplant. Es sei ein „Wachsen“und „kein Knall auf Fall“, so Bürgermeister Walter.
Befürchtung: sozialer Brennpunkt
Und trotz des „Wachsens“des Quartiers, trotz der Freiräume mit Quartiersplätzen und der Reduktion der Wohneinheiten gibt es Kritik: „Ich muss zugeben, das Ganze wirkt etwas charmanter als in der ursprünglichen Planung“, so Stadträtin Maria Locher (CDU), „und trotzdem ist mir dieses Gebiet noch zu hoch und zu eng bebaut.“Sie könne nicht sehen, wie dort soziales Leben stattfinden solle. „Wir besichtigen Quartiersbebauung, sprechen von Wohnformen der Zukunft und jetzt schaffen wir uns hier eine Vorstadt, die ich eigentlich in Tettnang nicht haben möchte.“Auch befürchte sie die Entwicklung eines sozialen Brennpunktes und sieht zudem eine Verkehrsproblematik.
Bürgermeister Bruno Walter verweist auf eine insgesamt „schwierige Situation“: „Wir sind in einem Verdichtungsraum. Wir wissen, dass unsere Arbeitsplatzzahlen nach oben gegangen sind und zwar extrem.“Spreche man von Verkehr, so gebe es schon heute Verkehr, der von außerhalb komme, weil sich der Wohnungsmarkt nicht entwickelt habe – stattdessen aber Pendlerströme.
In Sachen Verkehr fordert auch Stadtrat Andreas Huchler (CDU) mit der Quartiersentwicklung eine Veränderung der Verkehrsführung, es sei bereits im ursprünglichen Plan angedacht gewesen gerade die – größtenteils einspurig verlaufende – Jahnstraße für die Bebauung „fit“zu machen. Bürgermeister Walter stimmt zu und spricht davon, dass die Baugebiete, ehemaliger Betriebshof und angrenzender Hopfengarten „die Herstellung von Jahn- und Kolpingstraße“zwingend bedingen.
Die Idee: Eine gute Anbindung für die Hunderte Menschen, die das Ramsbach Quartier und den bunten „Wohnungs-Mix“– der dort mit 1- bis 4-Zimmer-Wohnungen entstehen soll – beleben werden. „Wir müssen uns klar sein, dass hier gut 400 Bewohner leben werden. Das ist für mich schon ein kleines Dorf und ein Dorf bedarf einfach einem Konzept, wie man dort lebt“, sagt Birgit Butt (SPD). Das Konzept vermisse sie. Seit 2016 werde geplant ohne zeitnahe Einbeziehung des Technischen Ausschusses oder des Gemeinderates – „Das bei der Größe dieses Projekts und hinsichtlich dessen, dass nebenan ein zweites Projekt gleicher Größe entstehen kann, wo wir nicht wissen, wie schnell das entwickelt wird.“Eine sinnvolle Quartiersentwicklung könne sie nicht erkennen.