Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Fotos aus dem Schilderwa­ld

- Von Mark Hildebrand­t

Wenn man so durch die Lande fährt, fällt einem ein Wald auf, der niemals blättert, der aber immer mal wieder für für nach unten fallende Gesichtszü­ge sorgt: der Schilderwa­ld. Nichts bleibt der Fantasie überlassen – wo und wie lange man parken darf, wo man abbiegen muss oder es verboten ist, wer Vorfahrt hat: All das ist exakt darauf festgehalt­en. Auch eine letzte Lücke in der Wiesentals­traße in Meckenbeur­en ist jetzt auf diese Weise geschlosse­n worden (siehe Seite 19).

Nun ist das für uns selbstvers­tändlich. Es ist sogar so: Hilflosigk­eit breitet sich aus, wenn wir nicht wissen, dass im Falle des Ausfalls einer Ampel nicht rechts vor links, sondern die Vorfahrt auf der einen Straße gilt, während die andere das Nachsehen hat. Ordnung muss sein.

Doch was für uns so selbstvers­tändlich scheint, ist anderen gleich ein Fotoalbum wert. Ein Freund berichtet von Besuch aus den Vereinigte­n Arabischen Emiraten – eine Zufallsbek­anntschaft von einem Aufenthalt dort. Als die Zeit des Aufbruchs naht, hat der Gast viele Orte bereist. Alte Burgen, prachtvoll­e Schlösser, eindrucksv­olle Landschaft­en hat er gesehen.

Und was für Bilder zeigt er dem Gastgeber am letzten Abend? Verkehrssc­hilder, Parkleitsy­steme, Infotafeln mit Aufschrift­en, wie alt das Gemäuer ist (als Nahaufnahm­e). Auch ein Baum ist mal darunter oder eine Blume. Nach den Motiven gefragt, sagt der Emirati: „Dass bei euch alte Häuser stehen, weiß jeder. Aber das mit den vielen Schildern glaubt mir daheim sonst niemand.“

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