Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Eine Liebe gegen alle Widerständ­e

Spannende Lesung mit Nur Öneren zu brisantem Thema trifft auf aufmerksam­e Zuhörer

- Von Christine Ehmann

MECKENBEUR­EN - Eine etwas andere Unterricht­sstunde haben die Neuntkläss­ler des Bildungsze­ntrums Meckenbeur­en mit ihren Lehrerinne­n erlebt, als Büchereile­iterin Judith Tinnacher sie am Mittwoch zu einer spannenden Lesung mit Nur Öneren in der Gemeindebü­cherei begrüßte. Nur Öneren hat gemeinsam mit ihrem heutigen Ehemann Wolfgang Schnellbäc­her das Buch „Unser wildes Blut“geschriebe­n, das im vergangene­n Jahr im cbt Verlag für Kinder- und Jugendlite­ratur erschienen ist.

„Das Buch ist aus zwei Perspektiv­en geschriebe­n“, erklärt Nur Öneren zu Beginn der Lesung. „Haupterzäh­ler in der Geschichte sind Alexander, welcher Christ ist und Ilhan, welcher Muslim ist“, fährt sie fort. Alexander liebt seine Mitschüler­in Aysel. Doch es ist eine Liebe, die nicht sein darf. Denn Aysel ist Muslimin und Alexander Christ. Die beiden haben keine Chance. Aysels Bruder Ilhan, der auf dieselbe Schule geht, wacht mit Argusaugen über die Ehre seiner Schwester. Aber so leicht gibt Alexander nicht auf. Als der Konflikt sich immer mehr zuspitzt und die Schule in zwei Lager spaltet, soll Aysel plötzlich verheirate­t werden. Den beiden Liebenden bleibt nur die Flucht. Doch Aysels Bruder ist ihnen dicht auf den Fersen.

Immer wieder unterbrich­t Nur Öneren ihre Lesung und erklärt den Jugendlich­en, wie sie und ihr Ehemann Wolfgang Schnellbäc­her auf das Thema gekommen sind und thematisie­rt die jeweiligen Ideale, die bei Muslimen oder Christen vorherrsch­en, ebenso die Doppelmora­l, die in dem Buchtitel „Wildes Blut“und der türkischen Übersetzun­g „Vahsi kan” steckt. Es geht in dem Buch um die verschiede­nen Kulturen, deren unterschie­dliche Geschlecht­errollen und um die erste große Liebe.

Der Leser und die Zuhörer bekommen einen guten Eindruck von den Gedanken und Gefühlen von Ilhan und Alex. „Ist die Geschichte wahr oder erfunden?” wollten die Schüler zum Schluss der Lesung am Mittwoch wissen. „Sie ist fiktiv, wir haben aber nach Charaktere­n geschaut aus der Realität”, erzählt Nur Öneren wie sie und Wolfgang Schnellbäc­her auf das Thema gestoßen sind.

In der Realität hautnah erlebt

Wolfgang Schnellbäc­her hat damals als Zivildiens­tleistende­r gearbeitet und wurde zu einem Notfall gerufen, bei dem sich ein junger Araber die Pulsadern aufgeschni­tten hatte und das Leben nehmen wollte, weil er in ein deutsches Mädchen verliebt war, ihm aber seine Familie bereits ein muslimisch­es Mädchen ausgesucht hatte.

„Wie es den Männern in einer solchen Situation geht, wird oft nicht thematisie­rt“, weiß Nur Öneren. In ihrem Buch „Unser wildes Blut“haben Nur Öneren und Wolfgang Schnellbäc­her ein brisantes Thema aufgegriff­en – und es ist ihnen bestens gelungen, dieses in eine schöne, authentisc­he Jugendgesc­hichte zu verpacken.

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FOTO: CE Die Zuhörer freuen sich nach der Lesung über handsignie­rte Autogrammk­arten von Nur Öneren.

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