Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Airbus feiert Richtfest für neues Technologiezentrum
2000 Quadratmeter großer Reinraum für Satelliten ist das Herzstück in Immenstaad – Fertigstellung ist im Spätsommer 2018 geplant
IMMENSTAAD (af) - Bei Airbus in Immenstaad hat es am Mittwoch Grund zum Feiern gegeben. Vor allem für Planer, Bauingenieure, Projektbeteiligte sowie Handwerker von Züblin und anderer Firmen. In nur fünf Monaten nach der Grundsteinlegung steht jetzt der Rohbau für das neue Integrations- und Technologiezentrum (ITC). Nach Angaben von Airbus wird es Europas modernster Satelliten-Hub. 45 Millionen Euro investiert das Luft- und Raumfahrtunternehmen in den Neubau.
„Sehr breit, sehr lang und hoch die Form, die Dimension fällt aus der Norm. Und von der Schweiz aus sehen alle Europas größte Reinraumhalle“, reimte Züblin-Polier Wilhelm Stehle vom Gerüst herab. Tatsächlich hat der Betonkörper beeindruckende Ausmaße: 70 Meter lang, 60 Meter breit und 20 Meter hoch – ein Großraumflugzeug vom Typ Airbus A350-800 hätte locker Platz darin.
Doch Fluggeräte anderer Art werden hier nach Fertigstellung und Installation der aufwendigen Reinraumtechnik im Spätsommer 2018 stehen: Satelliten. Sie fliegen höher als jedes Flugzeug und benötigen bei Entwicklung und Montage Umweltbedingungen, die, was Reinlichkeit angeht, extrem sind.
Partikel so groß wie Bakterien, hundertmal dünner als ein menschliches Haar, müssen draußen bleiben. Ein ausgeklügeltes Lüftungsund Filtersystem soll dafür sorgen, dass die höchsten Anforderungen für Reinräume eingehalten werden.
Darüber hinaus ist ein Teil der Halle mit einem Dämpfungssystem ausgestattet, das kleinste Vibrationen des Gebäudes oder Untergrunds eliminiert. Vier seismische Blöcke im Untergeschoss, von denen jeder 130 Tonnen wiegt, ein Schwingboden und schwere Integrationstische aus Granit tragen dazu bei, dass sich nichts bewegt, wie Projektleiter Christopher Heß erläutert. Vor allem für die Integration der immer empfindlicher werdenden optischen Instrumente sei das erforderlich.
Herzstück des 4250 Quadratmeter großen, vierstöckigen und teilunterkellerten Gebäudes ist nach Angaben ein zentraler Reinraum. „Diese Integrationshalle erlaubt es uns auf über 2000 Quadratmetern bis zu acht große Satelliten auf einmal zu bauen“, sagte Standortleiter Dietmar Pilz. Das ITC sei so etwas wie eine Brücke zwischen Erde und Luft, ja gar darüber hinaus, denn die Satelliten, die von hier aus zu den Weltraumbahnhöfen gebracht werden, fliegen damnächst bis zu den Eismonden des Jupiter.
Die Inbetriebnahme des HighTech-Komplexes ist für Spätsommer 2018 vorgesehen. Dann sollen dort beispielsweise Erdbeobachtungssatelliten für das europäische Umweltund Sicherheitsprogramm Copernicus (Sentinel-2 und -6) und die Jupiter-Mission Juice der Weltraumorganisation ESA endmontiert werden.