„Die Senderumstellung schadet mir“

Fernsehtechniker Walter Schönrade über Chaos im Kabelnetz

FRIEDRICHSHAFEN - Am 17. Oktober hat der Fernsehanbieter Unitymedia das digitale Kabelnetz umgestellt. Seitdem kann sich Walter Schönrade, Fernsehtechniker aus Fischbach, vor Anrufen kaum retten. Im Interview erklärt er, warum die Umstellung ihm mehr schade als nutze und was Verbraucher bei Problemen mit dem Fernseher jetzt tun können.

Herr Schönrade, was genau ist denn das Problem bei der Senderumstellung im TV-Kabelnetz von Unitymedia?

Grundsätzlich ist es so, dass jeder Verbraucher auf seinem Fernsehgerät eine Senderliste hat, wo die Sender in einer bestimmten Reihenfolge aufgelistet sind. Unitymedia hat bei der Senderumstellung die neuen Programme allerdings nicht einfach hinten an die Liste angehängt, sondern damit die ganze Liste durcheinandergebracht. Wenn der Verbraucher jetzt einen Sendersuchlauf startet, findet dieser alle schon vorhandenen Programme noch einmal auf anderen Sendeplätzen. Das führt dazu, dass man am Ende ungefähr 2000 Programme in seiner Liste hat. Wer da seine gewohnten Sender wieder finden will, sucht praktisch die Nadel im Heuhaufen.

Wie viele Anfragen bekommen Sie wegen dieser Probleme?

Am Tag rufen mich ungefähr 100 Kunden an. Viele davon sind verärgert, weil Sie Ihr Gerät bei mir gekauft haben und nun ein großes Durcheinander in der Senderliste herrscht. Ich schaffe es aber nicht, alle Anfragen zu bearbeiten. Am Tag kann ich maximal 15 bis 20 Geräte neu einstellen. So einen großen Ansturm habe ich mein ganzes Leben lang noch nicht erlebt. Die ganzen liegengebliebenen Anfragen schaden meinem Geschäft enorm. Als Unitymedia die Umstellung für September angekündigt hatte, haben wir extra einen Puffer für solche Probleme eingeplant und Aufträge für diesen Zeitraum nicht angenommen. Dann wurde die Senderumstellung aber auf Oktober verschoben – was unsere Planung komplett umgeworfen hat.

Was kann denn der Verbraucher tun, wenn die Senderliste durcheinandergebracht wurde?

Prinzipiell ist es richtig, einen Suchlauf zu starten. Damit man hinterher aber nicht alle Programme doppelt und dreifach hat, ist es bei manchen Geräten empfehlenswert, sie vorher auf die sogenannten Werkseinstellungen zurückzusetzen. Dann wird jeder Sender wenigstens nur ein Mal gefunden. Ordnen muss man die Sender danach allerdings trotzdem wieder neu, das braucht einfach Zeit. Wenn das nicht funktioniert oder zu aufwändig ist, muss ich mit einem Servicecomputer kommen und den Fernseher umprogrammieren. Dann sind die Sender wieder in gewohnter Reihenfolge. Aber ich habe fast keine Termine mehr frei.

FOTO: PR Entnervt: Die Kabelumstellung macht dem Fernsehtechniker zu schaffen – wie dieser Zettel an der Tür seines Geschäfts beweist.