Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Jan Costin Wagner liest aus seinem neuesten Kriminalro­man

Karten für die Lesung im Haus der Musik in Gattnau gibt’s ab sofort

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KRESSBRONN (sz) - „Sakari lernt, durch Wände zu gehen“– unter diesem Titel steht eine Lesung mit Jan Costin Wagner im Rahmen der Kressbronn­er Kriminächt­e am Samstag, 4. November, um 19.30 Uhr im St.-Gallus-Saal, Haus der Musik in Gattnau.

Jan Costin Wagner ist laut Vorschau des Kulturbüro­s der Meister des literarisc­hen Kriminalro­mans – ein Buch von hypnotisch­er Intensität, das zugleich verstört und glücklich macht. Zum Inhalt: Ein junger Mann steht nackt in einem Brunnen, in seiner Hand blitzt ein Messer im Sonnenlich­t. Es ist ein heißer Sommertag im finnischen Turku. Unter den herbeieile­nden Polizisten ist auch Kimmo Joentaas Kollege Petri Grönholm, der gegenüber am Marktplatz wohnt. In einem panischen Gefühl der Bedrohung erschießt Grönholm den Jungen im Brunnen – und versinkt in den Tagen danach in seinen Schuldgefü­hlen.

Kimmo Joentaa, Kommissar bei der Polizei in Turku und inzwischen alleinerzi­ehender Vater, macht sich auf die Suche – er will herausfind­en, wer der Junge war und was ihn getrieben hat, in den Brunnen zu steigen, und gleichzeit­ig versucht er, seinen Kollegen aufzufange­n. Bei seinen Nachforsch­ungen stößt Kimmo Joentaa auf zwei Familien, Nachbarn und Freunde, deren Schicksale durch einen schrecklic­hen Unfall Jahre zuvor miteinande­r verstrickt sind. Während Kimmo mit der Mutter des toten Jungen spricht, bricht im Nachbarhau­s ein Feuer aus. Als Stunden später das Feuer gelöscht ist und die Überreste des Hauses wieder betretbar sind, ist ein Sohn der Familie, der zwölfjähri­ge David, verschwund­en.

Nach und nach zeichnet sich das Bild einer Familie ab, die durch den Tod eines Kindes beinahe zerrissen wurde. Der Vater ist ein Pilot und Billard-Turnierspi­eler, der lieber auf Langstreck­enflüge fliegt, als zu Haus zu sein, weil seine Frau ihm fremd geworden ist. Nächtelang sitzt sie am Computer, starrt auf die Fotos von Emma, ihrer toten Tochter, und scheint darüber die beiden kleineren Söhne kaum noch zu bemerken.

Beinahe körperlich meint man beim Lesen die Wucht des Verlusts zu spüren, den Schock, der immer noch so tief sitzt. Wie kaum ein anderer Autor vermag es Jan Costin Wagner, solche Gefühle in Sprache zu fassen, behutsam und klar, beinahe nüchtern in der Wortwahl.

Kimmo Joentaa muss für diesen Fall all seine Klugheit und sein ganzes Feingefühl aufbringen, und auch er stößt an Grenzen. Doch zum Glück gibt es noch Sanna, seine neunjährig­e Tochter. Und Sanna ist der beste Beweis dafür, dass es auch nach großen Katastroph­en Hoffnung geben kann, und dass man nicht in ständiger Angst leben soll, sondern mit dem Vertrauen auf das Gute.

Tickets gibt’s in der Tourist-Info Kressbronn im Bahnhof oder unter

www.reservix.de

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FOTO: G. GLUECKLICH Jan Costin Wagner

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