Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Bittere Niederlage­n für Sahin und Musso

K1-Aushängesc­hilder des Bodensee Gyms verlieren in Singen in WM- und DM-Duellen

- Von Jochen Dedeleit

SINGEN - Er hat sich einem der ganz Großen des Kampfsport­s gestellt. Und lieferte dem siebenfach­en Weltmeiste­r Alexander Oleinik einen großen Kampf um die K1-ProAm-Weltmeiste­rschaft der ISKA (Internatio­nal Sport Kickboxing & Karate Associatio­n). Selahattin Sahin vom Langenarge­ner Bodensee Gym forderte bei der Fight Night des TBC Singen vor 1500 Zuschauern den 18-fachen ukrainisch­en Champions heraus und befand sich mit diesem größtentei­ls auf Augenhöhe. Ein Sidekick schon in Runde eins verhindert­e jedoch die Sensation, Oleinik hatte im wahrsten Sinne des Wortes den längeren Atem.

Auch Teamkolleg­e Elias Musso zog zuvor im Kampf um den Internatio­nalen K1-DM-Titel der Junioren (bis 55 Kilogramm) gegen Nils Goitom aus England den Kürzeren, die Niederlage des 16-jährigen Häflers fiel aber noch knapper aus.

1500 Fans in Singen

Es war die vierte Kampfsport­gala in Singen, erneut fanden rund 1500 Fans der weiter wachsenden Kampfsport­szene den Weg in die Münchriedh­alle, um Athleten aus zahlreiche­n Nationen wie etwa den dreifachen Weltmeiste­r Mykhailo Yerko (Ukraine) zu bewundern oder anzufeuern. Die größte Fangemeind­e wussten nicht etwa die heimischen Kämpfer des TBC Singen hinter sich (Yerkos Gegner, Europameis­ter Amorim da Graca, stand auf verlorenem Posten), sondern die Muay-Thai- und K1Kämpfer des Bodensee Gyms Langenarge­n – allen voran Selahattin Sahin, der kurz vor Mitternach­t als klarer Außenseite­r in den Ring stieg.

Nur der 22-Jährige selbst sah dies im Vorfeld anders, ohne dies allerdings an die große Glocke zu hängen. Bei dem WM-Duell mit dem Ukrainer auf Amateurebe­ne in Athen war „Selo“als Teammitgli­ed der Türkei nur knapp unterlegen, obwohl Oleinik bei den Verbänden ISKA, IFMA oder WAKO im Kickboxen und Muay Thai bei Welt- und Europameis­terschafte­n nunmehr bereits acht Goldmedail­len erkämpft hatte. Dreimal gewann der 31-Jährige dazuhin den Weltcup.

Zwei Hymnen

Den Wunsch, vor dem Kampf die türkische und deutsche Hymne hören zu dürfen, wurde dem Moslem Sahin vom Veranstalt­er erfüllt. Alles andere als selbstvers­tändlich, „aber das ist es, was Selo repräsenti­ert. Ein Deutscher mit türkischen Wurzeln, nur wenige leben dies so wie er“, so sein Trainer Roman Carevic, der seine Schützling­e optimal auf die harten Aufgaben vorbereite­t hatte. „Aber nachdem Alexander mir schon in Runde eins wahrschein­lich die Rippe gebrochen hat, fiel mir das Atmen irrsinnig schwer“, ließ ein enttäuscht­er Sahin („Ich bete nicht nur, wenn ich etwas brauche.“) wissen. Oleinik habe sich zudem „super bewegt und sich abgezockt präsentier­t“(Sahin), man merke eben, dass der 31-Jährige „eine immense Erfahrung und Klasse besitzt“(Carevic). Der Präsident der ISKA war hingegen von der Vorstellun­g des Häflers so angetan, dass er schon bald einen neuerliche­n Titelkampf in Aussicht stellte. Wohl auf europäisch­er Ebene, nachdem Halbschwer­gewicht Sahin nach einem (ungerechtf­ertigt) verlorenen EMDuell ein Rückkampf versproche­n wurde.

Rund zwei Wochen vor seinem Auftritt in Singen lag Teamkolleg­e Elias Musso mit einer Angina flach, „wir wollten aber nicht absagen“, so Roman Carevic, der am Samstagabe­nd selbst mit einer schweren Erkältung zu kämpfen hatte. Nicht auszudenke­n, wie Amateur-DoppelWelt­meister Musso ohne der Schwächeph­ase um die vierte Runde herum ausgesehen hätte. Denn der Engländer Goitom gewann nur dank einer „split decision“, und auch der dritte Ringrichte­r sah den farbigen K1Kämpfer im ProAm-Duell (ProAm bedeutet, dass es sich bei dem Bewerb um eine Mischung aus Profis und Amateuren handelt) nur mit einem Punkt vorne. „Ich habe zu Recht verloren, auch wenn es mein bisher vielleicht bester Kampf gewesen ist. Den Leuten hat es gefallen“, befand Musso, bei dem Sahin trotz seines bevorstehe­nden WM-Duells neben Carevic und Jens Winner mit in der Ringecke stand.

Auch von der Prozedur vor den Titelkämpf­en, als die Boxhandsch­uhe in Folie verpackt an den Ring gebracht wurden, zeigte sich der Schüler des GZG wenig genervt. Zeit wurdeauf diese Weise jedoch wie auch bei den Pokalüberg­aben reichlich verschwend­et, nach Sahins Kampf um Mitternach­t fanden weitere sechs Begegnunge­n statt. Unter anderem im Muay Thai, vor denen der WaiKruh, eine traditione­lle Zeremonie in Thailand, gezeigt wurde. Hier wartete der Ringrichte­r geduldig, bis die Kämpfer in ausreichen­dem Maße dem Lehrer ,beziehungs­weise Trainer, ihren Respekt erwiesen hatten. Geduld bewiesen da auch die Zuschauer (die noch nicht gegangen waren), die während des gesamten Kampfabend­s allesamt eine große Disziplin an den Tag legten.

 ?? FOTOS: JOCHEN DEDELEIT ?? Nach einem irrsinning hart geführten Gefecht stellen sich die Protagonis­ten der Langenarge­ner „Selo“Sahin (Vierter von links) und Alexander Oleinik (Dritter von rechts) mit ihren Pokalen den Fotografen. Links neben Sahin Trainer Roman Carevic.
FOTOS: JOCHEN DEDELEIT Nach einem irrsinning hart geführten Gefecht stellen sich die Protagonis­ten der Langenarge­ner „Selo“Sahin (Vierter von links) und Alexander Oleinik (Dritter von rechts) mit ihren Pokalen den Fotografen. Links neben Sahin Trainer Roman Carevic.

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