Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Mitleid vom Matchwinner
Ex-Freiburger Caligiuri entscheidet Spiel für Schalke 04
FREIBURG - Richtig jubeln wollte er nicht. Sein Schuss von der Strafraumgrenze war abgefälscht im Freiburger Tor gelandet, aber Schalkes Matchwinner Daniel Caligiuri erinnerte sich in diesem Moment an seine acht Jahre im Breisgau: „Ich bin hier Profi geworden und habe dem SC Freiburg sehr viel zu verdanken“, erklärte der gebürtige Schwarzwälder nach dem Spiel seine verhaltene Reaktion auf das 0:1 (62.). „Als der Ball drin war, habe ich kurz gejubelt, aber nicht zu viel. Das wollte ich aus Gründen des Respekts so.“
Von Respekt war viel die Rede. Schalkes Trainer Domenico Tedesco bekundete „allergrößten Respekt“für Freiburg. „Aufgrund der ersten Halbzeit war der 1:0-Sieg glücklich. Da haben wir kaum Zugriff gefunden. Freiburg hatte einen ballsicheren Spielaufbau. Unser Gegner hat es super gemacht.“Weniger super war der Abschluss: Nils Petersen, erstmals in dieser Bundesligasaison in der Startelf, traf mit seinem Schuss das Lattenkreuz (32.), Bartosz Kapustka (37.) den Pfosten. Davor war der Schuss von Schalkes Mittelfeldspieler Yevhen Konoplyanka (29.) ebenfalls an den Pfosten gegangen. Als Petersen kurz nach der Pause allein auf das Tor zulief, schien das 1:0 fällig zu sein, doch der sonst so kaltblütige Stürmer zeigte Nerven: „Wenn man auf einen so großen Torhüter wie Ralf Fährmann zuläuft, wird das Tor immer kleiner – und dann treffe ich sein Knie“, erklärte Petersen.
Statt 1:0 hieß es 0:1 nach Caligiuris Glücksschuss, den Christian Günter abfälschte. „Das war ein dreckiger Auswärtssieg“, meinte Schalkes Abwehrspieler Bastian Oczipka. „Unglaublich bitter“, sagte Freiburgs Offensivspieler Janik Haberer: „Wir haben ein sehr gutes Heimspiel gemacht, bekommen dann einen abgefälschten Ball hinten rein.“Freiburgs Trainer Christian Streich lobte seine Elf für den „konstruktiven Spielaufbau und die erarbeiteten Torchancen“. Nach dem Rückstand allerdings ging von Freiburg kaum noch Gefahr aus. „Der Druck wird nun größer“, weiß Streich. „Das Problem sind die vielen Verletzten.“Neu im Lazarett ist Mike Frantz, der bei einem robust geführten Zweikampf laut Streich einen Innenbandriss im Knie erlitt.
Haberer fällt Streich
Als wolle er sich mit seinen verletzten Spielern solidarisieren, trug auch Streich eine schmerzhafte Blessur aus dem Spiel davon. Nach einem Zweikampf zwischen Schalkes Benjamin Stambouli und Haberer rutschte der Wangener an der Seitenlinie Streich in die Beine. Der Coach stürzte unglücklich und fasste sich in der ersten Halbzeit immer wieder an die Schulter. „Ich kicke ja nicht mehr, deswegen ist das uninteressant“, beschwichtigte Streich nach dem Spiel und machte gar ein Tauschangebot: „Mir wär's lieber, meine Schulter wäre kaputt und dafür wären zwei Spieler gesund.“
Zu viele Verletzte und zu wenig Punkte – da eilte Daniel Caligiuri nach dem Spiel in die Freiburger Mannschaftskabine, um Trost zu spenden: „Ich habe ein bisschen Mitleid, weil es der SC Freiburg gegen uns vor allem in der ersten Halbzeit wirklich gut gemacht hat“, sagte der 29-jährige Deutsch-Italiener. „Die Freundschaft zu Freiburg bleibt immer.“Zum richtigen Torjubel will Caligiuri im nächsten Auswärtsspiel unbedingt zurückkehren: Dann geht es für Schalke nach Dortmund.