Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Ein Haus voller Farben
Letzte Ausstellung von Nicole Fritz im Kunstmuseum
RAVENSBURG (ds) - Mehr Massenauftrieb ging nicht: Zur Eröffnung der Ausstellung Schmidt-Rottluff im Kunstmuseum und der gleichzeitigen offiziellen Verabschiedung von Nicole Fritz, die zum Jahresende als Direktorin zur Kunsthalle Tübingen wechselt, waren so ziemlich alle Kunstinteressierten aus Ravensburg gekommen und neben lokaler Prominenz und Sponsoren auch Museumsleiter aus der Ferne angereist, sowie Künstler, die in den vergangenen sechs Jahren hier ausgestellt haben wie der Fotograf Guido Mangold.
In Abänderung des Programms hatte nicht Oberbürgermeister Daniel Rapp das erste Wort, sondern die Kuratorin Christiane Remm von der Karl und Emy Schmidt-Rottluff Stiftung im Brücke Museum Berlin, die zusammen mit Nicole Fritz die Ausstellung eingerichtet hat und seit 15 Jahren über den Künstler forscht.
Sie stellte ihre Einführung unter zwei Zitate des Künstlers. Zum einen den Ausstellungstitel „Rauschen der Farben“und das späte Wort SchmidtRottluffs „Immer wieder muss die Welt neu gesehen werden“. Die wesentlichen Stilmittel des Malers seien an das individuelle Erleben gebunden und bereits in den Jugendbildern, die ihr besonders am Herzen lägen, scheine die Symbolik der späteren Landschaften auf. Mit ihrem Dank an Nicole Fritz für die bereichernde Zusammenarbeit ging zugleich das Wort an die scheidende Direktorin des Kunstmuseums.
Ihr selbst sei bei diesem farbenfrohen „Abschiedsgeschenk“für die „trüben Wintermonate“das noch nie so ausführlich gezeigte Spätwerk des Malers, eines „Magiers der Farbe“wichtig gewesen, fügte Fritz ergänzend hinzu. „Mir war es ein Anliegen, Ihnen das Museum als Lernort zur Verfügung zu stellen“, fasste sie danach ihre Arbeit der vergangenen sechs Jahre zusammen. Und versprach alsdann, mit wieder fester und fröhlicher Stimme, allen Besuchern mit Ravensburger Postleitzahl im kommenden Jahr ermäßigten Eintritt in die Tübinger Kunsthalle.
OB Daniel Rapp: Status eines überregionalen Museums
Der Oberbürgermeister, der zu gleicher Zeit wie Nicole Fritz in Tübingen studiert hat – allerdings Jura, und nicht Kunstgeschichte –, redete zum Abschluss „mit einem lachenden und einem weinenden Auge“. Nicole Fritz, die in dem Neubau über 30 Ausstellungen in sechs Jahren kuratiert und „dieser Hülle den Geist eingehaucht“habe, könne eine enorme Leistung vorweisen. Über 200 000 Besucher kamen in dieser Zeit wegen des Museums nach Ravensburg. Das Haus habe dadurch bundesweit und in internationalen Fachkreisen große Anerkennung gefunden und so von vornherein den Status eines überregionalen Museums erreicht. Außerdem sei es als „außerschulischer Bildungsort“in der ganzen Stadt beliebt. Eine Zeichnung des Architekten Arno Lederer und ein dickes Buch zum „Tübinger Vertrag“sollen Nicole Fritz nun an ihre Ravensburger Jahre erinnern.
Warmherzige Abschiedsworte fand zuletzt Gudrun Selinka, die Nicole Fritz für die „große und engagierte Aufbauarbeit“dankte und hervorhob, wie diese mit ähnlicher Leidenschaft wie ihr verstorbener Mann die Sammlung betreut habe. Um ihr die Wegstrecke zur außerhalb des Zentrums liegenden Kunsthalle in Tübingen zu erleichtern, hatten sich die Stifterin und Freunde des Kunstmuseums Ravensburg ein wirklich praktisches Geschenk ausgedacht – ein E-Bike mit Namen Electra.