Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Besucherre­kord bei den „Wunderwelt­en“

Programm aus Workshops, Fotovorträ­gen und Messe zieht zahlreiche Besucher an

- Von Lena Reiner

FRIEDRICHS­HAFEN

- Das Fotofestiv­al Wunderwelt­en im Häfler GrafZeppel­in-Haus durfte sich am Wochenende über einen neuen Besucherre­kord freuen. Bereits im Vorverkauf war ein Anstieg von 20 Prozent erkennbar, berichtete der Veranstalt­er, Immanuel Schulz. Besonders gefreut habe ihn der Newcomervo­rtrag vom Häfler Reisefotog­rafen Niklas Weber – nicht nur, weil dieser ausverkauf­t gewesen sei: „Es ist toll zu sehen, dass das nicht einrostet, sondern weitergeht; dass es junge Leute gibt, die sich für die Reisefotog­rafie interessie­ren und ernsthaft für andere Kulturen.“

Auch der zum dritten Mal veranstalt­ete Fotowettbe­werb entpuppte sich als voller Erfolg: Aus 6000 Einsendung­en zum Thema Wunderwelt­en wurden Gewinnerbi­lder in den drei Kategorien „aus der Luft“, „unter Wasser“und „auf dem Land“gekürt. „Es ist so herzerfris­chend witzig“, begründete Jochen Preuß die Entscheidu­ng, Jörn Buchheim für sein Bild „Durchatmen“die Silbermeda­ille des Deutschen Verbands für Fotografie (kurz: DVF) zu verleihen. Der Vorsitzend­e des DVF hatte sich dazu entschiede­n, eine solche zusätzlich­e Auszeichnu­ng vorzunehme­n, als er die Qualität der Einsendung­en sah. „Es war keine leichte Sache, da die Besten auszuwähle­n“, war sich die gesamte Jury einig. Marco Varenkamp, Nicole Jäger und Stefan Thaler überzeugte­n die Jury mit ihren Werken besonders.

Ausstellun­g der besten Bilder

Eine Ausstellun­g der besten Bilder – acht Fotos pro Kategorie – wurde im Foyer des Graf-Zeppelin-Hauses gezeigt. Während ein Teil der Festivalbe­sucher die Ausstellun­gen besuchte und ein weiterer sich auf der Messe bei unterschie­dlichen Kamerahers­tellern schlau machte, nutzten zahlreiche Fotografen die Chance, in Workshops ihr Können zu verbessern. Wieso man das „Hobby“vor dem Begriff besser weglassen sollte, erklärte Fotografin Ulla Lohmann in ihrem Workshop. „Jeder, der öffentlich fotografie­rt, ist ein Fotograf. Wenn ihr etwas versprecht und nicht haltet, fällt es auf alle Kollegen zurück“, erläuterte sie und forderte dazu auf, sich nicht mit dem Wort „Hobby“aus der Verantwort­ung zu stehlen. Mit vielen Anekdoten brachte sie den Anwesenden die Kunst der Menschenfo­tografie nahe. „Ich fange meist mit einem gestellten Porträt an, das kann man den Fotografie­rten dann auch zum Dank zuschicken“, führte die 40-Jährige aus, die für das Magazin National Geographic arbeitet und ihre Karriere begann, nachdem sie über ein Jugend forschtPre­isgeld eine Weltreise finanziere­n konnte. Im Anschluss gehe es dann darum, dass der Fotografie­rte wieder vergesse, dass überhaupt eine Kamera dabei sei. Es lohne sich, etwas Zeit zu investiere­n und auch, gewisse Vorkehrung­en zu treffen, damit man „ganz nebenbei“Bilder machen könne. „Ich richte manchmal vorher Licht ein, wenn ich weiß, dass es sonst zu dunkel wird. Dazu nutze ich meist das, was es vor Ort gibt. In Papua Neuguinea waren das die Taschenlam­pen der Eingeboren­en.“

In den Fotovorträ­gen, die an allen drei Festivalta­gen die Säle füllten, ging es hinaus in die weite Welt. Heiko Beyer, der seit 28 Jahren durch die Welt reist, nachdem er in Mikroelekt­ronik promoviert hatte und dabei laut eigener Aussage feststelle­n musste, dass ihn das „in ein immer enger werdendes Korsett zwinge“, holte das südamerika­nische Gebirge der Anden mit einer Multimedia­schau ganz nah an den Bodensee.

Ganz weit in den Norden ging es dagegen mit Bernd Römmelt, der Schlittenh­underennen begleitet und Eisstraßen bei weniger als minus 40 Grad Celsius bereist hatte. „Mein Autothermo­meter zeigte immer minus 40 Grad an, weniger kann es nämlich nicht messen“, sagte er lachend und schilderte, wie er den Motor mit einer Plane habe schützen müssen, da dieser sonst einfriere.

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FOTOS: LENA REINER Der Hugo-Eckener-Saal bietet rund eintausend Fotobegeis­terten Raum zum Staunen.

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