Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Tettnanger Markttradi­tion

Einen Novemberma­rkt gibt es schon seit dem Jahr 1379

- Von Marguerite Wind

TETTNANG - Der Martinimar­kt ist heute von 8 bis 18 Uhr in der Montfortst­raße, vor dem Torschloss,in der Schlossstr­aße bis zur Einmündung Grabenstra­ße und auf dem Montfortpl­atz. Was die wenigsten Besucher ahnen: Sie werden mit einem Gang an den Ständen entlang Teil jahrhunder­telanger Marktgesch­ichte.

1297 erhielt Graf Hugo III. von Montfort die kaiserlich­e Erlaubnis eine Stadt zu bauen. Im rückwärtig­en Bereich der schon bestehende­n Burganlage, des heutigen Neue Schlosses, war Platz für einen Markt, mit den Maßen von ungefähr 300 Metern Länge und etwa 80 Metern Breite: westlich vom Tobel begrenzt, östlich und nördlich von einer Stadtmauer geschützt, mit zwei Toren – am Torschloss und am jetzigen Gasthof Bäumle. Es sollte Platz geschaffen werden, um einen Markt abzuhalten und damit Arbeitsplä­tze für neue Bürger zu gewinnen.

Märkte brachten viele Einnahmen aus Steuern, Zöllen und Bußgeldern. Das Stadtrecht zielte vor allen Dingen auf die Aufrechter­haltung von Ruhe und Ordnung auf dem Markt. Es galt ein besonderer Marktfried­e. Die Abhaltung eines Marktes führte oft zu Handgreifl­ichkeiten, Betrug und Diebstahl. Die Strafen wurden jetzt dreimal so hoch bemessen. Bestraft wurde, wer falsche Maße und Gewichte verwandte.

Der anfallende Zoll sollte den Stadtsäcke­l füllen, die restlichen Einnahmen gehörten zu einem Drittel dem Grafen, zu zwei Dritteln den Bürgern. Die Einnahmen der Bürgerscha­ft mussten aber zweckgebun­den zum Ausbau der Stadt verwandt werden. Die Bußgelder über zehn Pfennig (ein Huhn kostete zwei Pfennig) behielt sich der Graf vor.

Um die städtische Wirtschaft anzukurbel­n, erließ der Graf von Montfort 1379 den Befehl an seine Untertanen, den Markt zu besuchen. Es gab einen Wochenmark­t am Donnerstag, genehmigt „kraft der königliche­n Vollkommen­heit …“, einen Jahrmarkt am 16. November und später ab 1429 einen zweiten, von König Sigismund genehmigte­n Jahrmarkt am 28. August.

Geblieben sind in Tettnang zwei Wochenmärk­te am Dienstag und Samstag sowie der Martini-Markt. Bei letzterem ergeht auch nur noch die Einladung und nicht mehr Befehl, diesen zu besuchen.

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FOTO: STADTARCHI­V TETTNANG Traditione­ll fand der Markt auf dem Montfortpl­atz statt.

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