Schwäbische Zeitung (Tettnang)
„Sie sind da, wo Hilfe gebraucht wird“
Amy Neumann-Volmer und Klaus Volmer über ihren Einsatz mit „Ärzte ohne Grenzen“
TETTNANG - 815 Millionen Menschen hungern weltweit, 2,7 Millionen Neugeborene sterben jährlich und täglich sterben 15 000 Kinder unter fünf Jahren: Nach der Begrüßung durch Pfarrerin Martina Kleinknecht-Wagner berichteten die Allgemeinmedizinerin Amy NeumannVolmer und Kinderarzt Klaus Volmer im Martin-Luther-Gemeindezentrum über ihre Tätigkeit bei „Ärzte ohne Grenzen/Médecins sans Frontières“, kurz MSF, die in rund 70 Ländern aktiv sind. „Wir sind da, wo Hilfe gebraucht wird.“
Laut Amy Neumann-Volmer ist MSF eine private, internationale humanitäre Organisation, die Menschen in Not hilft, wenn sie Opfer von natürlich verursachten oder von Menschen herbeigeführten Katastrophen sowie von bewaffneten Konflikten sind. MSF arbeitet neutral, unparteiisch und ist unabhängig von politischen, wirtschaftlichen oder religiösen Mächten. Nicht nur Ärzte, sondern qualifizierte Mitarbeiter aus allen Bereichen sind bei MSF tätig. Ihr Einsatz findet zu etwa 50 Prozent in Kriegsgebieten, zu 30 Prozent nach Kriegsende und zu 20 Prozent bei Epidemien, wie beispielsweise in Gefängnissen, statt. Ein gut entwickeltes Logistiksystem sowie medizinisches und technisches Know-how sorgen für professionelle Hilfe. „Ärzte ohne Grenzen“ fordern deshalb ausdrücklich den Schutz für medizinisches Personal durch die „Genfer Konvention“. Laut Klaus Volmer hätten Angriffe auf medizinische Einrichtungen und sogar auf Trauma-Zentren dramatisch zugenommen.
Wenn Amy Neumann-Volmer und Klaus Volmer in einem Krisengebiet eingesetzt sind, wird die eigene Praxis in dieser Zeit von Kollegen und Freunden weitergeführt. Einsätze fanden beispielweise im Jemen statt, wo durch den Bürgerkrieg Krankenhäuser und Wasserleitungen zerstört wurden, was eine verheerende Cholera-Epidemie zur Folge hatte. Eine an sich nicht schwer zu behandelnde Krankheit wurde für die vom Krieg geschwächten Menschen zur Lebensgefahr. „Ärzte ohne Grenzen“konnte dort die Cholera zwar eindämmen, doch die Gesundheitsversorgung ist weiterhin katastrophal.
Klaus Volmer berichtete auch, dass zurzeit im Südsudan eine Hungersnot herrsche und durch den anhaltenden Krieg auch kein intaktes Gesundheitssystem mehr existiere, medizinische Einrichtungen seien nicht zu erreichen oder zerstört. Viele Menschen sind deshalb in ein Sumpfgebiet geflohen und leben dort in einem Zeltlager. 25 Prozent der Kinder leiden unter Mangelernährung. Ein mobiles Team von „Ärzte ohne Grenzen“mit südsudanischen Mitarbeitern begleitet die Menschen vor Ort und leistet Hilfe mit einem kompletten medizinischen Equipment.
Laut Amy und Klaus Volmer hätten auch Krankheiten wie die resistente Tuberkulose und Masern in den Krisenländern stark zugenommen. Medikamente werden benötigt, allerdings sind sie für die arme Bevölkerung unerschwinglich. Deshalb fordert „Ärzte ohne Grenzen“mit der Kampagne „Bezahlbarer Impfstoff für jedes Kind“die Pharmaunternehmen auf, die Preise für ihre Impfstoffe für alle ärmeren Länder und humanitären Hilfsorganisationen auf fünf US-Dollar für drei Impfdosen zu senken.
Wie kann man „Ärzte ohne Grenzen“unterstützen? „Schauen Sie sich regelmäßig unsere Homepage an. Wir berichten zeitnah über alle aktuellen Themen und wir freuen uns natürlich über Ihre Spende“, meinte Klaus Volmer mit einem Dank bei den Tettnanger Bürgern für ihr Interesse. Auch Martin Luther alias Markus Stein und Gattin Katharina „Käthe“von Bora, gespielt von Uschi Tonhäuser, hatten sich mit einer humorvollen, schauspielerischen Einlage unter das Publikum gemischt.
Weitere Infos zu „Ärzte ohne Grenzen“unter
www.aerzte-ohne-grenzen.de