Schwäbische Zeitung (Tettnang)
SPD und FW nominieren Ecker einstimmig
Oberbürgermeister will die begonnenen Projekte in Lindau zu Ende führen
LINDAU - Einstimmig haben SPD und Freie Wähler Gerhard Ecker als Kandidat für die Oberbürgermeisterwahl am 21. Januar aufgestellt. Zuvor hatte Ecker seine Bilanz der vergangenen sechs Jahre vorgestellt und erklärt, dass er die begonnenen Projekte zu Ende führen wolle.
Er sei oft gefragt worden, ob er sich für zwei oder sechs weitere Jahre als OB bewerbe. Das könne er jetzt aber nicht endgültig beantworten, sagte Ecker am Freitag. Denn er bewerbe sich, um Projekte wie Therme, Bahnhöfe, Berliner Platz oder Beverplatz voranzubringen. „Ich brauche noch mindestens zwei Jahre, um die Dinge abzuschließen.“Deshalb hänge es vom Fortschritt der Projekte ab und davon, wer als Nachfolger infrage komme. Das werde er sich im Sommer 2019 überlegen und dann entscheiden, „ob ich guten Gewissens das Amt einem Nachfolger übergeben kann“.
Auch wenn sich Ecker nach eigenen Worten eine Wahl ohne großen Wahlkampf gewünscht hätte, kommt es angesichts zweier Gegenkandidaten nun anders. Er forderte seine Mitstreiter deshalb auf, „dass wir alle Kandidaten ernst nehmen“. Der OB nimmt die Herausforderung an und geht davon aus, dass es im ersten Wahlgang keine Entscheidung gibt, sondern dass eine Stichwahl nötig wird. „Wir werden einen kurzen, aber doch knackigen Wahlkampf haben.“Dafür gaben ihm SPD und FW Rückhalt: Alle 15 anwesenden SPDMitglieder und alle 17 anwesenden FW-Mitglieder stimmten für die erneute Kandidatur. Nun hofft Ecker, dass die Mitstreiter ihn im Wahlkampf ähnlich unterstützen. Klar ist bereits, dass es ab dem 2. Dezember an jedem Samstag Infostände geben wird, abwechselnd beim Wochenmarkt und beim Lindaupark.
Dabei will Ecker mit seinen Erfolgen punkten. Am Freitag hatte er eine Liste von 32 Projekten dabei unter dem Motto Versprochen-Gehalten. Darunter sind Stadtentwicklungskonzept Isek und Verkehrskonzept Klimo ebenso wie Bau der Inselhalle mitsamt Parkhaus, Bau der Unterführungen Langenweg und Bregenzer Straße, Bau der Hauptfeuerwache und einer neuen Inselwache, Einigung mit der Bahn auf das ZweiBahnhofs-Konzept, Bau der Thierschbrücke oder der Bau günstiger Mietwohnungen durch die GWG. All das seien Projekte, die Lindauer schon seit Jahren oder Jahrzehnten diskutiert haben, ohne wirklich vorwärtszukommen.
Hinzu kamen Projekte, die beim Amtsantritt im April 2012 nicht absehbar waren wie der Umbau des Cavazzens mit Neubau eines Museumsdepots und die Gartenschau 2021, die Ecker als Meilenstein für die Stadtentwicklung ansieht. Auch dass wirklich ein Thermenbau möglich ist, damit habe vor sechs Jahren niemand gerechnet.
Ecker erwähnte noch den Bau einer neuen Unterkunft für Obdachlose, eine Lösung für einen neuen Supermarkt auf der Insel, die Rettung des Rainhauses, den Bau eines Vereinshauses für Musikverein Aeschach-Hoyren und Trachtenverein Bayerisch Bodenseer und die Belebung der Eilguthalle. Innovationscampus der GWG auf dem Blumareal, Ausbau des Hochwasserschutzes und andere Projekte kamen hinzu. Ecker erinnerte zudem an die Konsolidierung der Stadtwerke und die Zusammenführung der Gartenund Tiefbaubetriebe.
Ecker schreibt es sich zu, dass Lindau inzwischen den Ruf als „Schlummerland“oder „Vertagungsstadt“verloren habe. Der OB verwahrte sich gegen Vorwürfe, er würde Lindau an den Bürgern vorbei regieren: „Wir haben bei der Bürgerbeteiligung einen Stand erreicht, der fast nicht mehr zu toppen ist.“Der OB erinnerte an Bürgerversammlungen, Infoabende, Workshops, Stadtteilspaziergänge, Fragestunde im Stadtrat und seine Sprechstunden, die einen hohen Grad an Transparenz ermöglichen. Er räumte ein, dass keine dieser Entscheidungen ohne Kritik war, weder im Stadtrat noch in der Bürgerschaft. Doch die Tatsache, dass die Lindauer seine Politik in allen Bürgerentscheiden bestätigt haben, spreche für sich. Auch Partner wie die Bahn oder der Freistaat nähmen Lindau wieder ernst. So seien in den sechs Jahren 70 Millionen Euro Fördergelder nach Lindau geflossen. Angesichts all der Notwendigkeiten sei der Schuldenabbau zweitrangig. Denn Lindau habe die niedrigsten Zinsen aller Zeiten nutzen müssen für die anstehenden Investitionen.
Schönberger wirft „Nörglern“„Vernichtungsaktionen“vor
Gelungen sei das alles nur, weil es im zersplitterten Stadtrat mit zehn politischen Gruppen inzwischen eine „konstruktive Mehrheit“gebe. Ausdrücklich dankte Ecker der CSU mit Bürgermeister Karl Schober und Fraktionschef Thomas Hummler, die zum Wohle Lindaus arbeiteten.
„So viel Gestaltung haben wir in Lindau mehr als 20 Jahre nicht erlebt“, bescheinigte Bürgermeister Uwe Birk, der seit mehr als 25 Jahren für die SPD im Stadtrat sitzt. FWStadtrat Werner Schönberger lobt den OB: „Er hat in den sechs Jahren mehr erreicht als seine Vorgänger in 24 Jahren zusammen.“Denn die hätten sich an viele Themen nicht herangetraut. Schönberger beklagte „Neid“und „Vernichtungsaktionen“der „Nörgler“aus Stadtrat und Bürgerschaft. Es seien die immer gleichen Gruppen, die mit Bürgerbegehren die Projekte aufhalten und damit vor allem teurer machten. Ohne Namen zu nennen, warf Schönberger politischen Gegnern Boykotthaltung zum Schaden Lindaus vor. Dass die Lindauer dies nicht wollen, würden Wahlkampf und Ergebnis zeigen. Birk dankte Ecker: „Du hast dich nicht verändert, aber die Stadt hat sich verändert – zum Positiven.“