Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Daniel Obermayr tritt für die Bunten als OB-Kandidat an
63 Lindauer stimmen bei der Nominierungsversammlung am frühen Sonntagabend für den 47-Jährigen
LINDAU (dik) - Auch die Bunte Liste hat ihren Kandidaten für die Oberbürgermeisterwahl in Lindau aufgestellt: Daniel Obermayr wird gegen Amtsinhaber Gerhard Ecker antreten. 63 Lindauer haben am Sonntag bei der Nominierungsversammlung für Obermayr gestimmt, vier waren dagegen.
Obermayr ist als Gesicht in der Lindauer Politik bisher nur wenigen bekannt. Deshalb hat sich der 47-Jährige kurz vorgestellt: Er hat nach der Schule bei Metzeler eine Ausbildung zum Werkzeugmacher absolviert, bevor er auf dem zweiten Bildungsweg das Fachabitur erreicht und in Weingarten Maschinenbau studiert hat. Dann hat er erst in Kressbronn gearbeitet, heute arbeitet er bei der Lindauer Dornier. Seit 1999 lebt Obermayr in Lindau, fühlt sich nach eigenen Worten „sehr wohl“auf der Insel. Weil er der Meinung ist, dass die Gesellschaft viel mehr gegen den Klimawandel tun müsste und weil er nicht nur reden will, arbeitet er seit Jahren im Arbeitskreis Verkehr der Lokalen Agenda, dessen Sprecher Obermayr inzwischen ist.
Öffentlich hervorgetreten ist Obermayr beim Bürgerentscheid gegen das Parkhaus der Inselhalle: Damals war er einer der drei Sprecher der Bürgerinitiative. So bekam er auch Kontakt zur Bunten Liste, der er sich seitdem verbunden fühlt und für die er nun erstmals ein politisches Amt anstrebt: „Ich habe mich noch nie irgendwo zur Wahl gestellt.“Doch er lernt offenbar schnell, der er sprach nie von „den Politikern“, sondern nutzte immer das „Wir“, wenn er von der Politik sprach.
Obermayrs Themenschwerpunkte sollen die der Bunten sein: Umwelt und Soziales. Wenig überraschend sind seine Standpunkte beim Verkehr: Lindau soll möglichst viele Menschen bewegen, zu Fuß zu gehen, mit dem Rad zu fahren oder Bus und Bahn zu nutzen. Er ist überzeugt, dass sich der Verkehr in 15 Jahren grundlegend ändern werde, so dass deutlich weniger Autos fahren.
Allerdings will er das weniger durch Verbote, sondern mehr durch Anreize erreichen. So wehrte er die Forderung aus dem Publikum nach einer „autofreien Insel“als „polemischen Kampfbegriff“ab, mit dem man nichts erreichen werde: Eine Schranke vor der Insel bezeichnete er als „konsequent, aber nicht umsetzbar“. Ziel der Stadtpolitik sollte es aber sein, Verkehr so zu organisieren, dass niemand – egal ob Lindauer oder Gast – auf ein Auto angewiesen ist.
Direkt befragt, lehnte er ein Parkhaus am Karl-Bever-Platz ab und sprach sich stattdessen für einen großen Auffangparkplatz nahe der Autobahnabfahrt aus. Den könne man später zurückbauen, während die Stadt ein Parkhaus noch abzahlen müsse, wenn dort niemand mehr parken werde.
Auch wenn die Anhänger in der Fragerunde von ihm viel Konkretes zu Lindauer Themen wissen wollten, hatte Obermayr keine Scheu zuzugeben, wenn er sich noch nicht eingearbeitet hat. Er mied falsche Versprechungen. So hält er den Wohnungsbau privater Bauträger in Lindau für verfehlt, weil diese teure Wohnungen bauen, welche die Lindauer eigentlich gar nicht bräuchten. Aber das könne die Stadt kaum beeinflussen.
Obermayr sprach sich gegen die Therme aus, weil diese über Jahrzehnte Kohlendioxid ausstößt, auch wenn die deutschen Klimaziele von drastischen Verringerungen ausgeht: „Darum glaube ich, dass diese Investition einfach unzeitgemäß ist.“Wohnungen werde die Stadt über die GWG für den Bedarf bauen. Deshalb lohne es sich nicht, über die Zahl zu streiten, sondern man werde den Bedarf im Auge haben müssen und aufpassen, dass ausreichend Grünflächen erhalten bleiben. Er räumte ein, dass er keine politische Erfahrung habe. Dennoch hält er sich aus seiner Berufserfahrung heraus für gerüstet, um Verhandlungen zu führen. Dabei werde er einerseits Standpunkte vertreten, andererseits aber Kompromisse suchen. Das gelte auch für den Stadtrat: „Man muss Mehrheiten finden.“Und das traue er sich zu.
Das gilt offensichtlich auch für die anwesenden Lindauern, von denen jeder abstimmen durfte, der wollte und nicht schon am Freitag bei der Nominierung von OB Ecker abgestimmt hatte. Da die Bunten keine Mitglieder haben, trugen sich 63 der über 70 Anwesenden in die Anwesenheitsliste ein und stimmten mit. Zuvor hatten die Bunten Stadträte verschiedene Schwerpunkte ihrer Stadtratspolitik hervorgehoben und die Bedeutung eines OB-Kandidaten der Bunten Liste betont, weil dies eine Möglichkeit sei, um die Politik öffentlich zu vertreten. Zudem sei es ein Sprungbrett in den Stadtrat, wo Ulrich Kaiser, Alexander Kiss und Max Strauß sitzen, die allesamt bereits OB in Lindau werden wollten. Kaiser hält die Erfolgschancen so gut wie noch nie: „Wir haben einen OB, der nicht mehr will, und einen anderen Kandidaten, der es nicht kann.“