Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Unter Beschuss
Die Echt Bodensee Card steht von allen Seiten unter Beschuss: Einige Zimmervermieter laufen Sturm gegen die Karte wegen angeblicher Probleme mit dem Datenschutz, als dessen Vorkämpfer sie sich sehen.
Der Verwaltungsgerichtshof stellt die Verknüpfung des Projekts mit der Kurtaxe in Langenargen infrage. Systembetreiber Konstantin Andreas Feustel bringt sich in Misskredit, weil zwischen Projektentwicklung und Auftragsvergabe vielleicht nicht so sauber getrennt wurde, wie es geboten war.
Es klingt, als hätte sich in einer kleinen Plastikkarte fast alles an Problemen manifestiert, was das deutsche Verwaltungs- und Vergabewesen so zu bieten hat. Und genau das ist das Problem: Längst hat sich die Unzufriedenheit einzelner mit dem Projekt zu etwas entwickelt, was im Internet-Neusprech „Shitstorm“genannt wird. Eine undurchsichtige Gemengelage von im einzelnen möglicherweise nachvollziehbaren Gründen hat eine solch geballte Kraft entwickelt, dass jetzt das Gesamtprojekt infrage steht.
Aber mal ehrlich: Es geht im Kern doch nur um die Idee, den Bodensee als Touristenregion gemeinsam zu vermarkten und Gästen attraktive Angebote zu machen, damit sie hierher kommen und ihren Urlaub nicht woanders verbringen. Das ist im mittlerweile vor allem im Internet stattfindenden Kampf um Gäste schlichtweg unumgänglich geworden. Und diese Idee braucht jetzt dringend die Chance auf einen fairen Neustart. Auch die Investitionen, die bis jetzt in die Karte geflossen sind, dürfen nicht einfach für die Katz’ gewesen sein.