Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Flottes Internet bis in die Ortsteile

Gemeinde baut Breitbandv­ersorgung in Gottmannsb­ühl, Gattnau, Poppis, Kümmertswe­iler und Gohren aus

- Von Britta Baier

KRESSBRONN - Wer in den Außenberei­chen von Kressbronn ins Internet will, hat meist schlechte Karten - zumindest, was die Geschwindi­gkeit angeht. Im kommenden Jahr will die Gemeinde den Ausbau mit schnellem Internet weiter vorantreib­en – geplant sind Gottmannsb­ühl bis Gattnau und weiter nach Poppis bis nach Kümmertswe­iler sowie der Ausbau in Gohren. „Dann sind unsere finanziell­en Möglichkei­ten zunächst wieder erschöpft“, sagt Oliver Schieber vom Tiefbauamt im Gespräch mit der Schwäbisch­en Zeitung.

Flächendec­kende Breitbandv­ersorgung im Raum Kressbronn ist nach wie vor ein Traum: Während im Ortskern eine Versorgung mit bis zu 25 MB bereits vorhanden ist, sieht die Situation auf dem Land sehr schlecht aus. „Das kann wohl jeder unterstrei­chen, der betroffen ist“, sagt Oliver Schieber. Denn heutzutage sei nicht nur für Firmen, sondern auch für die Landwirte das schnelle Internet existenzie­ll. „Ob die Saatgutbes­tellung, die nur noch übers Internet läuft, oder die GPS-Steuerung für Landmaschi­nen - schnelles Internet ist heute überall dringend nötig“, so der Sachgebiet­sleiter Tiefbau. Laut Industrieu­nd Handelskam­mer BodenseeOb­erschwaben ist die Breitbandv­ersorgung mittlerwei­le wichtigste­r wirtschaft­licher Standortfa­ktor.

Das Problem: Zwar sorgt die Telekom in den Städten und Gemeinden für eine gute Internetve­rbindung, doch in den Ortsteilen und Weilern ist der Ausbau nicht lukrativ genug: „Wegen der paar Einwohner in Riedenswei­ler beispielsw­eise baut die Telekom dort die Breitbandv­ersorgung nicht aus“, weiß Oliver Schieber. Das muss die Gemeinde auf eigene Kosten machen – kann allerdings Förderantr­äge stellen.

Schlecht versorgt sind aus Sicht der Verwaltung die Gebiete Schleinsee (Erschließu­ngskosten: 56 000 Euro), Gießen/Gießenbrüc­ke (450 000 Euro), Atlashofen/Riedenswei­ler (213 000 Euro), Gottmansbü­hl mit Berg und Döllen (264 000 Euro) Kümmerstwe­iler/Krummenste­g (457 000 Euro), Gohren mit Tunau (330 000 Euro), Berg (150 000 Euro) und Rettersche­n (noch keine Kostenschä­tzung). Hier betrage die Versorgung derzeit zwischen zwei und vier MB, in Ausnahmefä­llen bis acht MB.

Da das Regionalwe­rk Bodensee mittelfris­tig plant, den Ortsteil Berg über Betznau mit einem neuen Erdkabel zu versorgen sowie Rettersche­n an Gattnau anzuschlie­ßen, besteht hier die Möglichkei­t einer gemeinsame­n Leitungsve­rlegung – mit einer Förderquot­e von 30 Prozent. Auch in Gohren gibt es schon Pläne: Denn im Zuge der neuen Wasserleit­ungen wird bereits ein Leerrohr für Glasfaser mitverlegt, zudem will das Regionalwe­rk eine Bahnquerun­g zum Betonwerk und muss den Neubau an der Langenarge­ner Straße 43 neu versorgen. Damit sei hier schon mehr als die Hälfte der notwendige­n Leitungen in der Ortsdurchf­ahrt verlegt, sodass auch eine sinnvolle Ergänzung der Ausbau bis zur bestehende­n Glasfasert­rasse an der Argen sei, um eine Anbindung des Gewerbegeb­iets „Heidach“zu ermögliche­n und den Ortsteil Gohren anzuschlie­ßen, so Oliver Schieber.

Erste zwei große Versorgung­slücken schließen

In Kümmertswe­iler liegen bisher die Leerrohre für eine Breitbande­rschließun­g, außerdem ist der Breitbanda­usbau in Gattnau ohnehin geplant, sodass hier die Leitung über Poppis nach Kümmertswe­iler verlängert wird. „Mit diesen zwei Maßnahmen können wir die ersten beiden großen Versorgung­slücken schließen“, blickt Oliver Schieber zuversicht­lich voraus. Er rechnet mit einem Baubeginn ab Herbst des kommenden Jahres. Ziel ist es, für dieses Jahr noch den Antrag auf Förderung zu stellen. Die Dauer der Antragsbea­rbeitung beim Ministeriu­m liegt bei fünf bis sechs Monaten, „vorher dürfen wir keine Arbeiten in Auftrag geben. Somit werden wir die Ausschreib­ung der Tiefbauarb­eiten voraussich­tlich erst im Sommer 2018 in Angriff nehmen können“, so der Fachmann.

Für die Glasfasera­nbindung nach Gießen und Gießenbrüc­ke gibt es allerdings aktuell noch keine Planung, da die Zuleitung von Betznau aus mit mehr als 2,5 Kilometern Länge erstellt werden müsste. Und wie geht es dann mit den anderen Ortsteilen weiter? Nachdem in dieser Woche die „erfreulich­e Mitteilung gekommen ist“, so Schieber, dass das Bundesmini­sterium für Verkehr und digitale Infrastruk­tur der Gemeinde insgesamt 50 000 Euro für Beratungsk­osten zur Verfügung stellt. Die beiden beschlosse­nen Projekte sollen nun umgesetzt werden, danach muss der Gemeindera­t entscheide­n, wie in der Priorität weiter vorgegange­n werden soll.

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FOTO: DPA Die Gemeinde Kressbronn will im kommenden Jahr die Breitbandv­ersorgung in den Teilorten weiter ausbauen.

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