Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Landwirte stehen vor großen Herausforderungen
Die Ortsobmännerversammlung steht unter dem Zeichen eines harten Obstjahrs und neuer Verordnungen
DIETMANNSWEILER - Ein leises Grummeln ist bei der „Großen Ortsobmännerversammlung“in der Schöre in Dietmannsweiler am Dienstagabend zu vernehmen gewesen. Auf die Landwirte kommt, das wurde in Vorträgen und Gesprächen deutlich, in der nächsten Zeit einiges zu: eine striktere Düngeverordnung, Randstreifen, die nicht bewirtschaftet werden dürfen und einiges mehr. Hinzu kommt ein, gerade für Obstbauern, hartes Jahr mit immensen Frostschäden.
Weitere Themen brachte Dieter Mainberger, Vorsitzender des Kreisbauernverbands Tettnang, in seiner Begrüßungsrede auf: Er stellte darin unter anderem eine immer dünnhäutigere Gesellschaft fest, die die Leistung der Landwirte kritisiert, aber sie weder wertschätzt noch bezahlen möchte. Auch von „Meinungsmache“war die Rede.
Tauziehen um richtige Lösung
In Sachen Frost, sagte Mainberger, sei er froh, „dass das Land Frosthilfe in Aussicht stellt“. Hermann Gabele vom Landwirtschaftsamt konkretisierte später, das Land werde 50 Millionen Euro an die Landwirte zahlen. Der Amtsleiter verwies bei der Düngeverordnung auf ein „Tauziehen um die richtige Lösung“. So gebe es im Süden sehr gute Wasserwerte und im Norden einen hohen Handlungsbedarf. Doch auch für hiesige Landwirte werde sich die Verschärfung bemerkbar machen.
Diese Verschärfung hatte Mainberger in seiner Ansprache zuvor allgemeiner auf den Nenner gebracht: Dass die Standards zunehmend höher würden, dass die Landwirte sich diesen Aufgaben auch stellen müssten, dass es aber bei diesen Kosten so nicht mehr leistbar sei. „Wir sind Unternehmer und stellen uns auf diese Rahmenbedingungen ein“, sagte Mainberger, verwies aber auf den globalen Markt. Verbiete man die Käfighaltung von Legehennen, dann dürfe man auch den Import von solchen, günstigeren, Eiern nicht erlauben.
Hier sei Marketing sicher eine wichtige Aufgabe, sagte der Vorsitzende nach dem Vortrag von Christian Gabler, dem Leiter der Marke Allgäu bei der Allgäu GmbH. Der berichtete über den Versuch, Allgäu als Qualitätsmarke zu etablieren. Teilnehmen können nur ausgewählte Betriebe, die gewisse Standards erfüllen. Sei das nicht mehr der Fall, würde die Marke auch wieder entzogen.
Marke glaubhaft tragen
Durch die Standards, so das Ziel, würde das Allgäu auch außerhalb bekannter, und zwar nicht nur im Tourismus und bei Lebensmitteln, sondern auch im produzierenden Gewerbe oder durch teilnehmende Gemeinden. Wichtig sei unter anderem die Verwurzelung der Betriebe in der Region, um die Marke glaubhaft tragen zu können.
Nach einem kurzen Bericht von Cornelia Föhr, Geschäftsführerin des Kreisbauernverbands, die Mitgliederzahlen seien stabil, gleiches gelte für die Beiträge und die Mitglieder mögen bitte rechtzeitig kommen, wenn sie eine Sozialberatung bräuchten, gab Karl-Georg Geßler vom Bergpracht Milchwerk einen Überblick über den Milchmarkt.
Dieser stimmte ebenfalls nicht optimistisch. Die Preise, so die Prognose des Experten, würden nach Einschätzung von Marktteilnehmern wieder sinken. Zugleich gebe es – anders als bei Butter – beim Milchpulver große Lagerbestände. Diese seien im Zyklus mit geringeren Liefermengen nicht abgebaut worden, jetzt stiegen diese schon wieder.